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KULT KOMPASS November 2022 – 1/2

Willkommen,

und happy November. Heute beglücken wir Euch mit neuen Kurzreviews!

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

 

LEE AARON – Elevate
2022 (Metalville/Rough Trade) – Stil: Hard Rock

Nach dem tollen ´Radio On´ Album vor zwei Jahren war meine Erwartungshaltung nicht gerade klein. Der Nachfolger ´Elevate´ ist aber in letzter Konsequenz eher eine Enttäuschung, leider. Das vor starkem Hard Rock strotzende ´Radio On´-Album hat Songs mit Biss und geilen Riffs. ´Elevate´ kommt da kaum noch ran. Die Stücke sind schlicht flacher, einfacher und in manchen Teilen sogar kommerzieller gestrickt. Zudem singt die kanadische Metal Queen in einigen Songs so poppig-niedlich, dass man schon meint, hier jemand anderes zu hören. Das wirkt eher kraftlos und eintönig. Dabei kann sie doch ganz anders. Das zeigt sich doch überdeutlich am Album-Opener ´Rock Bottom Revolution´, oder bei ´Still Alive´ sowie dem kommerziell-rockigen ´The Evil You Know´. Bei Tracks wie ´Highway Rome´ oder ´Red Dress´ ist der kommerzielle Anspruch nicht zu überhören. Dass sich daraus eine Art Ohrwurmeffekt ergibt, ist selbstredend. Zudem singt sie hier allerdings eindimensional bieder. Die Gitarrenarbeit auf dem Album ist generell knackig, hilft aber nicht wirklich das Album auf das Vorgängerniveau zu hieven. Nein, ´Elevate´ kränkelt an nicht wenigen Stellen und ist nicht im Geringsten ein würdiger Nachfolger zu ´Radio On´. Schade. Und wenn wir schon beim Meckern sind – die Vinylpreise für diesen Release sind eine Frechheit.

(6,5 Punkte – Jürgen Tschamler)


THE BLUE STONES – Pretty Monster
2022 (MNRK/SPV) – Stil: Pop/Rock

THE BLUE STONES veröffentlichten 2019 ihr Debüt ´Black Holes´, gefolgt von einem allseits gefeierten ´Hidden Gems´ im Jahre 2021.

Anfang diesen Jahres verbarrikadierten sich Tarek Jafar und Justin Tessier über einen Monat lang im Studio in Kingston, Ontario, und luden sogar Produzenten wie Boonn (GRANDSON/Demi Lovato) und Joe Chiccarelli (THE WHITE STRIPES, THE STROKES, SPOON) hinzu, schließlich galt es, die kanadischen Radio-Hits des Vorgängers zu übertreffen.

Auch wenn THE BLUE STONES nachdenklicher und konzeptioneller an ihre Musik herangehen, die Kräfte ihres Debüts fast vollständig hinter sich gelassen haben, einige Hymnen zwischen Pop, Elektro und Rock werfen sie nunmehr aus dem Handgelenk auf die Tanzflächen raus.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/thebluestonesmusic/


DAILY THOMPSON – Live At Freak Valley
2022 (Noisolution) – Stil: Guitar based Rock

DAILY THOMPSON haben ihren Auftritt vom 17.06.2022 auf dem „Freak Valley Festival“ in Netphen für die Nachwelt festgehalten. Da das Trio – Danny Zaremba (Gesang, Gitarre), Mercedes „Mephi“ Lalakakis (Gesang, Bass) und Thorsten Stratmann (Schlagzeug) – nach zwei schnellen Albumveröffentlichungen und ausgiebigen Tourneen überaus eingespielt ist, auch wenn ihr Schlagzeuger noch nicht lange an Bord ist, war es eine verdammt gute Idee, diesen phantastischen Auftritt, der mit nur fünf Songs eine Dreiviertelstunde dauerte, mitzuschneiden. Dabei schreit nicht nur die Energie der Dortmunder aus jedem Ton, sondern auch ihr klassischer Gitarrenlärm, ihr „fuzz rock, desert blues, grunge and 90ies indie-inspired guitar-based noise rock“ findet während dieser Show seine Berücksichtigung. Ergo: Wer beim „Freak Valley Festival“ zugegen war, braucht dieses Zeitdokument mindestens genauso dringend – only auf Vinyl – wie alle anderen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/dailythompson.band


