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OMINUM – Monument

~ 2022 (Witches Brew) – Stil: Thrash Metal ~


Ziemlich aktuell ist diese Thrash Scheibe vom umtriebigen „Witches Brew“-Label von Cheryl Schindler, die seit 20 Jahren nun im Underground nach Musik wühlt, die ihr selbst auch privat liegt und diese dann veröffentlicht, zudem noch das „Barbarian Wrath“-Label ihres 2019 verstorbenen Gatten Hartmuth „Blackgoat“ Schindler mit Leidenschaft fortführt.

Cheryl setzt dabei auf Musik mit alter Seele, aber frischem Spirit. Und die Westschweden OMINUM passen da mit ihrem 2022er Werk ´Monument´ perfekt ins Bild. Thrashmetal gibt es, kräftig, heavy und natürlich klingend, aber kontrolliert offensiv, nicht hyper schnell, dafür bei den Riffs und der Atmosphäre sehr düster, technisch anspruchsvoller gespielt, gesanglich derb, grollend, fast im Deathmetal zu verorten, aber eher mit menschlicher und nicht dämonischer Wut geschrien.

Up Tempo-Passagen entstehen oft aus den spannend aufgebauten Songs heraus und prügeln Dir nach einem episch dahinschreitenden Part bei aller Kontrolliertheit die Rübe vom Hals. Aber schiere Wucht ist auch nicht ihr Ding. Wie gesagt, die Komposition, die Arrangements, der Song an sich stehen im Vordergrund. Mystische Gitarrenmelodien, furiose Soli mit einbrennender Wirkung, kochende Atmosphäre sind das Ding der Schweden. Dabei halten sie sich an die Traditionen des Genres und lassen die Finger von allen Entwicklungen nach 1991.

Innovationsjunkies brauchen also nicht weiterlesen. Thrashfanatiker, die Songs mit Power und Melodie zugleich lieben und auch im wogenden Mid Tempo mitschwingen können, sind richtig. 1991 ist ein gutes Stichwort dabei. Thrash war auf dem Weg, mehr Kontrolle, mehr Komposition, weniger willkürliches Durchdrehen. So kann man sich wie damals bei HEATHEN auf ´Victims Of Reception´ oder ´Arise´ von SEPULTURA von Passage zu Passage hangeln, die peitschenden Gitarren und entsprechende Rhythmik in sich aufnehmen, bis die Seele zermalmt ist und am Ende so den Song an sich trotz vieler Wechsel nachvollziehen. Auch wenn ich als grobe Richtung nun zwei Namen und eine Jahreszahl genannt habe, ein „klingt wie“ ist unangebracht. Es klingt wie eine Epoche, wie ein technisch versiertes, wuchtiges und majestätisches letztes Aufbäumen des originalen Thrashmetal vor dem Kniefall vor Groovemetal und Deathmetal in den 90ern, später Nu Metal und Metalcore.

Die Songs hier erzählen alle eine Geschichte und sind nicht nur ein Abspulen von Strophen und Refrains. Und genau diese Spannungsbögen sind es, welche die CD aus dem Wust der Epochen Tribute Bands herausheben, die vielleicht gut spielen und hart thrashen können, jedoch keine Hand für Songwriting haben.

Also, mir sitzt das Geld für neue CDs zwar locker, aber entweder sind das Rereleases von ollen Klassikern und Kultplatten, Archivveröffentlichungen oder neue Scheiben meiner alten Helden. Erwische ich eine neue Band mit neuer Musik, so guck ich genau hin. Ich liebe neue Musik, wenn sie alt klingt, aber sie muss auch gut sein, retro und Metal allein reichen nicht. OMINUM sind geil. Nicht innovativ, aber geil. Powerthrash ohne Elemente nach 1991, dafür verspielt und versiert.

(8,5 Punkte)

Am besten direkt bei Frau Schindler bestellen:
https://witchesbrewthrashes.bandcamp.com/album/monument