PlattenkritikenPressfrisch

NEURONIUM & VANGELIS – In London (Platinum Edition)

~ 1981/2022 (MiG Music) – Stil: Elektronik ~


Bei Kosmischer Musik fallen Namen wie Klaus Schulze und TANGERINE DREAM, ASH RA TEMPEL oder POPOL VUH. Die Spanier NEURONIUM zählen sich hingegen zu den ersten Formationen dieser Gattung ihres Landes. 1976 von dem Belgier Michel Huygen gegründet, gehören auch Keyboarder Carlos Guirao und Gitarrist Albert Giménez zur ersten Stammformation von NEURONIUM.

Das 1977er Debüt ´Quasar 2C361´ nimmt für sich sogar in Anspruch, das erste kosmische Musikalbum Spaniens zu sein. Auf seinem Nachfolger ´Vuelo Quimico´ widmen sich NEURONIUM allerdings nicht nur der Lyrik von Edgar Allan Poe, sondern können für den Gesang des Titeltracks NICO (THE VELVET UNDERGROUND) gewinnen.

1981 treffen NEURONIUM, in Form von Michel Huygen und Carlos Guirao, denn Albert Giménez hatte die Band bereits verlassen, in London auf VANGELIS. Der Grieche, mit bürgerlichem Namen Evángelos Odysséas Papathanassíou, ist gemeinsamen Sessions in seinem Londoner „Nemo-Studio“ nicht abgeneigt. Daher kommt es in diesem zum entspannten Showdown von NEURONIUM und VANGELIS.

 

 

Mit ihrer gesamten Energie widmen sie sich einer von Michel Huygen vorbereiteten Partitur, erschaffen eine epische Großkomposition und nehmen die komplette Musik in einem Rutsch auf. VANGELIS ist im Anschluss von dem Ergebnis derart angetan, dass er den beiden anderen verwehrt, noch irgendetwas zu ändern.

Nach einigen Single- sowie eher inoffiziellen Veröffentlichungen erscheinen jetzt erstmals alle Aufnahmen von NEURONIUM und VANGELIS gebündelt. ´In London – The Platinum Edition´ ist klanglich aufbereitet, neu gemastert und enthält neben dem zwanzigminütigen Titelsong ´In London´ und dem beinahe ebenso langen ´In London (After Hours)´ noch einen dreiminütigen Radio-Edit des Titelstücks. Diese Aufnahmen sollten somit denen, einst als „The Psychotronic Mix“ (20:00), „The After Hours Mix“ (12:56) und „The Radio Mix“(3:03) im Umlauf befindlichen Versionen entsprechen.

Obwohl nicht auszuschließen ist, dass VANGELIS diese Aufnahmen zu seinen Lebzeiten nie veröffentlicht sehen wollte, so wie etwa die ungenehmigten und wieder zurückgezogenen Alben ´Hypothesis´ und ´The Dragon´, schenkt ´In London´ dem kosmischen Wanderer zwischen den Welten eine Zeitlang den Zugang in eine andere Bewusstseinsebene. Bisweilen dem Werk von Klaus Schulze ähnelnd, schwebt die Musik durch Raum und Zeit dahin, durchschreitet Tore und Öffnungen, jubiliert, gleitet unaufhaltsam voran und scheint in der Unendlichkeit verharren zu wollen. Schlicht kosmisch.

 

https://www.facebook.com/neuroniumMusic
https://www.facebook.com/VangelisOfficial


Pic: Michael Huygen