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SPOTLIGHTS – Alchemy For The Dead

~ 2023 (Ipecac) – Stil: Post Rock/Shoegaze/Doom/Experimental ~


Wenn sich eine Band dem Genre „Post Rock“ zugehörig fühlt, hat das meistens damit zu tun, dass sie einen derart einzigartigen Sound hat, um in keine der etablierteren Schubladen zu passen. Im Fall von SPOTLIGHTS trifft das sicherlich zu, da sie schwere, an Doom angelehnte Riffs mit Shoegaze und Elektronik zu einem ganz eigenen Sound verbinden.

Bestehend aus dem Ehepaar Mario (Gitarre/Gesang) und Sarah Quintero (Bass) sowie Chris Enriquez am Schlagzeug schafft das Trio aus Brooklyn dabei eine einzigartige Balance aus eisiger Härte, punkiger Energie und emotionaler Tiefe. Das zeigte sich bereits in ihren Anfangstagen Mitte der 2010er-Jahre, und sie haben sich vor allem während ihrer „Ipecac“-Ära stets weiterentwickelt. Das neue Album ´Alchemy For The Dead´ spiegelt nun das Jahrzehnt wider, in dem SPOTLIGHTS ihr Handwerk verfeinert haben, und es bringt gleichzeitig die Frische einer Band zum Ausdruck, die sich darauf freut, ihre Wirkung zu vertiefen.

 

 

Der Opener ´Beyond The Broken Sky´ beginnt dann auch gleich mit durchdringenden elektronischen Beats und Synthesizern, und schafft eine geradezu jenseitige Atmosphäre. Mario Quinteros Gesang und Gitarre legen sich schließlich darüber, bis die Rhythmusgruppe einbricht und die schweren Zutaten serviert, wobei ihr Sound jedoch nie von seiner ätherischen Qualität verliert. Es ist schon bemerkenswert, wie sehr sich die drei New Yorker dabei von anderen Shoegaze-nahen Bands unterscheiden, denn der Teppich aus anschwellendem Hall und entspannten Arpeggios ist einfach nicht verschwommen genug, um deren Purismus wiederzugeben. Aber gerade diese Mehrdeutigkeit ermöglicht den Wechsel zu massiven Gitarrenakkorden, um den Kern engelhafter Gesangsmelodien beizubehalten.

Die aggressive Klarheit und düstere Stimmung überträgt sich dann auch auf die Trip Hop-Beats und den brodelnden Basston vom nachfolgenden ´The Alchemist´, und SPOTLIGHTS nutzen diese elektroakustische Dynamik, um fesselnde Verse und Refrains in den Post Rock-Stil langatmiger Crescendos zu integrieren.

´False Gods´ fügt ihrem schweren, aber dennoch berauschenden Sound, sogar ein Saxophon hinzu, während ´Ballad In The Mirror´ wieder mehr zur ätherischen Seite neigt, allerdings immer noch verzerrte Gitarren- und Bassstöße liefert.

SPOTLIGHTS demonstrieren ihre gesamte mitreißende, dynamische Breite jedoch vor allem im abschließenden Titeltrack, mit unheimlichen Akustikgitarren-Obertönen und minimalistischen Synthesizerlandschaften, um traurige, seelenzerreißende Doom-Riffs zu erzeugen.

Jeder Song auf ´Alchemy For The Dead´ hat seine eigene Vision, wirkt durchdacht und gut umgesetzt, und SPOTLIGHTS klangen noch nie so selbstbewusst und ehrgeizig zugleich.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/spotlightsband


Pic: John Pope