DEATHSLAYER – Cry Of The Swords
2022 (Dark Age Records) – Stil: Heavy Metal

Vermutlich werden die meisten DEATHSLAYER aus New York von der Kompilation ´New York Metal-84´ kennen, wo sie mit dem unfassbaren Song ´Journey For Light´ vertreten waren. Neben WARHEAD und OVERKILL die Highlights, unbestritten bis heute. In der damaligen Tape-Trader Szene tauchte verspätet dann ein LP-Tape auf, das eigentlich das erste Album der Band um Sängerin Suzanne Hearts hätte werden sollen, wenn sie sich nicht aufgelöst hätten. Seit damals wird dieses famose Tape in der Untergrundszene herumgereicht und erfreut bis heute die Metalheads. Jetzt kam „Dark Age Records“ auf die Idee, das Ding sehr limitiert, mit ein paar zusätzlichen Bonustracks, zu veröffentlichen. Ok, der Sound ist nicht perfekt, aber wohl immer noch besser als viele herumgereichte Tapes und mp3s. DEATHSLAYER stehen für klassischen, treibenden Heavy Metal mit unüberhörbarer Melodienote, ohne dass man die kantige, klassische Achtziger- Härte vermisst. Das liegt zum einen an der exzellenten Gitarrenarbeit und dem doch melodischen, aber leicht sirenenartigen Gesang von Suzanne Hearts, der zudem unverwechselbar zu nennen ist. Die erwähnten Bonustracks sind Livesongs mit einem überraschend guten Sound, wenn man weiß wie damals Liveaufnahmen generell klangen. ´Cry Of The Swords´, wäre es jemals mit einem ordentlichen Sound veröffentlicht worden, wäre, dafür lege ich meine Hand ins Feuer, heute ein Klassiker. So müssen wir uns heutzutage mit einem Release dieses Albums abfinden, das dem Anspruch perfekt nicht gerecht wird, aber dennoch für Entzücken sorgt. Eile ist angebracht, da das Ding nur auf 200 Silberlinge mit 16-seitigen Booklet veröffentlicht wurde.

(8,5 Punkte– Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/profile.php?id=100066824350338


DEVILS BRIDGE – Sense Of
2022 (Bob Media) – Stil: Modern Metal

Der Jugend eine Chance. In diesem Falle dem Quintett DEVILS BRIDGE aus der schönen Schweiz, unweit des Gotthard. Auf dem Weg dahin findet man in der Schöllenen-Schlucht die namengebende Teufelsbrücke. Das Quintett liefert dem geneigten Hörer einen recht modernen Metal, voller Härte, doch auch voller Melodie. Manche ihrer Einflüsse waren schon in den 90ern modern, ein wenig Gothic fließt ein, anderes klingt eher dem Death Metal entnommen. Das Prinzip harte Strophe, poppiger Refrain, hier kommt es noch zum Zuge. Allerdings gelingt es Dani Nell, ohne Growls und Schreien auszukommen.

Wer Bands liebt wie JINJER mit normalem Gesang, GHOSTER oder EVANESCENCE, der macht mit DEVILS BRIDGE wenig verkehrt. Auch, weil sie es schaffen, trotz aller Härten ziemlich abwechslungsreich zu agieren. Neben aller Härte liegt eben auch einiges Gefühl. Mit der Ballade ´Pain´ zeigt Sängerin Dani, dass sie auch eine gute Figur in einer Melodic Rock Band machen würde. Eigentlich nicht meine Welt, ich finde es aber doch recht sympathisch.

(7 Punkte – Mario Wolski) – https://www.facebook.com/DevilsBridgeBand


THE ELECTRIC ALLEY – Apache
2022 (Independent) – Stil: Rock

Mein Rat an die Band: Besorgt euch ein fähiges Management! Es darf nämlich einfach nicht sein, dass eine derart begnadete Band außerhalb ihrer im äußersten Süden Spaniens gelegenen Heimatstadt Cádiz vermutlich nur wenige Trüffelschweine kennen.

Das Problem dabei ist allerdings, dass diese Rolle derzeit bereits vom Sänger und Gitarristen Jaime Moreno ausgefüllt wird und deshalb davon auszugehen ist, dass die vier Musiker ihre Unabhängigkeit genießen und sie deshalb an den seit der Bandgründung im Jahr 2012 vorliegenden Rahmenbedingungen nichts ändern wollen. Leider bedeutet das aber auch, dass man ihre nunmehr vier selbstproduzierten Alben lediglich über den Web Shop der Band beziehen kann. Mein Rat an euch Leser dieser Zeilen lautet dennoch: Tut das!

