PlattenkritikenPressfrisch

THE EMERALD DAWN – In Time

~ 2023 (World’s End Records/Just For Kicks) – Stil: Progressive Rock ~


Das fünfte Album von THE EMERALD DAWN könnte sich im Laufe der kommenden Jahre zu einem Klassiker entwickeln. Das britische Quartett präsentiert auf ´In Time´ drei monumentale Kompositionen für die Ewigkeit.

Selten klang eine Progressive Rock-Band eigenständiger als das Quartett aus St Ives in der Grafschaft Cornwall. Denn THE EMERALD DAWN spielen einen unwahrscheinlich eigenen und eigenständigen Sound, der bei Erstkontakt im Jahre 2023 auch eigenartig wirken könnte.

Ihre Lieder klingen nach den britischen, aber auch italienischen Traditionen, besonders nach den Siebzigerjahren, ohne in ihrem Sound in dieser Zeit zu verharren. Die Musik ist finster und äußerst natürlich produziert, sie lebt sich in jeder Sekunde ihres Daseins aus, genießt jeden einzelnen Ton, in aller Melancholie. Die Lieder könnten sich gleichsam bis in alle Ewigkeit ausstrecken, ohne einen Funken Langeweile aufkommen zu lassen.

 

 

Die Keyboards von Sängerin Tree Stewart malen den Sound im Hintergrund mit kräftigen Merkmalen des sinfonischen Progressive Rock. Sie hält zudem noch eine Flöte und Gitarrist Alan Carter kräftige Tenor- und Sopran-Saxofone zum Einsatz bereit.

Daher verschwimmen oftmals die Szenen, wenn sie mit der außergewöhnlichen Rhythmus-Truppe um Bassist Dave Greenaway und Schlagzeuger Tom Jackson die Grenzen zum Jazz und Canterbury experimentell und sanft überschreiten.

Die Gitarrenarbeit von Alan Carter ist dabei äußerst brillant, während sich der Gesang von Tree Stewart auf dunkleren Pfaden zurückhält, um in hohen Lagen zu strahlen.

 

 

Das 23-minütige und bisherige Meisterstück ´Out Of Time´ lässt neben der oftmaligen Rezitation von „Steal a moment in time and make it last forever…“ fortwährend die Gitarre singen. Aus der anfänglichen Gemächlichkeit bricht die Komposition irgendwann aus, um nach einem experimentellen und solistischen Abschnitt erneut emporzusteigen.

Mit dem beinahe 15-minütigen ´Timeless´ wird es noch finsterer, aber auch weiträumiger und fesselloser. Neben der abermals erstklassigen Gitarre stechen die Saxofon-Spielereien und ein Flöten-Solo direkt hervor.

Diese Finsternis trägt das 8-minütige ´The March Of Time´ in aller Schönheit durch Raum und Zeit, durch Keller und Kerker hinfort. Erst zum Finale des ansonsten instrumentalen Liedes erscheint der Gesang und singt „As time goes marching on…“ gebetsmühlenartig … „As time …“ „As time …“.

(8,5 Punkte)

 

https://www.facebook.com/TheEmeraldDawn