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NECROT – Mortal

~ 2020 (Tankcrimes Records) – Stil: Death Metal ~


2017 war’s: Sechs Jahre nach Gründung und nach drei viel beachteten Demos hatte dieses Trio aus Oakland, Kalifornien, sein bereits bemerkenswertes Debütalbum ´Blood Offerings´ am Markt. Mit klassischem, aber bestechend gut gemachtem Death Metal. Vor allem bei den Riffs. Kleine, feine Skandi-Black-Tremolos inklusive. Generell eine Referenz an die einstigen Pioniere und Wegbereiter aus UK sowie USA. Und das gelingt 2020 wieder. Mindestens. Mit ´Mortal´.

Fans der Genre-Ahnen BOLT THROWER, BENEDICTION und MASTER erfreuen sich sicher an der Back-to-Basics-Brutalität von NECROT – dem unerbittlichen Wüten der panzergleichen Headbang-Grooves, trockenen Riffs und dem unverkennbar gutturalen, dennoch sauber artikulierten Gesang (sic!). NECROT wollen gar nichts ändern an ihrem über die Jahre sauber eingeschliffenen Sound mit einfacher, aber überzeugender Formel. Sie sind wie ein Big Mac bei McDonald‘s: Du weißt, was du kriegst. Aber über die Jahre ändern sich um den verdammten Klassiker – das geschmacksgebende beefy Mittelstück – ein paar Nuancen, um nicht langweilig oder gar beliebig zu werden.

Kreative Kellerkinder

Jedes Stück auf ´Mortal´enthält das perfekte Maß an Fingerfertigkeit, ohne etwas von seiner Barbarei zu verlieren. Gehobenes Niveau. Twists’n’Turns dort, wo sie angenehm auffrischen und eben nicht bemüht wirken. Abermals ist es NECROT gelungen, den Geist der Death Metal-Blütezeit der frühen 1990er Jahre mit der neuen US-Schule der Kellerkinder um die Labels „Tankcrimes“ und „20 Buck Spin“ zu verheiraten.

´Mortal´ ist ein Liebesdienst für alle, die ´Warmaster´‚ ´The Grand Leveller´ sowie ´On The Seventh Day God Created…Master´ so oft gehört haben, dass sie glauben, sie wären beim Einspielen mit dabei gewesen. Das wären NECROT nämlich auch zu gern… Und sie haben es sich redlich verdient, in der erweiterten Reihe respektvoll genannt zu werden.

Der Death Metal hat mit Verlauf des Jahres ein mörderisches Jahrzehnt hinter sich, in dem sowohl junge als auch ältere Bands gut- bis erstklassigen Blast’n’Grind produziert haben. Es ist keine kleine Leistung, diesen Berg an guter Musik zu hinterlassen – in einem Genre, das sich nicht so offen und interessant verhält wie meinetwegen Free Jazz. Überdies: ´Mortal´ ist eine König-des-Berges-Platte. Die bereits Patina ansetzende Veteranen-Band, die sich schon länger davor ängstigt, entthront zu werden, sollte jetzt noch besser darauf vorbereitet sein, einen neuen Ausläufer der Bergspitze zu definieren, um neben NECROT bestehen zu können.

(8 Punkte)


(VÖ: 28.08.2020)