Wer melodischen Rock mit Einflüssen aus Blues und Soul liebt, welcher nach eigenem Bekunden der Band musikalisch in der Schnittmenge zwischen LED ZEPPELIN, BLACK CROWES, RIVAL SONS und MR.BIG liegt…und ich füge auch noch die frühen AEROSMITH und BON JOVI hinzu, der macht auch bei ihrem neuen Album ´Apache´ absolut nichts falsch.

Auch auf diesem Album wird einem die gesamte Bandbreite, von Power-Balladen bis hin zu Songs, die wie Sau rocken, geboten. Catchy Refrains, Gesangslinien zum Niederknien, begeisternde Soli und Musiker, die ihr Fach verstehen…und zwar jeder einzelne…es ist alles vorhanden, was gute Unterhaltung ausmacht. Zusammengefasst – einfach grandiose Gute-Laune-Mucke!

(9 Punkte – Don Carlos) – https://www.facebook.com/theelectricalley 


HANS DIE GEIGE – 50 Jahre Rockgeiger
2022 (BuschFunk) – Stil: Klassik-Pop-Rock

Großzügiger kann ein Jubiläum nicht gefeiert werden. Auf drei Silberlingen und beinahe zweieinhalb Stunden lang lässt sich HANS WINTOCH, bekannt unter dem Künstlernamen HANS DIE GEIGE zum 50. Jahrestag seiner Musikkarriere feiern.

Auf dem ersten Silberling „Das bin ich jetzt“ zeigt er seine aktuelleren Songwriter-Qualitäten samt neuer, erstmals hierauf vertretenen Songs, aber auch sein genügsames Gesangstalent, und auf dem dritten Silberling „Das alles bin ich best of“ seine eigenen Großtaten der Vergangenheit.

Für den Nostalgiker weitaus interessanter sind jedoch seine Stationen bei der SCHUBERT-BAND, bei MAGDEBURG, REFORM, KLEEBLATT und NEULAND vom zweiten Silberling „Das alles bin ich auch“, der einige Ostrock-Höhepunkte bereithält, aber auch Schlager mit FRANK SCHÖBEL, DAGMAR FREDERIC und MATTHIAS REIM.

Der berühmte, am 1. Oktober 1954 geborene DDR-Rockgeiger feiert sich und seine Musik. Zurecht.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/hans.die.geige


HOLZ – Holz
2022 (Tonzonen Records) – Stil: Rock

Wer derzeit nach Holz ruft, geht entweder in den Wald oder klaut es beim Nachbarn. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich noch nicht aufgeblasene Luftballons unterhalb der Brustwarzen auf den Oberkörper zu kleben. Jedem wie es beliebt.

Die Gruppe HOLZ hat auf jeden Fall eine große Freude an letzterem. Das Trio aus Kassel spielt dazu frohlockend deutschsprachigen Stoner Rock und Grunge, einfach geblasen. Sie bei QUEENS OF THE STONE AGE und den MELVINS zu verorten, vereinfacht die Sachlage allerdings zu sehr.

Leonard Riegel (Gitarre, Gesang), Maik Blümke (Bass) und Martin Nickel (Drums) lassen bei zehn, von Stephan Grujic produzierten Songs das Holz förmlich brennen, eine Dreiviertelstunde lang. Vergesst also den Holzmichl, Holz-Leo, Holz-Maik und Holz-Martin sind die Band der Hobler und Schleifer.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/weltausholz/


IRONSTONE – The Place I Cannot Find (EP)
2022 (Independent) – Stil: Prog Metal Core

Die jungen Australier legen nach ihrer 2020er Debüt EP weiteres Material nach. Stilistisch wird weiterhin eine Mischung aus modernem Härtnermaterial mit genretypischen Screamos und Breakdowns sowie traditionellen (Prog)-Metal Anteilen mit Clean-Gesang geboten. Vielleicht sind die Screamos in der Summe noch ein klein wenig wütender, bestimmt waren die letzten beiden Jahre gerade auch in Australien schwierig.

