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ETERNAL DECISION – Eternal Decision

~ 1996/2021 (Retroactive Records) – Stil: Thrash Metal ~


Wer würde sich denn etwa nicht wünschen, dass METALLICA sich Mitte der 90er immer noch am Sound ihrer ersten vier Klassikeralben orientiert hätten, möglicherweise in Kombination mit der muskulösen Kompaktheit des ´Black Album´? Zugegeben, mir gefällt auch in etwa die Hälfte ihrer rund 30 Stücke aus der ´Load´/´Reload´-Phase gut bis sehr gut, aber nur wenige davon erreichen auch nur annähernd die Härte ihrer metallischen Frühzeit.

Ausgerechnet einer christlichen Thrash Metal-Band aus Edmond in Oklahoma gelang jedoch das Kunststück mehr als ordentlich, genau diese Lücke zu füllen, und ETERNAL DECISION erlangten 1996 sogar einige Berühmtheit, als ihr Song ´Hunger´ über das File-Sharing-Portal „Napster“ fälschlicherweise als neuer METALLICA-Song angekündigt wurde.

ETERNAL DECISION wurden damals jedenfalls sogar als ernstzunehmende Alternative zu den vier Bay-Area-Thrashern angepriesen und lösten dieses Versprechen teilweise auch ein, insbesondere wenn man bedenkt, dass Sänger Joe Chambless wie ein Dead Ringer für James Hetfield geklungen hat – die gesanglichen Gemeinsamkeiten sind unüberhörbar, und es wird einem fast schon unheimlich, wie sehr sich die beiden phasenweise ähneln. Abgesehen davon war das Quartett aus dem Mittleren Westen allerdings eine doch weitestgehend eigenständige Band, die sich zweifellos auf METALLICA-beeinflussten Thrash stützte, jedoch auch ganz instinktiv Hardcore-, Speed Metal- und Groove-Elemente in ihren Sound mit einfließen ließ.

 

 

Das selbstbetitelte Debüt ´Eternal Decision´ von 1996 umfasste schließlich größtenteils frühere Demoaufnahmen und einige im Studio geschriebene Songs, und war ursprünglich ein Release in Eigenregie, bevor es im vergangenen Jahr nun auch endlich über das kompetente „Retroactive Records“ Label wiederveröffentlicht wurde.

´Eternal Decision´ ist jedenfalls prall gefüllt mit eingängigen Riffs und markanten Hooks, und schon die beiden Eröffnungsschnittchen ´Risen´ und ´Power´ gehen praktisch Hand in Hand, dominiert von tief schneidendem Gitarren-Crunch und zudem versehen mit einigen ganz fabelhaften Haken. ´Overflow´ ist von ähnlicher Machart, nur mit einem weit ausgereifteren Speed Metal-Impuls und einigen fesselnden Thrash Metal-Riffs.

Von noch höherer Güteklasse, und größtenteils im Midtempo gehalten, sind hingegen ´The Search´ und ´Things I Say´, wobei beide zwischen Passagen hin und her driften, die mal von zermalmenden Gitarren verstärkt werden, und anderen, von einer gemäßigten, aber melodischen Form, versehen mit einigen fantastischen Gitarrenleads ganz und gar Kirk Hammett-Style. Die Songs wären zweifelsohne auch ganz heiße Kandidaten für das ´Black Album´ gewesen!

´Fearless´ ist dann ein weiterer mittelschneller Top-Song, mit besonders unheimlichen Vocals, die beinahe schon eine ´The Thing That Should Not Be´-Stimmung offenbaren, während zunehmend eine eindringliche Melodie mit bedrohlichen Ouvertüren in die Soundszenerie mit einfließt.

Das berühmte ´Hunger´ könnte aufgrund seiner ausgenommenen Klasse tatsächlich ein Stück aus der Feder von Hetfield & Co. sein und besticht vor allem aufgrund seiner üppigen Harmonien und einem emotional stark gefärbten Refrain. Aber auch ´Imminent Destruction´, ´Alive´ und ´Turn´ kicken mächtig Ass und betonen einmal mehr die Affinität der Truppe, das Zugängliche innerhalb eines auf Thrash Metal basierenden Pakets zu betonen.

ETERNAL DECISIONs zweites Album ´Ghost In The Machine´ brachte schließlich Veränderungen durch den zweiten Sänger Dave Perkins, der einen abwechslungsreichen, glatten und manchmal grobkörnigen Stil im mittleren Bereich beisteuerte, während musikalisch die Thrash- und Speed Metal-becomes-Groove-Aspekte beibehalten wurden. Auf dem Nachfolgewerk ´E.D. III´ von 2002 übernahm dann Gitarrist Cory Boatright die Aufgaben von Perkins in klassischer Tenorform, der Sound der Band tendierte hier allerdings wesentlich stärker in Richtung Nu Metal.

Aber keine Frage, ´Eternal Decision´ ist zweifellos der wahre, kleine Geniestreich einer leider nahezu hoffnungslos übersehenen Band!

(8,5 Punkte)

Favorites: ´The Search´, ´Things I Say´, ´Fearless´, ´Imminent Destruction´, ´Hunger´

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