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STELLA SOMMER – 13 Kinds Of Happiness

~ 2018 (Affairs Of The Heart/Indigo/Believe) – Stil: Dark Rock ~


Vorhänge, Jalousien, Fensterläden zu, die Sonne strahlt gewiss viel zu stark. Lasst die Finsternis hinein. Sonnenstrahlen sind nicht alle Zeit unentbehrlich, nicht unsterblich, ist ein düsterer Keller oftmals der weitaus bessere Ort – zum Wohlbefinden, zum Hören des ersten Solo-Albums von STELLA SOMMER.

Das letzte verbliebene Gründungsmitglied der Hamburger Gruppe DIE HEITERKEIT betritt bei seinen neuesten Kompositionen, in ihrer Stammband ist Stella Sommer ebenfalls bei Songschöpfungen tonangebend (siehe hier), die 13 Stufen zur Glückseligkeit. Jede Fröhlichkeit weicht in der Dunkelheit von dannen, von Lied und Gesang aus dem bereits schneeweißen Gesicht. Manisch ausufernd ruft Stella Sommer die 13 Arten des Glücks an, in aller Schwärze, ebenso die 13 Arten der Einsamkeit, denn Schönklang ist im als Kerkerverließ umgebauten Souterrain nicht angesagt.

So sehr wir uns auch winden und es nicht wahr haben wollen, wenn der Schmerz klares Denken hinausträgt, als Referenz zu Stellas Gesang und der tristen Atmosphäre kann nur Nico, geboren als Christa Päffgen und mit dem mittlerweile 51 Jahre alten Werk ´The Velvet Underground & Nico´ unsterblich geworden, herangezogen werden (´13 Kinds Of Happiness´). Die LASSIE SINGERS wollen wir uns heute verkneifen, allein weil sich alles um die Liebe und den Tod dreht und der Geist von Christiane Rösinger sofort im unbeleuchteten Keller zugegen ist (´We Love You To Death´). Nicht gar so schaudernd tönen die Songs am Klavier (´Light Winds´), doch wenn Dirk Von Lowtzow (TOCOTRONIC) mitsingt, darf die Gänsehaut alle Haare in die Höhe drängen (´Birds Of The Night´), so wie dereinst Leonard Cohen und Jennifer Warnes. Wer erwähnt bei klarem Verstand Zola Jesus? Niemand.

Zur Prinzessin der Nacht gesellen sich Pogo McCartney (Bass, MESSER) und Philipp Wulf (Drums, MESSER, DIE HEITERKEIT). Zum bescheidenen und prunklosen Sound der 1960er steigen einmal NUAGE-Gitarrist Julian Nowakoswki (´Dark Princess, Dark Prince´) sowie Saxofonist Robin Völkert (´Collapse/Collapsing´) mit ein. Den wahrhaftigen VELVET UNDERGROUND-Sound erzeugt Stella Sommer selbst, an Gitarre, Synthesizer, Organ (´I Had No Idea´), nicht für den Sonntagmorgen, für den Sommer, für die Mondfinsternis am 27. Juli 2018. Wäre nur alles so lasziv reizvoll. Wenn der Blutmond erscheint, jault das einsame Tier zum Himmel (´For A Loner´), dann bewegt sich das Papierboot über eine Pfütze aus Feuchtigkeit auf dem Kellerboden, nicht zu einer STYX-Fremdkomposition (´Boat On My River´). Wo sind wir hier nur gelandet? Im verhängnisvollen Vorhof zur Schattenwelt. ´Hierhin kommt der Teufel´ zum Weinen!

(7,5 Punkte)

https://stellasommer.bandcamp.com/releases