Eigentlich hatten Sie ihren Platz an der Sonne bereits gefunden. Von ´Prophecy´ war ich ja damals (nachzulesen im Juni Kompass 2020) richtig angetan. Für meinen Geschmack erreichen die neuen Songs bzw. gerade die Clean Passagen aber nicht wieder diese intensive Atmosphäre. Spieltechnisch gibt es dagegen nichts zu meckern und ich werde sicherlich weiterhin gespannt auf ein reguläres Full Length Album warten.

Abschreiben werde ich IRONSTONE daher nicht. Ich sehe es nur als kleine Delle nach vorzüglichem Material, diesmal nur gute Songs im Gepäck zu haben. Als Anspieltipp würde ich das im Schnitt ruhiger gehaltene ´Who Scares Who´ nennen. Allerdings sollte man sich an die goldene Regel halten, immer mit Kapitel 1 anzufangen. Daher sei der Zielgruppe hiermit nochmals dringend empfohlen, sich zunächst endlich die ´Prophecy´ EP aus 2020 zuzulegen.

(7 Punkte – Markus gps) – https://www.facebook.com/ironstone.official/


STEPHANIE LOTTERMOSER – In-Dependence
2022 (Leopard) – Stil: Jazz / Soul

Stephanie Lottermoser veröffentlichte ihr Debütalbum ´Second Glance´ im Jahre 2009. Einige Jahre später produzierte die gebürtige Münchnerin ihr drittes Werk ´Paris Song´ an ihrem damaligen Domizil Paris. Mittlerweile lebt die Saxofonistin und Sängerin in Hamburg und widmete ihr letztes, 2021er Werk ihrer neuen Heimat.

Auf ihrem aktuellen und sechsten Album ´In-Dependence´ bleibt sie bei dieser zuvor gefundenen Intimität. Ihr Jazz, Soul, Funk und Pop besingt viele Lebenskreise der Gegenwart, bleibt bei den Themen Freiheit und Feminismus hängen.

Die Künstlerin gewährt daher über die elf Kompositionen allerlei Einblicke in ihre Gefühle, denn dieses Werk ist eine äußerst selbstständige Angelegenheit von Stephanie Lottermoser geworden, die immer noch auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt ist.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/StephanieLottermoserMusic/


L.S. DUNES – Past Lives
2022 (Fantasy | Concord) – Stil: Rock

Die L.S. DUNES fanden bei einem Weihnachts-Livestream-Event im Jahre 2020 zusammen, wussten allerdings in diesen Tagen nicht, ob sie jemals gemeinsam auftreten würden können.

Die Gitarristen Frank Iero (MY CHEMICAL ROMANCE) und Travis Stever (COHEED AND CAMBRIA), Bassist Tim Payne (THURSDAY) und Schlagzeuger Tucker Rule (THURSDAY, YELLOWCARD) luden noch Sänger Anthony Green (CIRCA SURVIVE) in den erlesenen Kreis ein und nahmen in Philadelphia mit ihren musikalischen Wurzeln aus Punkrock und Hardcore ´Past Lives´ auf.

Dementsprechend klingt diese Supergroup auch wie aus einem Alternative Rock-Lehrbuch, nach Post Hardcore mit einem Schuss Emo. Für Liebhaber der beteiligten Musiker und deren Stammbands also schon beachtenswert.

(7,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/lsdunes/


MANNTRA – Kreatura
2022 (NoCut Entertainment) – Stil: Dark Folk Metal

Wer 2021 nachts zu ´Ori Ori´ getanzt hat, darf 2022 wieder auf ein Tänzchen hoffen. Die Folk-Metaller von MANNTRA legen nach dem Album ´Monster Mind Consuming´ und der EP ´Nightcall´, beide aus 2021, mit dem Album ´Kreatura´ zügig nach. MANNTRA haben auch wieder ihre kecke Mischung aus Metal, Industrial und Folk angerührt. Das Feuer entzündet sich mit jedem Song, die die Kroaten englisch vortragen. Dabei erhält die gotische Stimme von Mastermind Marko M. Sekul auch Unterstützung von Chören. Überraschender Weise tragen sie drei Songs mit deutschen Textteilen vor. Gemeinsam mit Micha Rhein von IN EXTREMO singen sie sogar die Powerballade ´So ist das Leben´. That’s it.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/ManntraOfficial 

 


JUNIUS MEYVANT – Guru
2022 (Record Records) – Stil: Pop / Soul / Indie / Folk

Der Isländer Unnar Gísli Sigurmundsson startete seine kurze, aber bereits gefeierte Laufbahn mit den Alben ´Floating Harmonies´ (2016) sowie ´Across The Borders´ (2019).

