~ 2019 (Buback Tonträger GmbH) – Stil: Alternative/Indie ~
Was bisher geschah: 2010 gründet ein Mädels-Trio, bestehend aus Sängerin Stella Sommer, Bassistin Rabea Erradi und Schlagzeugerin Stefanie Hochmuth, eine Gruppe namens DIE HEITERKEIT.
Im Anschluss an das 2012er Debütalbum ´Herz aus Gold´ verlässt Stefanie Hochmuth die Gruppe und wird durch Anna-Leena Lutz (HALF GIRL) ersetzt. Beim Monsteralbum ´Pop & Tod I+II´ (siehe hier) sitzt jedoch bereits Philipp Wulf (MESSER) hinter dem Schlagzeug, Hanitra Wagner (ORACLES) bedient den Bass und Sonja Deffner (JASON & THEODOR) die Keyboards. 2019 ist Sängerin Stella Sommer, die im Studio heutzutage Gesang, Gitarre und Klavier übernimmt, nicht nur das einzige Ur-Mitglied der HEITERKEIT, sondern obendrein das letzte Mädel des ehemaligen Frauen-Trios. Das Schlagzeug nimmt weiterhin Philipp Wulf ein und den Bass bedient Produzent Moses Schneider. Das einstige Hamburger Threesome ist heutzutage eine Unternehmung von Stella Sommer, die ihre persönlichen Gedanken eigentlich Solo ausleben wollte (siehe hier).
Was passiert ist: Auf ihrem Solo-Werk stieg Stella Sommer noch in den Keller der Morbidität und ersann einen Klangraum, in dem Nico und VELVET UNDERGROUND nebenan proben. Bei aller HEITERKEIT sonnt sie sich zwar wieder im Tageslicht, vergisst aber ebenso nicht die niederträchtigen Momente des Daseins. Und schlendert dabei beschwingt durch den Park.
Die Unnahbarkeit, allzeit die Distanz wahrend, ist auf Sichtkontakt hinweg geschmolzen. Selten drängt die Hamburger Schule á la TOCOTRONIC wie im Titelsong noch in den Vordergrund. Grazil beschreitet Stella Sommer den Pop-Parcours in Singer-/Songwriter-Manier. Samt umsäumen die Instrumente ihre Stimme, die sich gleichwohl weiterhin auf Tuchfühlung zu Christiane Rösinger (Solo sowie BRITTA, LASSIE SINGERS) zeigt. Sphärisch und entrückt ist die Laune der HEITERKEIT, in ´Ich sehe dich am liebsten´ mit Klavier, vereinzelt gar orchestral, so in ´Die Linie im Sand´. Egal, ob Junge oder Mädchen, die HEITERKEIT preist in ´Dieses Mädchen´ ihr neues musikalisches Antlitz. ´Im Fluss´ baden wir in heroischer Stimmlage, in ´Das Wort´ im mahlenden Elektronik-Klang. Im Gegensatz zu DAGOBERT (siehe hier) besingt Stella Sommer zufälligerweise dasselbe Wort von der Einsamkeit nicht im Abgrund des Liebeskummers, sondern in dem der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Mehrheitsfähige, schwelgerische Schönheiten sind des Weiteren ´Jeder Tag ist ein kleines Jahrhundert´ und die Bedrohung des Kosmos beschreiben ´Die Sterne am Himmel´ bemerkenswert ad finalem. Dramatisch imposant.
Was wird: „Alles bleibt gleich und verändert sich dann.“ Die Menschen werden Stella Sommer an den Lippen hängen wie einst an denen von Nick Cave oder Dirk von Lowtzow.
(9 Punkte)
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