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STARGAZER – Life Will Never Be The Same

~ 2023 (Mighty Music/Target) – Stil: Melodic Rock/Metal ~


 

Beim ersten Hören hielt sich die Begeisterung zu diesem Werk eher in Grenzen. Da war doch das Gefühl da, das schon tausendmal gehört zu haben. Irgendwo landete der Rezensent gedanklich zwischen „ganz nett“ und „brauche ich das?“. Mit der Wahl des Bandnamens wecken die Norweger aber auch Erwartungen. Man wartet auch Ritchies Gitarrenspiel und Ronnies Stimme. Die Norweger STARGAZER, um die es hier geht, haben aber etwas wichtiges geschafft. Mit jedem Durchlauf nämlich wächst ´Life Will Never Be The Same´.

STARGAZER spielen seit 2010 zusammen. Mit ihrem zweiten Album ´The Sky Is The Limit´ hätten sie 2019 durchstarten können. Die Kritiker waren wohl weitgehend ziemlich angetan. Aber, aus uns allen bekannten Gründen wurde auch diese Truppe, wie viele andere ausgebremst. Das ist aber zumindest der Kreativität nicht abträglich gewesen, dass der Nachfolger recht zügig folgt. Die Produktion übernahmen Gitarrist Willem Ernstsen und Sänger Tore André Helgemo selbst, den Mix legten sie in die Hände von Soren Andersen, der schon für die TYGERS OF PAN TANG, GLENN HUGHES oder die PRETTY MAIDS gearbeitet hat.

STARGAZER wissen was sie tun. Sie rocken kraftvoll voran, etwa im Eröffnungsdoppel. Noch wirkungsvoller aber ist Track Nummer drei, das stampfende ´Rock The Sky´. Tolles Lied mit tollem Chorus. Ebenfalls ein Händchen haben die Norweger für ruhiges Material. Mit ´Live Today´ findet sich eine feine Ballade. Da sind sie aber in der guten Gesellschaft ihrer Landsleute von T.N.T., die ebenfalls gern mit kraftvollen Schleichern aufwarteten. In ´Will I Come To Heaven´ lässt sich VAN HALEN entdecken. In der Bandbio wird auch DIO genannt. Nein, den findet man kaum wieder. Aber im vom Blues getränkten traurigen ´Heartbroken´ oder dem schönen gitarrenlastigen Instrumental ´Beyond The Moon´ klingt GARY MOORE durch und seine Rockphase zwischen ´Wild Frontier´ und ´After The War´.

Dieses Album entstand in einer schweren Zeit, für die Band, für alle. Man kann es immer wieder hören, da ist immer ein Stück Trauer zu finden. Am Ende des Tages jedoch findet sich der Silberstreifen am Horizont „and the sun will shine„. Der erste Eindruck war keiner, der vom Hocker haute. Der zweite und dritte jedoch, die überzeugten. Hier ist eine Platte, die sich langsam, aber mit aller Macht ins Langzeitgedächtnis bohrt.

Brauche ich! Dafür gehen 9 volle Punkte in den Norden. Und das Leben wird nicht mehr das gleiche sein.

Mario Wolski

 

 

 

Aus Skandinavien kommen und kamen viele Bands, die klaren Rock / Metal mit Kraft und Melodien bevorzugen. Auch STARGAZER sind solche kühlen Skandinavier, die trotzdem auch immer wieder viel Herz und Gefühl zeigen, wenn es sein muss und soll. Die Norweger hatten 2019 ihr letztes, zweites Album ´The Sky Is The Limit´ (nach dem Debüt 2009) veröffentlicht und sind jetzt wieder am Start.

Bei dem Namen ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die Band auch einen gewissen Ritchie Blackmore kennt. Und ja, etwas RAINBOW und DIO sind in Songs wie dem von einem Ritchie Blackmore Riff bestimmten ´Rock The Sky´ schon erkennbar. Stärker ist allerdings noch der skandinavische Einfluss von verdienten Heroen wie PRETTY MAIDS oder (seltener) CONCEPTION wie beim soliden Opener ´Can You Conceive It´. Auch Verbindungen zum US-amerikanischen Metal melodischer Prägung in Richtung LION (ja, ja, Kal Swan war Brite) oder frühe DOKKEN zu deren Glanzzeiten von ´Tooth And Nail´ sind ihnen auch nicht fremd. Power Riffs und die Stimmgewalt von Sänger Tore André Helgemo bestimmen auch ´Live My Dream´. Aber natürlich können sie auch Balladen. ´Live Today´ hält sich angenehm fernab von Klischees und kann auch akustisch überzeugen.

Mit ´Don’t Kill´ oder ´Will I Come To Heaven´ gibt es aber auch Songs, die jetzt eher guter, solider Durchschnitt sind. Erfreulicherweise ist das aber die Ausnahme. ´Heartbroken´ ist dann wieder deutlich packender, auch dank des verwinkelten, leicht progressiven Ansatzes. Ähnlich funktioniert auch das melodische Instrumental ´Beyond The Moon´, das mit geschmackvollen Gitarrenmotiven aufwarten kann, die an Gary Moore erinnern. ´Take Me Home´ ist eine Hymne ohne aufdringlich zu sein.

Auch im Falle STARGAZER gilt: Das musikalische Rad wird nicht neu erfunden, aber neu bereift. Tore André ist ein sehr starker Sänger und Gitarrist William Ernstsen kann das ganze Spektrum der melodischen Metal- und Rock-Gitarre abdecken. Schon wegen dieser Qualität und der überzeugenden Produktion ist eine ordentliche Note auf jeden Fall verdient. Denn auch das Songwriting funktioniert bei einem Großteil der Songs sehr gut.

(7,75 Punkte)

Harald Pfeiffer

 

 

https://www.facebook.com/stargazertheband


(VÖ: 03.03.2023)