PlattenkritikenPressfrisch

AMPLIFIER – Trippin‘ With Dr. Faustus

~ 2017 (Rockosmos) – Stil: Space Rock ~


Sechseinhalb Jahre ist der mächtige ‚Octopus‘ inzwischen alt und noch immer stehen AMPLIFIER im Schatten ihres ausufernden Überwerks. ‚Echo Street‘ war die spontane, luftig-unkomplizierte Antwort der Engländer, ‚Mystoria‘ die stonerharte, fuzzig nach vorne preschende. Auf ‚Trippin With Dr. Faustus‘ vereinen Sal Balamir und seine Mitstreiter nun ihre STOOGES- und PINK FLOYD-Seiten und servieren ein einstündiges Album, das Spaß und Anspruch aufs wonnigste verknüpft.

Kernstück und Titel-Inspiration ist ‚Silvio‘, ein ausgearbeiteter Überrest der ‚Octopus‘-Sessions, der den faustischen Signore Berlusconi in die Flasche lockt und im Dreivierteltakt dermaßen durchschüttelt, dass dem alten Schwerenöter die mühsam transplantierten Federn ausfallen. Den Mangel an offensichtlichen Hits lächeln AMPLIFIER mit einer stilistischen Bandbreite und Spielfreude weg, die an inspirierteste THE WHO-, KING’S X-, und PURE REASON REVOLUTION-Zeiten erinnert. ‚Freakzone‘ lebt von einer dieser Melodien, die man sofort einrahmen möchte, beim entspannten ‚Anubis‘ knistert und wärmt das innere Lagerfeuer. Und wer beim trippigen ‚Kosmos (Grooves Of Triumph)‘ keinen Bewegungsdrang verspürt und auch für den knarzigen Bassgroove von ‚The Commotion (Bigh Time Party Maker)‘ nur ein Achselzucken übrig hat, der kann die Suche nach des Pudels Kern spätestens an dieser Stelle des Textes aufgeben.

Dem Rest sei getrommelt, dass für Scheuklappen-Verächter an diesem neuen AMPLIFIER-Album kein nachvollziehbarer Weg vorbeiführt. Und zum grellen Cover-Artwork werden wir auf diesen sonnigen Seiten gewiss keine Rüge aussprechen.

Augen zu, Ohren auf!

(8,5 Punkte)