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MARY TIMONY – Untame The Tiger

~ 2024 (Merge) – Stil: Indie Rock/Country Rock/Krautrock ~


Mary Timony braucht sicherlich keine allzu umfangreiche Einführung, denn seit mehr als 30 Jahren schwingt die aus Washington D.C. stammende Künstlerin ihre Gitarre für den Indie Rock und all seine Variationen, unter anderem für ihre wohl bekanntesten, inzwischen jedoch aufgelösten Projekte AUTOCLAVE und HELIUM.

Mit WHITE FLAG setzte sie in den 10er-Jahren ein weiteres klares Highlight und die beiden darauffolgenden Garage Rock-Alben von EX HEX brachten sogar einige der eingängigsten Arrangements und Gitarrenarbeiten von Timony überhaupt hervor.

 

 

´Untame The Tiger´ ist nun ihr erstes Soloalbum nach fast zwei Jahrzehnten Abstinenz, und es ist in äußerst schwierigen Zeiten entstanden, in denen Timony sich um ihre todkranken Eltern gekümmert hatte.

Es ist jedoch kein Konzeptalbum über Kummer und Verlust, sondern bietet einen Rockteppich, der wie im Feuer des Kampfes geschmiedet wirkt, und sie spielt hier mit den unterschiedlichsten Genres, ob nun Akustik Rock, Country oder Krautrock.

Timonys Indie Rock-Schule zeigt und erzählt nach wie vor viel zwischen gesprächigen Texten und präzisen Gitarrenmelodien, ob nun mit dem zerfetzten E-Gitarren-Sound bei ´Summer´ oder dem spannungsgeladenen akustischen Geklimper auf ´Dominoes´.

´Looking For The Sun´ hingegen besitzt sogar einige Grunge-Vibes, und wenn der Song dann in seinen Refrain übergeht, ruft er eindeutig Erinnerungen an obskuren Psychedelic Pop aus den 60ern hervor.

´Untame The Tiger´ zeigt jedenfalls, dass Mary Timony so viel mehr ist als ihre Vergangenheit, denn es ist sowohl eine tagebuchartige Übung als auch eine Rückkehr zur Form zu den Zeiten von EX HEXs schillerndem Garagenrock. Irgendwo zwischen Timonys charakteristischer Trockenheit und der Intimität ihrer Motive findet sie nun den idealen Kompromiss zwischen Distanz und Nähe.

Nichts ist hier zu geradlinig, ob nun ihre verwirrende lyrische Darbietung, die unkonventionellen Rhythmen oder einige instrumentale Überraschungen – die Gitarrenheldin einer langen Indie Rock-Renaissance hat immer noch mehr zu sagen und bedeutsamere Riffs zu spielen, als so manch andere Vertreter ihrer Generation.

(8,5 Punkte)

 

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