Er selbst bezeichnet seine Musik als „Freaky-Folk-Pop“, da er seine Vorlieben aus den Sechziger- und Siebzigerjahren im Folk-Pop der Gegenwart umsetzt. Glücklicherweise hat ihn noch nicht die Freak-Folk-Szene entdeckt, denn der unter dem Namen Júníus Meyvant auftretende Ausnahmekünstler glänzt auch auf seinem dritten Studioalbum mit einem psychedelisch angehauchtem Rock samt Soul und Folk.

Seiner Musik kommt jedoch zugute, dass sie für ´Guru´ nur mit einer kleinen Musikerschar im Heimstudio aufgenommen werden musste. So wahrhaftig und glaubwürdig klang noch kein Werk von Júníus Meyvant.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/juniusmeyvantmusic


NY FURY – I Want It All
2022 (Eonian Records) – Stil: Hair Metal

Heilige Scheiße. Der totale Zeitmaschinentrip kommt unvorbereitet mit ´I Want It All´ um die Ecke und hat einem gleich an den Eiern (Frauen dürfen sich nicht diskriminiert fühlen, insofern sie diesen Ausdruck und seine Bedeutung kennen!). ´I Want It All´ sind so genommen die gesammelten Werke des Quintetts aus Staaten Island, New York. Hochaktiv Mitte bis Ende Achtziger genoss die Band einen geradezu exzellenten Ruf – nur für ein Album hat es nie gereicht.

Das wird nun, über 35 Jahre später nachgeliefert. Klassischer Westküsten/ L.A. Hair Metal mit all den klischeebehafteten Attributen wird hier geboten. Tausendfach gehört, aber irgendwie dennoch verdammt cool gemacht. Etwas DOKKEN, ein bisschen RATT hier, ein bisschen STRYPER dort, dazu eine Brise WARRANT. Man könnte die Einfluss-Liste verlängern, was aber auch nicht hilft. Der Stil ist klar zementiert. Schon der treibende Opener ´Play The Game´ stellt klar, was einen 15 Songs lang erwartet. Wäre die Produktion fett und knallig, würde das die Scheibe natürlich souverän abrunden. So klingt die Scheibe eher nach Billig-Produktion. Was jedoch, wie erwähnt, die Klasse nicht wirklich schmällert. Schöner Release für Fans dieses Genres.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.eonianrecords.com/blog/ny-fury-returns


VIOLETTA PARISINI – Unter Menschen
2022 (Else Musik) – Stil: Songwriter-Pop

Die studierte Theaterwissenschaftlerin Violetta Parisini begann mit den Alben ´Giving You My Heart To Mend´ (2010) und ´Open Secrets´ (2012) im Elektro-Pop. Den 2020 mit dem deutschprachigen Album ´Alles Bleibt´ eingeschlagenen Weg führt sie jetzt zwei Jahre später mit ´Unter Menschen´ fort.

Ihre Emotionen bahnen sich zwischen süß und sauer einen Weg in die Herzen ihrer Zuhörer. Sie selber gibt Gefühle der Freundschaft und Liebe, aber auch die Probleme des alltäglichen Lebens als auch die von jungen Eltern preis. Die Wiener Sängerin und Komponistin öffnet sich dabei spielerisch leicht mit unbeschwerten Pop-Klängen der Welt.

Die größte Tragik ist die Kürze des Werkes, ´Unter Menschen´ ist nur eine Fünf-Song-EP und schreit nach mehr.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/violetta.parisini


THE PIGHOUNDS – Phat Pig Phace
2022 (Noisolution) – Stil: Rock

Auch bei diesem kleinen Meisterstück lockt das Vinyl. ´Phat Pig Phace´ erscheint als transparentes Heavy Weight Champion Vinyl, mit Textblatt und Downloadcode. Was will der Vinyl-Liebhaber mehr? Geile Songs natürlich.

Keine Angst, die sind bei THE PIGHOUNDS mitinbegriffen. Denn die Männer sind weit mehr als das gepriesene „Grunge duet from Dortmund“. Grunge, Stoner, Retro, Punk und Garage Rock können einem bei THE PIGHOUNDS jederzeit begegnen.

