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IRIS DIVINE – Mercurial

~ 2022 (Layered Reality Productions) – Stil: Prog/Alternative Metal ~


„We are ghosts in the darkness. We are dancers in the light. A mercurial condition. We would die to feel alive.“

Diese äußerst menschlichen Emotionen beeinflussen jedes humane Wesen. Menschen werden in ihren Entscheidungen oder gar in ihrer Lebenseinstellung und Lebensweise von ihren Emotionen geleitet. Musik lebt faktisch von Emotionen, Musik transportiert menschliche Emotionen, kleidet sie in Töne und Rhythmen.

Allesamt Gedanken, die wunderbar in einem Konzept zu verwerten sind, denn auf dieser Denkweise basiert das neue Werk von IRIS DIVINE. ´Mercurial´ ist nach ´Karma Sown´ aus 2015 und ´The Static And The Noise´ aus 2017 das dritte offizielle und wichtige Werk für IRIS DIVINE.

 

Das Prog Metal-Power Trio um Sänger/Gitarrist Navid Rashid, Bassist Brian Dobbs sowie Neu-Schlagzeuger Scott Manley präsentiert abermals einen grundsätzlich klassischen als auch modernen Prog Metal, bei dem die Einflüsse von RUSH bis FATES WARNING als Grundlage nicht zu leugnen sind. Gleichwohl spielen IRIS DIVINE gänzlich konkurrenzfrei auf. Ihre Musik lebt sich tatsächlich in der Gegenwart im freien Denken der Neunzigerjahre aus und integriert bei aller Experimentierfreude ohne Scheu auch Alternative Rock. Eine Mischung aus FATES WARNING/Ray Alder, KING’S X, DEFTONES und ALICE IN CHAINS ist in diesem Falle insofern nicht illusorisch.

Die markigsten Einflüsse der alten Dekaden versprüht sogleich der Opener ´Bitter Bride´, der zur Einstimmung kurz zwischen NIRVANA und ALICE IN CHAINS wechselt, um dann über KING’S X-Ingredienzien, Staccato-Gitarren und mächtig Groove auf seine eigene Überholspur gelangt. Im Anschluss setzt ´Silver Tongued Lie´ bei allem Groove immer wieder Bläser ein, als wollten es RIOT nochmals auf experimentelle Weise wissen, wendet sich allerdings in seinem grundsätzlich düsteren Alternative Sound urplötzlich einem himmlisch funkelnden und hochtönenden Refrain zu.

Dagegen täuscht ´Thirteen´ kurz die wolkige Hinzunahme von etwas Elektronik á la OSI an, bevor sich die Komposition zu einem mächtigen Rocker und weiteren Höhepunkt mit mehrstimmigem Gesang sowie instrumentalen Erkundungen entwickelt. Zielgerichteter, aber spielerisch kraftvoll tritt ´Sapphire´ samt einem orientalischen Melodieansatz wie Alternative-Prog-Pop-Punk-Metal auf.

Das spielerische Können einer Ausnahmeband des Progressive Metal demonstrieren IRIS DIVINE atemstockend im Instrumental ´Death By Consensus´, ehe das rhythmisch abgehackte ´Negative Seed´ nochmals alle emotionalen Schönheiten offenbart. Selbst ´Breaking The Paradigm´ rührt wiederholt heftig im rhythmischen Spiel, um den Sternenstaub freizulegen, derweil der Titelsong ´Mercurial´ als finales Statement zu feinen orientalischen Funken, die Gitarren um ein Haar im Sinne von THE TEA PARTY, seinen eigenen höchsten Feiertag ausruft.

´Mercurial´ entspricht der menschlichen, sich fortwährend modifizierenden Emotionsgeladenheit. Die persönliche Wahrnehmung, ob IRIS DIVINE Prog oder Experimental, Alternative oder Metal sind, bleibt dem anthropomorphischen Hörer dieses meisterhaften Werkes überlassen.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/irisdivine


(VÖ: 20.05.2022)