PlattenkritikenPressfrisch

BRYAN FERRY – Mamouna

~ 1994/2023 (BMG) – Stil: Sophisticated Pop ~


Ein flüchtiger Augenblick aus der Musikkarriere von Bryan Ferry zeigt sich im Jahre 1989, als er seine zweijährige Welttournee zum 1987er Werk ´Bête Noire´ abschließt. Unter der anfänglichen Projektbezeichnung ´Horoscope´ entsteht bis 1992 neues Songmaterial.

Doch Bryan Ferry unterbricht die unfertigen Arbeiten für die Zusammenstellung und die Aufnahmen des 1993er Coverwerkes ´Taxi´. Anschließend hat er wieder den Kopf für eigenes Songmaterial frei. Er vollendet die Arbeiten an diesem im Jahre 1994 und veröffentlicht das neue Studioalbum unter dem Titel ´Mamouna´.

Zum vorweggenommenen 30-jährigen Jubiläum wird ´Mamouna´, das neunte Solo-Studioalbum des ROXY MUSIC-Sängers, 2023 als Deluxe-Reissue angepriesen, denn es enthält nicht nur das eigentliche Werk ´Mamouna´ mit seinen zehn Liedern, sondern obendrein unter dem Titel ´Mamouna Sketches´ die auf dem Weg dorthin entstandenen zehn Demos und Outtakes sowie das ursprünglich angedachte und unveröffentlichte Studioalbum ´Horoscope´ mit acht Liedern.

Die 3-CD-Deluxe-Edition beinhaltet selbstverständlich alle drei Scheiben, während die 2-LP-Edition im Klappcover nur die entscheidenden und frisch gemasterten Scheiben von Bob Ludwig, ´Mamouna´ und ´Horoscope´, berücksichtigt, schließlich umfassen die ´Mamouna Sketches´ nur instrumentale oder eingeschränkte Aufnahmen.

Natürlich fühlen sich Songs wie ´Loop De Li´ und ´Gemini Moon´ von der unveröffentlichten Scheibe ´Horoscope´ etwas unreif, aber gleichwohl bereits geschmackvoll im Sinne von Bryan Ferrys damaliger Musikvision an. Daher darf auch durch ein ´Where Do We Go From Here´ oder ´S&M´ ein Hauch von Disco wehen oder direkt in ´Desdemona´ etwas R&B.

Dagegen besitzt ´Mamouna´ die endgültige und geschmackvolle Reife. Erstmals finden Bryan Ferry und Brian Eno, der einige Klangfarben beisteuert, seit Enos Trennung von ROXY MUSIC wieder zusammen. Sogar Phil Manzanera und Robin Trower spielen auf dem Album neben Neil Hubbard und Chester Kamen Gitarre. ´Mamouna´ zeichnet im Endeffekt das in jenen Tagen selten anzutreffende Gleichgewicht aus Leichtigkeit und musikalischer Schwergewichtigkeit aus, im gleichen Atemzug komplex und doch so leichtfüßig, zart, wehmütig und doch so elegant.

 

https://www.facebook.com/bryanferry