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ENDTIME PROPHETS – A New Religion

~ 2023 (Sounds For The Endtime) – Stil: Modern Dark Metal ~


Natürlich ist die Endzeit jetzt! Das wissen wir alle, ohne selbst Propheten zu sein. Allerdings bin ich auch als Atheist immer auf der Suche nach neuen musikalischen Religionsmanifesten und wurde beim IRON FEST endlich wieder fündig.

Allerdings nicht durch das Bestaunen einer Band auf den Brettern der Macht, sondern im schlichten Meet-and-Greet-Gespräch mit alten Bekannten. Den Exil-Cimmerianer Andreas Weiß – der seinen Namen auf der Flucht vor Thulsa Dooms überlebenden Schergen (man kann halt nicht die gesamte Brut mit Schwerthieben in zwei Hälften zerteilen) in „Nunzio Scoleri“ ändern musste und nun bei LORD VIGO die Axt schwingt, wenn Tony Scoleri sich um seinen Hammer kümmern muss – kenne ich schon seit Urzeiten.

 

 

Seinen jetzigen und auch damaligen Kollegen Christian Storck am Bass von der unvergessenen Progressive-Tech-Deathmetal-Legende ODIOUS (bei denen übrigens VANDEN PLAS Bassist Torsten Reichert damals die Stöcke (!) schwang und deren genialer Growler Markus Föckler heutzutage die Groove-Death Metaller REDGRIN frontet) lernte ich sogar noch zu Schulzeiten kennen und schätzen, bevor die erste FORBIDDEN rauskam.

 

 

Den Urpropheten Michael Löchter und Verkünder der neuen Religion kannte ich bisher nur von den Liveauftritten seiner damaligen Kultcombo DARK, deren einziges Problem genau wie auch bei ODIOUS darin bestand, dass sie mit ihrer aus dem Death Metal gewachsenen, eigenständigen und damals innovativen Musik ihrer Zeit viel zu weit voraus waren.

 

 

Die einen zu Independent, die andern zu Progressiv. Geile Zeiten warn’s dennoch für den geschmacklich breitgefächerten Metaller. Nach etlichen Besetzungswechseln steht die Formation nach den Aufnahmen zu ´The New Religion´ für kommende Liveauftritte mit den letzten beiden Zugängen Armin Rauls an der zweiten Klampfe und Nicolas Reichert am Schlagzeug.

 

 

Die ENDTIME PROPHETS machen nun dort weiter, wo sie einst unter verschiedenen anderen Bannern aufgehört hatten: Mit schweinegeilem, kraftvollem, melodischem Metal. Düster – schwer – intensiv.

Mich hatten sie schon bei den ersten dezent blubbernden Elektroniksounds zu Brettgitarren vom Opener ´Welcome To The End Of The World´, der gleich die Trademarks für das Album setzt: Fette, kraftvolle Riff-Bass-Drum Rhythmik, bärige, abwechslungsreiche Vocals zwischen Growling, Brüllen und Clean gepaart mit unnervigen Keyboards als unterstützendes Stilmittel statt Weichspüler.

´The More To Come´ überzeugt als groovender Tanzflächenstampfer, der die Freunde der Metal-KRUPPS (zur Zeit des beteiligten HEATHEN-Doppels Lee Altus und Darren Minter), auch ´Beyond The Red Line´ kann die Indie- und Metalszene gleichermaßen ansprechen – ich denke da gerade an die FUNKER VOGT-Fraktion, die auf Härte mit melodischen Refrains steht.

Der Hitfaktor ist wirklich enorm hoch, daran hatten sich ja schon PARADISE LOST auf ´One Second´ versucht. Und wieder eine verschmähte Scheibe, die bei mir allerdings Klassikerstatus genießt. Also stellt euch nicht so an, für euch Puristen gibt’s doch genug Eintöniges, was man hören kann. Ohne weiter auf einstige Helden und ihre aktuell überlange, in Doppelvinyl gegossene Langeweile einzugehen, lasse ich mein Ohr von ´Deep Within´ schmeicheln, einem Track der mit Gastsängerin Lisa Mosinski die zärtere Klientel jeglicher vorstellbarer Geschlechter auf den Plan ruft.

 

 

Stampfend marschiert ´The Devil In Me´ zurück in düstere Gefilde, bevor schnelleres Stakkatoriffing meine Pole Position zwischen zwei leistungsfähigen Standboxen exakt zu ´A Place Where I Wanna Be´ macht. Man will irgendwann nur noch mitgrölen, denn auch ´New Religion´, ´The Cure´ und der Überhit ´Wildfire´ (bei dem kein geringerer als Andy Kuntz von VANDEN PLAS Gastvocals beisteuert und der in zwei zusätzlichen Versionen auf dem Album enthalten ist) entfalten diese wohligen Refrains bei unbändiger Power.

Als Nackenbrecher kurz vor Ende leistet das namensgebende, eigentliche grande Finale ´Endtime Prophets´ hervorragende Dienste, als Zugabe offerieren euch eure Endzeitpropheten dazu noch den ultimativen Tanzflächensmasher ´Kings On The Run´.

Mein Hitdetektor und Audiostimmungsbarometer Karin ist stets ein Garant für exquisite musikalische Qualität, wenn sie wie auch hier aus dem Nichts zwischen die Boxen grätscht und ekstatisch ausruft: „Boah, wie geil – ist das ´ne neue AMORPHIS?“

Knapp daneben, aber nicht ganz unbegründet, dazu nenne ich noch eine Prise gute, alte LAKE OF TEARS, schicke die tanzbaren SAMAEL – die in dieser Phase außer mir wohl keiner hören wollte – zum Reigen mit meinen 2020er Faves DEAD END FINLAND und auch die rockigeren TIAMAT dürfen sich anschließen. Andere mögen auch partiell THE KOVENANT, ROB ZOMBIE oder PAIN in der vollmundigen Mixtur entdecken, aber diese neue Religion kommt von den ENDTIME PROPHETS.

Eine Band genau nach meinem Gusto, welche mehr für die Völkerverständigung zwischen Metal und Indie macht als jeder noch so lächerliche Staatsführer für die Völker der Welt, die menschlich gesehen am Ende ist. Meine Reise in die dunklen Sphären der metallischen Klänge geht nach den famosen SATURNUS nahtlos weiter mit den fulminanten ENDTIME PROPHETS.

 

endtimeprophets.de

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