MeilensteineVergessene Juwelen

STYX – Kilroy Was Here

~ „2112“ und „Operation: Mindcrime“ vereint im AOR-Kleid ~


I’m not a robot without emotions, I’m not what you see
I’ve come to help you with your problems, so we can be free
I’m not a hero, I’m not a savior, forget what you know
I’m just a man whose circumstances went beyond his control
Beyond my control, we all need control
I need control, we all need control

 

Sternzeit Februar 1983. Willkommen in der Zukunft der 80er exakt vor 40 Jahren, als der Rock von Keyboards und Technologie infiltriert wurde und die grossen 70er Classic Rock Dinosaurier sich gegen neu aufkeimende Musikstile, leichte, erfolgreiche Chartmusik und One-Hit-Wonder behaupten mussten. Alle experimentierten deshalb mit neuen Sounds und scheinbar massentauglicheren Songstrukturen.

 

 

Alle? Ja, auch eine bis dahin unbeugsame Truppe aus Chicago, die dennoch mit ihrem modern klingenden Album (vielmehr eigentlich nur der Opener ´Mr. Roboto´) eigentlich eine Art Konzeptalbum über Robert Orin Charles Kilroy (ROCK) geschrieben hatten, der im von Robotern bewachten Knast sitzt, da Rock’n’Roll von der regierenden Moralinstitution verboten ist. Huch, da denkt der Kenner doch gleich an Ayn Rands Geschichte „Anthem“ und damit an ´2112´ von RUSH.

 

So if I can, I’m gonna break from this prison
Gonna get out and join in the fight
Take a chance on what I believe in
Win or lose, I know it’s right
‚cause it’s high time
For us to start a revolution

 

Auf die damalige Zeit gesehen war dies als Bühnenshow mit Eingangsfilm konzipierte Werk eine Warnung vor dem Risiko der fortschreitenden Maschinisierung und letztendlich eine Demonstration gegen Zensur und Einschränkung der Rechte des Individuums – inspiriert insbesondere durch den „Dr. X“-artigen Moralapostel Jerry Falwell, der als baptistisch-fundamentalistischer Pastor (ähnlich engstirnig wie heutzutage die extremistische Evangelikale Bewegung) sein äußerst gestörtes Verhältnis von Gleichberechtigung der Geschlechter (die Frau muss Mutter bleiben) und Rassen (er lehnte die schwarze Bürgerrechtsbewegung ab) propagierte und den Vietnamkrieg im Namen Gottes rechtfertigte.

 

He’s got answers to all my problems
Says he’ll decide what I should hear and see
I try to change to another station
But all I get is more of his morality
And morality, yeah

The problem’s plain to see
Too much technology
Machines to save our lives
Machines dehumanize

 

 

Das war wohl den Wenigsten klar, als das Stimmungsbarometer des AOR-Hörers beim Opener und Charthit ´Mr. Roboto´ (Single in den US Platz 3, Kanada Platz 1) in den Keller fiel. Für mich dagegen damals als erster Kontakt ein Erwachen und ich fragte mich über die Jahrzehnte nach Kenntnis des gesamten STYX Backkataloges immer wieder, ob viele damals nach dem ersten Song das Album überhaupt weitergehört hatten oder so angepisst waren, dass Herz und Ohren für typische STYX-Rocker wie ´Cold War´ und ´High Time´ (beide mit ´Mindcrime´-würdigen Texten!) oder die zu erwartenden Top-Balladen ´Don’t Let It End´ und ´Haven’t We Been Here Before´ geschlossen waren.

 

I flip the switch on my laser video
And there’s the man staring back at me
He starts to speak in a voice so righteous
About the sins of society

But I see the kids of a new generation
And they won’t stand for this mind control
They’re gonna change this world we live in
They’re gonna bring back the rock and roll

 

Als absolute Alltime-Knaller haben sich bei mir vor allem das von James Young bärig gesungene ´Heavy Metal Poisoning´, die epische Powerballade ´Just Get Through This Night´ und der fette AOR-Stampfer ´Double Life´ festgefressen. Der Kreis schließt sich mit der rockigen Reprise von ´Mr. Roboto´ unter dem Namen ´Don’t Let It End (Reprise)´, welches sich zu einer mächtigen MEAT LOAF-artigen Hymne auswächst und jedem klarmacht: Kilroy was here – and is free again!

Experiment gelungen, Patient tot… musste man damals leider sagen, denn die unverstandene Platte besiegelte zunächst das Ende von STYX für sieben Jahre, danach war fast ein Jahrzehnt Pause, bevor man sich nach drei mäßigen Outputs ein dutzend Jährchen später auf seine Stärken besann, mit ´The Mission´ ein ernsthaftes Lebenszeichen von sich gab und 2021 mit ´Crash Of The Crown´ alle Kritiker überraschend wegblasen konnte.

 

I am the modren man
With this guitar in hand
I’ll do my best and try
To keep rock and roll alive
Keep it alive

 

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