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PRISTINE – The Lines We Cross

~ 2023 (Pristine) – Stil: Retro Rock / Hard Rock ~


Fast am Polarkreis sind die Norweger PRISTINE beheimatet. Die Gruppe hat sich bis zu Corona durch die Clubs gespielt und seit 2011 auch Alben veröffentlicht. Das hört man am guten Zusammenspiel und am zeitweisen Live-Sound. Die Gitarren sind ziemlich rau und noisig. Sängerin Heidi singt dafür umso klarer und energischer. Den ersten Höhepunkt gibt es mit dem knapp 10-minütigen ´The Loneliest Fortune (Pt. 1&2)´. Weniger Garage, mehr klassischer Rock. Hier kann Heidi ihr großes Potenzial entfalten. Auch die psychedelischen Gitarrenansätze gefallen mir gut. Nach einem Break gibt es Orgel- und Flötenklänge, der Song wird zum progressiven Boogie-Rock.

´Stepping Into The Breach´ ist dann wieder deutlich straighter. Ein netter Ohrwurm. ´Valencia´ hat etwas Hymnenhaftes und Dramatisches. ´Carneval´ ist wieder ausufernder und ruhiger und mit einem echten Orchester ergänzt. Sehr dick aufgetragen, aber das passt schon. ´Sad Sack In A Cadillac´ ist dann der antagonistische Noise-Fuzz-Titel mit Anlehnungen an PORTISHEAD. Na ja. ´The Devil You Know´ ist ein recht straighter Rocker mit Gitarrensolo. Das ist okay. ´The Lines We Cross´ basiert auf einem LED ZEP-artigen Riff und setzt sich im Gehirn fest. ´Instant Conclusions Decade´ beginnt wie waviger Fusions-Rock, was in diesem Fall einen guten Kontrast zu Heidi bildet und ein spannender Abschluss ist.

Leider kann das Songwriting und das Instrumentarium nicht immer auf so hohem Niveau agieren wie Sängerin Heidi, die wirklich viel Begabung mitbringt. Die Entscheidung zwischen rauen Garagen-Rockern und ausufernden progressiven Titeln scheint der Band schwer zu fallen, ist mir etwas inkonsequent, führt aber auch zu Abwechslung. Die Band muss sich ja auch nicht entscheiden. Mir gefallen die fließenden, eher längeren Titel aber meist etwas besser.

(7,25 Punkte)

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