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OBLIVION – Reflections

~ 1998/2022 (Golden Core / ZYX Music) – Stil: Heavy Metal ~


Sie waren eine dieser unzähligen Underground-Kapellen, die auch in den Neunzigerjahren noch die Fahne des Heavy Metal hochhielten: OBLIVION. Sie traten wirklich nur kurz in das Scheinwerferlicht des Undergrounds und waren auch schon wieder verschwunden.

Wie üblich begannen Ende der Achtzigerjahre die jungen Männer aus dem Raum Heidelberg mit dem Covern ihrer Helden, doch erst 1997 verschlug es sie in die „Face Studios“, um ihr erstes eigenes Produkt aufzunehmen. Vier Songs schenkten OBLIVION sich und der Welt, in Form der schnell ausverkauften 1998er EP ´Reflections´. Durch einen Schicksalsschlag innerhalb der Gruppe brach diese jedoch wenige Jahre später auseinander, so dass ´Reflections´ natürlich bis heute ihre einzige Veröffentlichung blieb.

Da die EP mittlerweile ein Sammlerstück ist, kommt die Veröffentlichung durch „Golden Core“ zur rechten Zeit. Doch die Wiederveröffentlichung erfolgt korrekterweise allein auf Vinyl, damit sich die Die-Hard-Anhängerschaft das Coverartwork in Groß an die Wand hängen kann.

 

 

Das derzeit völlig angesagte Vinyl enthält selbstverständlich nur die vier dereinst aufgenommenen Kompositionen des Originals. Klanglich von Neudi aufbereitet, gemastert für Vinyl von Vadim Kulin (ZYX Studio), bekommt der Old-School-Anhänger natürlich keine Achtzigerjahre-Mucke, sondern eindeutig Neunzigerjahre Untergrund-Metall. Und dieses Metall weiß, wer die aktuellen Abräumer der Metal-Szene sind. Denn obwohl die Musik ganz klar und schlicht aus dem teutonischen Underground dieser Tage stammt, ist – wie bei vielen anderen auch – das Bestreben zu spüren, in ihrem Heavy Metal etwas Härte von METALLICA und das Timbre von James Hetfield zu verarbeiten. Der ganz eigene Sound wird dabei allerdings ebenfalls nicht unterdrückt. Eine gewisse Dunkelheit führt sie gleichwohl nicht ganz in die Nähe von DARK AT DAWN und gleichfalls in atmosphärischen Abschnitten nicht in die von DEPRESSIVE AGE.

Mit einem flotten Rhythmus in eben dieser Gewitterlage kommt ´Use Your Time´ zu Beginn der A-Seite um die Ecke, die B-Seite dreht sich ebenfalls anfangs in ´K.N.O.´ ganz im Sinne des 90s Sounds und bricht immer wieder zu einem kleinen Ritt aus. Den heimlichen Höhepunkt des Bandschaffens stellt freilich das achtminütige ´Black Widow´ dar, das sich langsam aufbaut, um seine metallische Power intensiv zu entwickeln.

Das waren die Neunziger. OBLIVION laden nochmal ein, auch im Underground dabei gewesen zu sein.

(7 Punkte)


(LP-VÖ: 25.03.2022)