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GIANT – Shifting Time

~ 2021 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: Melodic Rock ~


GIANTs Debütalbum ´Last Of The Runaways´ (1989) und der Nachfolger ´Time To Burn´ (1991) besitzen längst Legendenstatus. Von den Brüdern Dann und David Huff zusammen mit Alan Pasqua und Mike Brignardello gegründet, stand ihnen allerdings auf dem weiteren Karriereweg die veränderte Musiklandschaft im Wege. Dann und David Huff verlagerten daher ihren Schwerpunkt höchst erfolgreich aufs Produzieren. Somit verliefen auch alle weiteren Reanimierungsversuche bislang mehr oder weniger im Sande, da sie nie von Dauer waren.

Nach ´III´ (2001) wollte Dann Huff gar keine Zeit mehr für GIANT opfern, so dass spätestens beim nächsten Anlauf, ´Promise Land´ (2010), der Bandname als Augenwischerei angesehen werden konnte. Denn GIANT ohne Dann Huff, ohne den Sänger, Gitarristen und Hauptsongwriter konnten nicht mehr GIANT sein. Schlagzeuger David Huff und Bassist Mike Brignardello ließen sich dennoch mit Sänger Terry Brock (SEVENTH KEY, THE SIGN, STRANGEWAYS) und Gitarrist John Roth (WINGER, STARSHIP) auf das Experiment ein.

Zwölf Jahre später wollen sie diese Unternehmung sogar wiederholen. Dieses Mal mit Sänger Kent Hilli und Gitarrist John Roth. Wenngleich Kent Hilli bei seiner Stammband PERFECT PLAN mit dem GIANT-Cover ´Stay´ bewiesen hatte, in die überdimensionalen Fußstapfen eines Dann Huff treten zu können, versucht er erst gar nicht, die alten Tage zu imitieren. Dazu sehen sich schließlich die weiteren Songwriter des Werkes, Alessandro Del Vecchio (EDGE OF FOREVER, HARDLINE, JORN), Kristian Fyhr (SEVENTH CRYSTAL), Pete Alpenborg (GROUNDBREAKER), Jonas Eriksson und Mike Palace, verpflichtet.

Bereits mit dem Opener ´Let Our Love Win´ zelebrieren die heutigen GIANT den Melodic Rock annähernd der alten Tage, musikalisch nicht unähnlich wie dereinst HARDLINE. Eine kraftvolle Rock-Hymne gibt es anschließend mit ´Never Die Young´ zu beklatschen oder entsprechend der Backgroundchöre mitzusingen. Nicht weniger schlecht entpuppt sich für die Anhängerschaft von Kent Hilli ein ´Don’t Say A Word´, ehe ´My Breath Away´ die Achtzigerjahre mehr zum Zuge kommen lässt und ´Highway Of Love´ paar Tropfen Blues mitausschenkt. Bereits mächtiges halbballadeskes Kino ist ´It’s Not Over´, doch ´Anna Lee´ ist erst die alle Emotionen weit aufreißende Ballade. In voller Breite und Wucht hält ein ´The Price Of Love´ den Qualitätsstandard aufrecht. Doch zu richtig schwindelerregenden Höhen setzt zum Abschluss nochmal ´I Walk Alone´ an.

Obwohl die Songsammlung durch die diversen Songwriter eher europäisch als amerikanisch tönt und die Veröffentlichung von ´Shifting Time´ unter dem Bandnamen GIANT weiterhin ungut erscheint, mindern diese Vorraussetzungen keineswegs die Qualität der Scheibe.

(8,5 Punkte)