So in etwa als würden SCUMBUCKET eine verfickte Zeitreise in die Stilistik der Neunzigerjahre und zurück erleben. Großes, wüstes Kino.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/ThePighounds


PET NEEDS – Primetime Entertainment
2022 (Xtra Mile) – Stil: Punk

PET NEEDS haben sich auch ihr zweites Album von Frank Turner produzieren lassen. Dabei hat die Band – bestehend aus den Brüdern Johnny und George Marriott, Bassist Rich Gutierrez und Schlagzeuger Jack Lock – zwar das bewährte Rezept angewandt, all ihre Leidenschaft und Emotionen hineinzustecken, diesmal aber nicht mit der Intention, die nächsten zehn Songs für die Party deines Lebens zu erschaffen, sondern ein persönlicheres und tiefschürfenderes Werk fertigzustellen.

Frontmann Johnny umschreibt lieber seine Ängste, seine Niedergeschlagenheit samt Adrenalinausstößen. Dennoch gehen PET NEEDS keinesfalls zum Lachen in den Keller. Gleichwohl sind neben lauten und krachenden Songs auch viele ruhige Songs vertreten. Vielleicht ersetzt PET NEEDS für die Band sogar den Therapeuten, vielleicht ´Primetime Entertainment´ für seine Zuhörerschaft.

(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/wearepetneeds


RIOT IN THE ATTIC – Those Who Don´t Belong
2022 (Monkey Road Records) – Stil: Stoner/Hard Rock

RIOT IN THE ATTIC zielen auf die goldene Mitte zwischen Stoner und Hard Rock.

Die drei Rheinländer – Dan (Gesang, Gitarre), Jannis (Drums) und Ben (Bass) – spielen einfach das, was sie lieben und mögen, auch auf ihrem zweiten Studioalbum, das sie „live-on-tape“ bei „Monkey Moon Recordings“ aufgenommen haben.

Dementsprechend tönt ´Those Who Don´t Belong´ mächtiger als noch der Vorgänger aus den Lautsprechern, hat fette Stoner Riffs parat, die im Classic und Hard Rock zu Hymnen erwachsen möchten.

Es gibt Momente, da braucht’s nicht mehr im Leben.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/riotintheattic


THE STANDSTILLS – Shockwave
2022 (MNRK heavy/SPV) – Stil: Heavy Rock

THE STANDSTILLS spielen psychedelisch flirrenden Stoner Rock. Oder so. Auch auf ´Shockwave´, dem zweiten Album der Band aus der Küstenstadt Oshawa am Ontariosee in Ontario, Kanada.

Denn alles dreht sich bei dem Ehepaar Jonny Fox und Renée Couture um Riffs und den Groove. Nichtsdestotrotz sind dem verheirateten Duo keine Parallelen zu den WHITE STRIPES anzudichten.

THE STANDSTILLS spielen vielmehr zwischen dem Neunzigerjahre Crossover, der Grunge Explosion und QUEENS OF THE STONE AGE auf.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/TheStandstills

 


TALLAH – The Generation Of Danger
2022 (Earache Records / Edel) – Stil: Nu Metal/ Metalcore

Während sich berühmte Kollegen wie SLIPKNOT und KORN auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen, weisen TALLAH dem Nu Metal den Weg in die Zukunft. Gegründet 2018 von Schlagzeuger Max Portnoy, Gitarristen Derrick Schneider und Bassist Andrew Cooper, bemächtigt sich die Gruppe aus Pennsylvania mit ihrem Ausnahmesänger Justin Bonitz, Alizé „Mewzen“ Rodriguez an den Keyboards/Turntables und Zweitgitarrist Alex Snowden den Errungenschaften der frühen Nullerjahre und trägt sie mit einer Hardcore-Schlagseite in neue Richtungen.

