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AFTERMATH – No Time To Waste

~ 2023 (Zoid Entertainment) – Stil: Technical/Progressive Thrash Metal  ~


Chicagos AFTERMATH tauchten Mitte der Achtziger in der Heavy Metal-Szene auf und hinterließen schon damals beeindruckende Statements ihrer Kreativität. Mit ihrem 1989 erschienen ´Words That Echo Fear´-Demo waren sie in aller Munde. Ihr allerdings erst 1994 veröffentlichtes Debut ´Eyes Of Tomorrow´ beinhaltete weitgehend die Songs des erwähnten Demos. Schon damals unterschied sich die Band um Sänger Charlie Tsiolis vom Rest der Szene. Dass ihr Debut deutlich zu spät kam und somit genau in das Vakuum des Thrash Metal Mitte der Neunziger fiel, ist eigentlich eine Schande. Der aggressive, technisch rasende Bolide hat enorm viel Alleinstellungsmerkmale. Dennoch segnete die Band das Zeitliche.

Erst als 2011´When Will You Die?- Demos 1986/1987´sowie ´Demos 1989/1990´ über „F.O.A.D. Records“  erschien, kam so etwas wie eine Reanimation der Band in die Gänge. Das 2019 auf dem bandeigenen Label veröffentlichte Album ´There Is Something Wrong´ konnte dann allerdings nur bedingt überzeugen, fiel aber durch deutliche Statements gegen politische Correctness sowie Unterwürfigkeit auf und machte die Band aus Chicago dadurch äußerst sympathisch.

Allerdings war der Auftritt beim 2015er Headbangers Open Air eher ernüchternd und hatte die Band damals sicher finanziell enorm belastet. Leider.

Jetzt hat der Chicago-Vierer ein neues Teufelswerk veröffentlicht und liefert erneut ein Trommelfeuer komplexer, eigenwilliger Songs im Kreuzfeuer aus progressivem Thrash Metal mit Crossover Elementen und mit drastischen Aussagen sowie Ansichten.

„The last three years, worldwide, we have faced many dark, strange & new situations in our everyday life (covid, lock-down etc.). The global reaction to this pandemic only proved to me that everything I feared is coming true. The lyrics on `There Is Something Wrong`  were written in 2018 before Covid and lockdowns. Much of that album talked about those types of things in the future and I hoped I was going to be wrong, but now I fear that I was right. Hopefully people are waking up now 3 years later and realizing masks and lockdowns were never about health, but rather government control. If enough people wake up in time to stop the 2030 WEF/UN agenda then something positive can happen and that’s what the new album is all about – we can stop this if we all wake up.”

 

 

Somit steht die Frontlinie, die die Band selbst erschaffen hat und sich keinen Maulkorb überziehen läßt. ´No Time To Waste´ ist ein recht egozentrisches Album, frei von gängigen Einflüßen, aber somit auch wenig bis gar nicht Hörerfreundlich oder gar Massenkompatibel, wenn man diesen Ausdruck auch nur in die Waageschale legen darf.

Die thrasigen Grundelemente sind durch die Crossover-Einflüsse erneut etwas chaotisch im Gesamtsound integriert, so dass sich kaum bis gar keine Vergleichsmöglichkeiten im Zusammenhang mit AFTERMATH auftun. Auch läuft die Truppe dem „Härter-Schneller-Brutaler“ Credo nicht hinterher, achtet darauf, in jeder Note sein eigenes Ding zu machen. Beginnt ´Echo Chamber´ mit einem verfickt derben Thrash-Riff, das auch aus dem Hause VOIVOD hätte kommen können, wandelt sich der Track trotz ungewöhnlicher Komplexität und teils Hardcore-/Crossover-artigen Vocals-Parts zu einem tricky Ohrwurm. ´We Don`t Want A Riot´ hat schon deutliche Hardcore-Einflüsse mit fein dosierten Metalcore-Einlagen, wobei der Song grundsätzlich ganz klar in diese Richtung komponiert wurde. Der mehrstimmige Refrain entzerrt die brachiale Härte nicht unwesentlich. Mit ´Original Instructions´ liefert man eine abstrakt-hektische Thrash-Granate, die eigentlich ganz deutlich zeigt, wofür AFTERMATH eigentlich stehen. Die totale Walze kommt dann mit ´Transform & Disrupt´, die unangenehm wütend und aggressiv jeden angedachten Widerstand wegfegt. Tsiolis Gesang dürfte für nicht wenige ein Grenzfall sein. Zwischen hartem Gebrüll, teils Hardcore-ähnlichen Passagen und auch klassischen, old schooligen Thrash Metal-Einlagen, findet sich alles in seinen Gesangsparts wieder.

Wie schon beim Vorgänger, bei dem es sich um die Vertonung der apokalyptisch/politischen Verwirrungen der heutigen Zeit dreht, haut auch, wie schon kurz erwähnt, die Band auf ´No Time To Waste´ die passenden, depressiven Texte dazu raus. Da wirkt der Albumrausschmeisser ´Give Peace A Chance´, jawohl, eine Coverversion des THE PLASTIC ONO BAND Hits, wie ein böser Witz. Die Tribalartigen Drums und der harte Rhythmus, mit dem fast schon geschleimten Gesang, ist die ordentliche Ohrfeige für die Moralisten dieser im Umbruch befindlichen Welt.

(7,5 Punkte)

 

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