~ 2020 (Abel Ganz Records/Just For Kicks Music) – Stil: Rock ~
ABEL GANZ gehörten in den Achtzigerjahren zur neuen Generation des Prog Rock, die den britischen Neo Prog dieser Dekade prägen sollten. Doch die mediale Aufmerksamkeit war noch nicht sehr vorangeschritten und das Business selbst steckte in diesem Genre noch in den Kinderschuhen, so dass die Schotten dereinst ihre Alben nur auf Kassette veröffentlichten.
Über all die Jahre musste die Formation jedoch viele Besetzungswechsel verkraften und zerfiel. Ihren Sänger Alan Reed verloren sie früh an ihre Landsleute, an die bekannteren PALLAS. Das Comeback in der letzten Dekade, ´Shooting Albatross´ anno 2008, war leider nur ein kurzes Aufflackern hinsichtlich neuer Aktivitäten. Sechs Jahre später versuchten es ABEL GANZ dennoch erneut. Die selbstbetitelte Scheibe bedeutete einen kompletten Neuanfang. Ohne ein Original-Mitglied und mit drastisch verändertem Stil, beherbergte der Neo Prog auch Folk und Rock. Weitere sechs Jahre später folgt ´The Life Of The Honey Bee And Other Moments Of Clarity´ auf den selben Pfaden.
Würden die Herrschaften – Mick Macfarlane (Gesang, Gitarre), Davie Mitchell (Gitarre), Stephen Donnelly (Bass), Jack Webb (Keyboards) und Denis Smith (Drums) – mit diesem Werk aus den Vereinigten Staaten von Amerika kommen, wäre die Rede von epischem Americana. Der gemächliche, zwölfminütige Opener ´The Life Of The Honeybee And Other Moments Of Clarity´ könnte in seinem ersten Abschnitt auch Anhängern der ruhigen Töne von ILUVATAR gefallen, doch die Fiddle von Fiona Cuthill setzt einen Break und gibt der Komposition weitere Ebenen zum Aufspielen frei, etwa einem Saxofon-Solo von Snake Davis.
Der Single-Aspirant ´One Small Soul´, da er als Bonus auch in der kürzeren Radio-Edit-Version dem Album anhängt, ist Folk Rock in aller Besinnlichkeit und schenkt der Folk-Sängerin Emily Smith („Scots Singer of the Year 2008“) einen Auftritt. Nach dem Akustik-Gitarren-Intermezzo ´Arran Shores´ fügt sich die Sommer-Episode ´Summerlong´ mit Klavier sowie von Frank van Essen gespielten Streichern im Vordergrund an. Denn das Album setzt seine musikalischen Farbtupfer zwischen dem Sommer und dem Herbst, zwischen dem schönen Hier und dem Vergänglichen in der Zukunft, aber auch in der Trauer über das Endliche aus der Vergangenheit.
Überraschend beginnt das dreizehnminütige ´Sepia And White´ mit markanten Orgel-Klängen beinahe in DEEP PURPLE-Manier, ehe sich die schlichten Klaviertasten als Songbegleiter herausstellen. Den Abschluss bildet letztlich ´The Light Shines Out´ mit einem feschen Beat. Die Flöten und Waldhörner spielen hierzu Stevie Lawrence und Marc Papaghin. Schlagzeuger Denis Smith singt hingegen den Album-Ausklang in Reichweite zu Peter Gabriel, womit die dereinst ABEL GANZ nachgesagte Nähe zu GENESIS wiederhergestellt ist.
Obwohl ein Neuanfang unter anderem Namen sinnvoller gewesen wäre: ABEL GANZ musizieren 2020 losgelöst von den Fesseln ihres Genres. Sie halten sich nicht im Zaum, eigenwillig eigene Weg zu beschreiten.
(8,5 Punkte)
https://www.facebook.com/abelganzband/
https://abelganz.bandcamp.com/album/the-life-of-the-honey-bee-and-other-moments-of-clarity
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