Nach der Veröffentlichung des gefeierten Debütalbums ´Matriphagy´ im Jahre 2020 legen sie in diesem Jahr den Nachfolger vor. TALLAH waren abermals mit Produzent Josh Schroeder in den „Random Awesome Studios“, um der Welt die nächste Brutalität präsentieren zu können. Jugendlich unberechenbar führen sie den Nu Metal mit Anteilen aus dem Deathcore in extreme als auch anschmiegsame Momente, die viele Anhänger finden wird.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/TallahPA  


THE KILLERHERTZ – Starburst
2022 (Independent Release) – Stil: Heavy-/Hard Rock

´Starbust´ ist der dritte Longplayer der dänischen Band, die sich von MEGADETH und METALLICA, sowie modernen Rockelementen beeinflusst sieht. Ich höre mir den Buckel krumm und höre weder METALLICA noch MEGADETH. Dafür einen weniger harten Rock Sound, der eher zum klassischen Hard Rock mit einigen 90er Einflüssen tendiert.

Das Trio weiß, gute Songs zu schreiben, groovt auch nett rein und wirkt im Endeffekt doch auch sehr modern. Klassische Metal-Elemente sind rar, wuchtige Gitarren und die klassisch-modernen Metal-Einflüsse harmonieren gut zusammen. Der Gesang passt sauber zu den Nummern, die nicht wenige Ohrwürmer parat halten. Schön sind auch hier und da Keyboardeinlagen eingebaut, wie z.B. bei ´My Revolution´, was zu einer gewissen Eingängigkeit verhilft.

Tendenziell hört sich der aktuelle Release der Dänen wie ein Mischmach aus kommerzielleren VOLBEAT, soften MUSTASCH sowie DIZZY MISS LIZZY an. Harmlos nett und nicht wirklich so, dass man damit Leute hinterm Ofen hervorlockt.

(5 Punkte – Jürgen Tschamler)


RHYTHM OF FEAR – Fatal Horizons
2022 (MNRK heavy/SPV) – Stil: Thrash Metal

Nächste Ausfahrt Crossover-Thrash aus Florida: RHYTHMUS OF FEAR kommen zehn Jahre nach ihrem Demo und sechs Jahre nach ihrem Debüt ´Maze Of Confusion´ mit dem Zweitwerk um die Ecke.

Jay Santiago (Gesang), Cody James (Gitarre), Logan Miano (Schlagzeug) und Justin Styron (Bass) verschweigen auf ihrer neuesten Scheibe neben den großen Namen auch nicht ihre heimlichen Vorbilder, die CYCLONE TEMPLE, FORCED ENTRY und SLAMMER heißen.

Während sie auf dem Vorgänger noch eine ausgewogene Mischung aus Thrash Metal und Hardcore abgeliefert haben, pendelt die Marschrichtung derzeit in Richtung Thrash Metal aus, etwa DEATH ANGEL und TESTAMENT. Old school Thrash Metal Maniacs können sich also auch mal wieder dem Crossover widmen.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/rhythmoffear


SPITFIRE MK III – Shadows Phantoms Nightmares
2022 (Andromeda Relix/Heart Of Steel) – Stil: Heavy Metal

12 Jahre nach ihrem letzten Album stellt sich das italienische Trio SPITFIRE MK III (ursprünglich nur als SPITFIRE begonnen) mit einem neuen Line-up der Öffentlichkeit. Die Italiener zählen sich zur NWoIHM (New Wave Of Italian Metal). Wann immer die auch begonnen hat. ´Shadows Phantoms Nightmares´ ist ein ziemliches trues Heavy Metal-Album mit teils englischem, ruppigem Einfluss. Dass hier Italiener am Werk sind, hört man in keiner Note. Was ja schon mal positiv sein kann. Dass man als Trio in Sachen feiner Gitarrenarbeit etwas beschränkt ist, steht außer Frage (Ausnahmen bestätigen die Regel) und so wirken die Kompositionen auch eher simpel gestrickt. Mit dem Opener ´Earthquake´ und dem folgenden ´The Eagle Are Laughing´ legt man schon einmal gut vor. Solide Nummern mit hohem Bangerpotential. Nichts spezielles, schlicht gutgemachter Metal. Anders dagegen Nummern wie ´Phantom Barrow` oder ´Winners Take All´, die doch obersimpel und platt aus den Boxen plätschern. Das Trio findet immer dann zu sich und überzeugt wenn es das Tempo deutlich anzieht, ansonsten liegt wenig Spannung in der Luft. In der Vergangenheit wäre das wohl eine typische Band des britischen „Ebony“ Labels geworden.

