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GREEN YETI – Necropolitan

~ 2023 (Independent) – Stil: Doom ~


Rosen sind rot, Yetis sind grün, Stoner ist Rock, Satan.

Dichten war noch nie meine Kunst, da bin ich knapp hinter den Vogonen am unteren Ende der Skala. Aber Geld ausgeben für CDs kann ich. 2023 hab ich irgendwie wieder einen Stonerrock-Run, weil erstens „Ripple Music“ viel geiles Zeug in den letzten Jahren auf den Markt warfen und mein Zorn sich ja nur auf die Kieler Szene beschränkt. Und da auch nur auf drei bis vier Gestalten. Da können die Griechen ja nix für.Aber dafür können sie musizieren. Und wie alles aus Griechenland in Sachen Musik ist auch der Stonerrock absolut EPISCH. Over the top episch sogar.

Krasses Beispiel ihr viertes Stück auf dem Album, das aggressive, schwungvolle ´Golgotha´ mit eruptivem Ausdruck, vollkommen schräg quietschenden Sologitarren und Riffs, Melodien und Harmonien zum Niederknien. Bass und Schlagzeug entfachen einen furiosen Strudel an Rhythmen und ziehen Dich tief hinunter in die absolute Dunkelschwärze der Ewigkeit, wo schon die Tentakel uralter Gottheiten nach Dir langen. Das Unnennbare kriecht und schleicht sich in Deine Seele. Grollende Stimmen befehlen Dir Gehorsam, dazu betören Dich brodelnde Riffs aus den Gitarren mit Ansätzen halbwegs mystischer Melodien, denen aber immer eine Stimmung des Verfalls anhaftet. Und Du kannst den düsteren Trip nicht von Dir schütteln, also tanzt Du in einem Zustand totaler Trance zu den wogenden Rhythmen und pulsierenden Bassläufen.

GREEN YETI schicken sich hier nicht an, das Genre zu revolutionieren. Sie sind wie die Jünger der wahren Lehre im Heavy Metal. Keinen Fußbreit den Modernisten und Innovatoren, die Gutes ohnehin meist kaputtverbessern. So eingängig die Gitarrenläufe auch sind und so schön verfuzzelt die Soli manchmal kommen, dem gebotenen Stoff haftet ein monolithischer Ausdruck an.
Ich verwende hier öfter den Ausdruck Stonerrock, weil GREEN YETI bei aller Kriecherei immer diesen besonderen Schwung und dabei eine hypnotisierende Wucht mit sich bringen. Aber sie gelangen oft in den Doom, wie ich ihn von Bands der 80er und 90er kennengelernt habe. Ich meine jetzt nicht CANDLEMASS, die von mir höchst Verehrten. Ich meine die Schmutzfinken, die zu gleichen Teilen Punkrock und 70er Heavyrock als Vorbilder für ihr wuchtiges Brodeln auserkoren haben.

GREEN YETI klingen extrem heavy und dabei zielgerichtet und entschlossen, statt bekifft entspannt. Ihre Melodien sind präzise. Ihre Musik ist kochend heiß und doch präzise. Du kannst wunderbar dazu trippen, die Band saugt Dich ein. Du kannst aber auch die Rübe schütteln und dazu toben. Oder tanzen. Wo viele Bands in dem Bereich eher herummäandern und doch nie auf den Punkt kommen, haben GREEN YETI echte frische Hymnen mit Wiedererkennungswert geschrieben. Das muss ihnen Mal jemand nachmachen.

Also doch eher Doom oder Stonerrock? Doomjünger, die OBSESSED, INTERNAL VOID, UNORTHODOX, SAINT VITUS, PENTAGRAM und Gleichgesinnte lieben, sollten ein Ohr riskieren. Ich bin für Doom und ich bin begeistert von den erfrischenden Songs.

´Necropolitan´ ist übrigens das dritte Album der Band und ich bin auf die beiden Vorgänger gespannt. Definitiv kaufen bei greenyeti.bandcamp.com

(9 Punkte)

 

https://www.facebook.com/greenyetiband/