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MSG – Michael Schenker Group – Universal

~ 2022 (Atomic Fire) – Stil: Classic Metal / Rock ~


Gerade erst war er auf großer Tour. Optisch bin ich bei den Videos, die ich im Netz gesehen habe, etwas erschrocken, weil der arme Michael schon ziemlich abgegriffen aussieht. Musikalisch glänzte er an seiner Gitarre aber fast wie immer. ´Universal´ heißt das neue Album und Michael ist in letzter Zeit zum Workaholic mutiert. ´Emergency´ bietet als Auftaktsong zumindest gleich das, was die immer noch zahlreichen Schenker-Jünger fordern: klassischen kräftigen Gesang wie Gary Barden in den 80ern, melodischen Metal und viel Raum für Michaels einmalige Gitarrensalven.

Wer singt? Das ist inzwischen egal, seit sich die Sänger bei Michaels zahlreichen Projekten den Türgriff in die Hand geben. Ronnie Romero (RAINBOW) ist der Hauptsänger. Michael Kiske (HELLOWEEN) wurde einmal mehr aus der Kiste geholt (hahaha) und Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR) ist auch mal wieder dabei. Wer, wo, was, wann, will ich jetzt nicht so zuordnen. Aber so wie ich, warten die meisten ja am liebsten auf Michaels genannte einmalige Gitarrensalven. Bei ´Under Attack´ kommt allerdings schnell etwas Langeweile auf, die Gitarre ist stark, aber Melodie und Aufbau klingen sehr austauschbar. Das war vom Songwriting teilweise auch schon auf dem Vorgängeralbum leider so. Nun ein neues ´Rock Bottom´, ´Cry For The Nations´ oder ´Love To Love´ erwartet ja jetzt keiner mehr, aber Michael hat nun einmal durch seine glanzvolle Vergangenheit die sprichwörtliche musikalische Latte sehr hochgelegt.

 

 

Mit dem schönen kurzen Instrumental ´Calling Baal´ kann erst einmal durchgeatmet werden. ´A King Has Gone´ ist dann auch ein ordentlicher hymnenhafter Song mit einem Gitarrensolo wie es eben nur bei Michael klingt. Und das gottseidank gleich in doppelter Form. ´A King Has Gone´ ist übrigens der Sangeslegende Ronnie James Dio gewidmet. ´The Universe´ erinnert mit seinem melodischen Intro auch an alte Glanzzeiten. Wird dann aber etwas AOR-lastig. Ein Graham Bonnet hätte da eher für die notwendigen Ecken und Kanten gesorgt. Ist halt doch nicht ganz egal, wer am Mikrofon steht.

´Long Long Road´ verspricht am Anfang durch das fulminante Gitarrenintro etwas Geschwindigkeit, wird aber schnell wieder eingebremst. Spätestens beim Refrain kommt das Klischeemonster durch die Tür gestolpert. Aber das Riff zwischen den Gesangsteilen ist wirklich richtig Schenker-mäßig. Und das Solo melodisch und mit dem Sound ausgestattet, für den man Michael immer noch so liebt.

´Wrecking Ball´ erinnert angenehm an alte MSG- und RAINBOW-Zeiten. ´London Calling´ (nix THE CLASH) hat Ansätze zu einer Hymne, bleibt aber auch auf halbem Wege etwas im Klischee stecken. ´Sad Is The Song´ nimmt sich dann für die Entwicklung der Songstrukturen viel Zeit. Ein feiner Song mit wunderschöner Gitarrenarbeit, der auch in den 80er Jahren wettbewerbsfähig gewesen wäre. ´Au Revoir´ verabschiedet die Platte unspektakulär. Auf CD gibt es noch mit dem kraftvollen ´Turn Off The World´ und dem auch recht konsequenten ´Fighter´ zwei Bonus-Tracks. Ja, ja, inzwischen muss man die CDs wieder wie Sauerbier an Frau/Mann bringen, seit die Vinyl-Fraktion wieder das Regiment übernommen hat.

Produziert hat erneut Michael Voss zusammen mit Michael. Und neben den genannten Sängern sind Legenden wie Simon Phillips, Bobby Rondinelli oder Bob Daisley mit an Bord. Das ist alles sehr professionell. Trotzdem, vielleicht würde eine feste Band zu etwas mehr Fokussierung führen, die bei UFO oder den frühen MSG so bestechend war. Insgesamt aber für mich einen klaren Tick besser als der Vorgänger ´Immortal´. Gibt es in verschiedenen Vinyl-Versionen, als CD oder Earbook oder hochpreisig auch als Japan-Doppel-CD.

(7,75 Punkte)

https://www.facebook.com/MichaelSchenkerRocks


(VÖ: 27.05.2022)