(6 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/spitfiremetal


JASPER VANT HOF & PAUL HELLER GROUP – Conversations
2022 (Jazzline) – Stil: Jazz

Seit 40 Jahren ist Pianist JASPER VAN’T HOF zusammen mit CHARLIE MARIANO und PHILIP CATHERINE unter dem Projektnamen PILI PILI aktiv. Nach einem Gedenkauftritt für ACK VAN ROYEN entwickelte sich eine Freundschaft zum Saxofonisten PAUL HELLER, der mit ASSOCIATION P.C. und PORK PIE bereits in den Siebzigerjahren den heimischen Jazz prägte. Seit beinahe 20 Jahren gehört er auch zur WDR BIG BAND.

In der Folge spielte JASPER VAN’T HOF auf der Konzertreihe „Paul Heller invites..“, bei der sich eine echte Chemie zwischen beiden Musikern entwickelte. Das Resultat steht mit JASPER VANT HOF & PAUL HELLER GROUP im Plattenladen, ein neues Projekt bei dem auch BODEK JANKE und MARTIN GJAKONOVSKI involviert sind.

Auf dem Album ´Conversations´ zelebrieren sie einige VAN’T HOF Klassiker, sie einen Rythm‘n‘Blues und Jazz, und tragen obendrein zwei außergewöhnliche PAUL HELLER Kompositionen vor. Nichts sensationelles, aber durchgehend von erlesener Qualität.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/BBEPtourJaspervantHof


VIXEN – Live Wire
2018/2022 (Rat Pak Records) – Stil: Heavy Metal

“Rat Pak Records” haben VIXENs ´Live Wire´ Live Album von 2018 neu aufgelegt. Das ist prinzipiell gut, aber auch wieder nicht. Die 2018er Version hatte ja noch eine Bonus 7 inch sowie ein paar Gimmicks. Scheiss auf die Gimmicks, aber die 7 inch! Denn die findet sich leider nicht bei dem 2022er Reissue (ebenso wie die Gimmicks), welcher in rotem Vinyl veröffentlicht wurde. Das ist schlecht. Gut ist, dass man den Reissue noch zu einem „normalen“ Peis bekommt, während die 2018er Version jenseits von Gut und Böse gehandelt wird.

´Live Wire´ wurde während der 2017er Tour in Chicagos Arcada Theater aufgenommen und zeigt eine gut eingespielte Band, die tight und souverän klingt. Während die Vinyl-Version nur zehn Tracks bereithält, gibt es auf der CD-Variante 12 Songs, sowie die beiden Songs der zuvor erwähnten 7 inch. Die Setlist umfasst ausschließlich Songs der beiden ersten Alben sowie ´Big Brother`, der sich bisher nicht auf einem Release befand. Vom ’98er Album ´Tangerine´ hat es glücklicherweise kein Song auf das Album geschafft. Gefällt mir gut das Album, auch wenn VIXEN heutzutage einen ticken druckvoller klingen als zu ihren Anfangstagen. Und da es das Ding nun wieder zu einem erträglichen Preis auf Platte gibt, ist ein Zuschlagen sozusagen Pflicht.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://vixenofficial.com/


WDR BIG BAND – Birth Of A Bird
2022 (Jazzline) – Stil: Jazz

Die Big Band des in Köln ansässigen Westdeutschen Rundfunks kann bereits auf einige Zusammenarbeiten zurückblicken. Die mehrfach mit dem Grammy ausgezeichnete Band widmete sich im Jahre 2020 auch dem 1955 verstorbenen Altsaxofonisten und Komponisten Charlie Parker, seinem vielerorts gefeierten 100. Geburtstag.

Die WDR BIG BAND spielte das Album ´Birth Of A Bird´ eine Woche nach dem sich jährenden Geburtstag ein. Der Titel entstammt dabei Charlie Parkers Spitznamen „Yardbird“/„Bird“, der dereinst ein totes Huhn auf der Straße einsammelte und kochte.

Gemeinsam mit Lead-Altist Johan Hörlén und Luigi Grasso, Saxofonist der NDR-Bigband, spielt die WDR BIG BAND von Michael Abene arrangierte Klassiker wie ´Ornithology´ oder ´Confirmation´. Somit verschmelzen auf der Scheibe im Geiste des Jubilars, der als einer der Schöpfer des Bebop gilt, die Sounds von Bebob, Jazz und Big Band.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/wdrbigband/

 

 

 

 

Bis zum nächsten Klick.
Euer
Michael und das gesamte SaitenKult-Team

 


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