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MANILLA ROAD – To Kill A King

2017 (Golden Core Records) – Stil: Epic Metal


Ist es Macbeth, der Duncan I., König von Schottland, tötet, ist es Macduff, der Macbeth erdolcht, oder ist es Hamlet, der König Claudius zwingt, den vergifteten Kelch zu trinken, bevor er selbst an der ihm zugefügten Verletzung von der mit Gift präparierten Waffe stirbt?

Das Artwork des MANILLA ROAD Werkes ´To Kill A King´ basiert wohl auf letztgenannter literarischer Vorlage, gleichwohl wird der eigenen Deutung Freiraum gelassen, da es kein Konzeptalbum geworden ist, sondern individuelle Songs präsentiert, die sich historischen als auch modernen Unterhaltungsthemen widmen. So beschäftigt sich der Titelsong mit einem Königsmord, ein anderer mit dem Durchschlagen des Gordischen Knotens durch Alexander den Großen; ein Lied hallt zum Movie ‚Mad Doctor of Blood Island‘ und eines zur Varusschlacht im Teutoburger Wald wider. Letztlich wird obendrein die aktuelle Thematik des aufflammenden Hasses im Kielwasser der Religionen angesprochen.

Musikalisch ist ´To Kill A King´ ein durchgehend klassisches MANILLA ROAD-Werk geworden, abwechslungs- und variantenreich. Allein der Opener ist das Eintrittsgeld wert. Ein Meisterwerk über zehn Minuten, das in der Folge schwerlich zu übertreffen ist. Viele Geschwindigkeitswechsel, bis hin zu progmetallischen step-by-step Gitarrenläufen, prägen das Soundbild, das von seinem Titel ´To Kill A King´ her bereits den Hinweis zu ´A Farewell To Kings´ gibt. Drummer Andreas „Neudi“ Neuderth dürfte im Vorfeld der Einspielungen wohl viel RUSH gehört haben, am Ende kann sogar Mark „The Shark“ Sheltons Gitarre ihre Ehrerbietung vor Alex Lifeson nicht leugnen. Up the hammers.

Die Zuhörer der Gitarrenläufe von ´Conqueror´ müssen jedenfalls erst einmal den Gordischen Knoten durchbrechen, regiert hier und ebenfalls in ´Castle Of The Devil´ überwiegend die Instrumentalfraktion. Ein schnelleres Spektakel bietet ´The Arena´, ein in der Themenstellung gleichsam wie einst OMEN agierender Hektiker. Rauer offenbart sich hingegen ´The Talisman´ sowie die Visionen der Wahrheit und des Doom von ´The Other Side´. Ein sturmvoll dahin treibender Epic-Kracher muss unbedingt mit ´Never Again´ bejubelt werden. Kriegssirenen eröffnen den Song und lassen den Hörer mit der Message zurück, dass uns der Hass ins Grab treiben wird und die Zukunft allein in unseren eigenen Händen liegt. Im selben musikalischen Sammelbecken trumpfen ´Ghost Warriors´ und mit hochtonigen Glöckchen ´In The Wake´ auf. Down the nails.

Momentan befindet sich die Band um ihre Ikone Mark „The Shark“ Shelton in der Mitte ihrer „40th Anniversary Tour“ zum Bandjubiläum. Die europäischen Dates hinter sich, steht nach Albumveröffentlichung eine US Tour an, mit Festivals in Las Vegas, dem ‚Frost and Fire‘ in Kalifornien und dem ‚Days of Darkness‘ in Maryland.

(8 Punkte)