~ 2021 (Sub Pop) – Stil: Post-Punk/Garagen-Rock/Pop ~
Es gibt etwas, das am kanadischen Quartett KIWI JR. nur schwer zu ignorieren ist. Ihre musikalischen Haupteinflüsse sind zweifellos eindeutig und bei ihren besten Songs klingen sie wie eine äußerst gelungene und revitalisierte Mischung aus PAVEMENT, R.E.M., LOU REED, THE REPLACEMENTS und THE KINKS.
Aber besonders beeindruckend und überraschend ist vor allem, wie gut strukturiert ihre Stücke insgesamt sind – jedes davon ist bis ins Mark mit wahnsinnig eingängigen Riffs gefüllt und ihr Nachfolgewerk und gleichzeitiges „Sub Pop“-Debüt bietet zudem auch ausreichend Platz, um die Songs auch erstmals richtig atmen zu lassen.
Die Gitarrenriffs sind eine ideale Mischung aus Post-Punk und Jangle-Pop und mit seinen zahlreichen einfachen Hooks und überraschenden strukturellen Wendungen bleibt das Album zudem von der ersten bis zur letzten Minute durch und durch spannend.
Aber es gibt auch eine latente Unterströmung an Bosheit, die KIWI JR. von ihren Genre-Kollegen unterscheidet – nämlich die Texte. Sie haben ein ungemein kritisches und beobachtendes, beinahe schon Douglas Coupland-Gefühl, das darauf zurückzuführen ist, dass die vier Nordamerikaner nicht nur in der modernen Welt leben, sondern auch ganz genau wissen, wie diese funktioniert. Ähnlich den Charakteren eines Coupland-Romans eben und in ihrer Grundausrichtung auch eines Jack Kerouac durchaus würdig.
KIWI JR. verleihen ihrem schlauen, gitarrengetriebenen Garagen-/Indie-Rock somit über die gesamte Albumlänge hinweg auch eine ganze Menge an Persönlichkeit und importieren eine ungemein kraftvolle Energie in ihre schrulligen Gefühle. Die Band hüllt ihre Hooks gerne in komplizierte Arrangements, die immer genau dann landen, wenn der Refrain beginnt, und Jeremy Gaudets nonchalanter Sprechgesang lässt Gemeinsamkeiten mit Stephen Malkmus nur schwer leugnen. Da leben wahrlich schöne Erinnerungen an die frühen 90er-Jahre in einem auf.
(7,5 Punkte)
(VÖ: 22.01.2021)
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