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Rock Fossils On Tour

~ Senckenberg Museum, Frankfurt am Main ~


Frankfurt am Main, Universitätsstadt, Stadt der Wissenschaften und der Künste, Stadt der Messen und der Geschichte. Eine der Institutionen der Stadt ist das Senckenberg Museum für Naturkunde. Ich denke, jeder Frankfurter, fast jeder Hesse, hat es während eines Schulausfluges besucht. Selbst aus größerer Entfernung finden junge Eltern den Weg, wenn der Nachwuchs im Dino-Alter ist.

TANKARD, Frankfurt, Eintracht. Das ist ein lang bekannter Dreiklang. Jetzt kommt ein neuer Akkord hinzu. TANKARD, Senckenberg, Würmer. Was aber haben die hessischen Thrasher jetzt aber mit Würmern zu tun? Einiges, wie man neuerdings lernen kann.

Ophiura tankardi

In Nierstein nahe Mainz fand man bei einer Spülbohrung einen ausgestorbenen Schlangenstern. Dieser ferne Verwandte von Seesternen lebte vor 30 Millionen Jahren in einem Meer, das damals das heutige Mainzer Becken bedeckte. Die Art wurde beschrieben von zwei Wissenschaftlern vom Naturhistorischen Museum Luxemburg, Dr. Ben Thuy und Dr. Lea Lumberger-Thuy und dem Fossiliensammler Kai Nungesser. Dies Tier brauchte also einen Namen. Für die Namensgebung gibt es natürlich Regeln. Um wissenschaftliche Klarheit zu haben, wird für eine Art, egal ob ausgestorben oder rezent, ein Name festgelegt. Dieser ist auf Latein, sollte auf Nationalismen oder Eigenlob des Forschers verzichten, darf aber Personen, die in der Öffentlichkeit eine Bedeutung haben ehren. So kam man als Metal Fans auf den Gedanken, dieses Wesen nach TANKARD zu benennen. So heißt es nun „Ophiura tankardi“.

 

King Diamond

Die nach Ronnie James Dio benannte Schnecke war eigentlich nur 2 mm groß, also ähnlich riesig wie der Meister.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das ist nun, hier im Senckenberg in der Wanderausstellung „Rock Fossils On Tour“, zu entdecken. Dort ist es nicht allein. Es wird begleitet von weiteren musikalischen, aber ausgestorbenen Wesen. Kurze, aber informative Texttafeln erklären die Fossilien und ihre Paten. Ein Foto des Originalfundes gehört dazu, wichtiger aber ist ein Modell, um dem Besucher einen optischen Eindruck zu vermitteln. Im Falle des erwähnten Schlangensterns auch mit einer Prise Humor. Eine Hörstation ergänzt das Ganze, so kann der Besucher auch in den Sound des Namensgebers eintauchen.

Greg Griffin

Der Bogen ist weit gespannt. Überwiegend sind Weich- und Kerbtiere zu entdecken, manche wirken, wie aus einem Gruselfilm entronnen. Es ist aber auch ein zugegeben ziemlich hässlicher Vogel zu sehen und die zeichnerische Rekonstruktion eines recht hübschen Vierbeiners, der so gar nicht zu seinem Paten passt. Musikalisch geht die Reise von Mick Jagger und DAVID BOWIE über DIO bis hin zu ROTTING CHRIST und CANNIBAL CORPSE.

Mit 14 Stationen ist die Ausstellung nicht sonderlich groß. Sie ist aber ständig auf Reisen und darum unterliegt sie auch immer Neuerungen. Es werden auch immer wieder neue Entdeckungen gemacht, so kann es sein, dass der Reigen in Zukunft anders und größer aufzufinden ist.

David Bowie

Aber nicht nur die Wissenschaftler werden durch Musiker inspiriert. Einflüsse gibt es auch in der anderen Richtung. Beispiel METALLICA. Die sind schon lange für ihr soziales Engagement bekannt. Zuletzt gab es Spenden etwa für die Flutopfer im Ahrtal oder für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. In der pazifischen Tiefsee lebt der augen- und farblose Asselkrebs „Macrostylis metallicola“ am Meeresboden mitten zwischen wertvollen Manganknollen. So setzt sich die Band, zusammen mit Naturforschern, gegen den Raubbau am Meeresgrund ein, um die Heimat dieses Tiefsee-Wühlers zu beschützen.

Lemmy

Alles in allem, das Senckenberg ist immer eine Visite wert, die Fossilien sind ein zusätzliches Leckerli, um dahin auf Tour zu gehen. Und, ganz nebenbei bemerkt, habe ich selten so viele Bandshirts in einem Museum gesehen, wie bei meinem Besuch.

Die Ausstellung läuft bis zum 4. September 2022 im Senckenberg Museum, Senckenberganlage 25, 60325 Frankfurt.

Weitere Infos wie Öffnungszeiten und Obolus für den Einlass findet Ihr auf der Homepage.

 

 


Fotos: Petra Röder