PlattenkritikenPressfrisch

KULT KOMPASS Oktober 2021

Hey, da sind wir wieder!

Schneller als erwartet verging die Zeit seit dem letzten Kompass. Doch wir waren wieder fleißig und haben uns hier über einige entdeckungswürdige Scheiben ausgelassen.

Diese nachzuvollziehen dürfte eine kurzweilige Lesedauer von drei Minuten überschreiten. Daher nehmt Euch in diesen herbstlichen Tagen ein etwas heißeres Getränk zur Hand und genießt die folgenden Ausführungen.

 

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

 

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

 

ACID MOON & THE PREGNANT SUN – Speakin‘ Of The Devil
2020/2021 (Tonzonen/Soulfood) – Stil: Classic / Psychedelic Rock

ACID MOON & THE PREGNANT SUN predigen Liebe und Frieden und wollen Sex und Drugs.

Die von Eden Liebermann (Keyboards, Klavier, Gesang) und ihrem Ehemann Aviran Haviv (Bass, Gesang, THE GREAT MACHINE) 2015 ins Leben gerufene Formation liebt die Sechzigerjahre und Siebzigerjahre, liebt Britrock, Psychedelic Rock und Folk sowie Hard Rock-Klänge.

Zusammen mit Omer Haviv (Gitarre, THE GREAT MACHINE), Michael Izaky (Schlagzeug, Gesang, THE GREAT MACHINE), Dan Ezra (Gesang, Gitarre), Ido Bar-Or (Gitarre), Nachman Yuda Ben Baruch (Percussions) und Dan Deutsch (Percussions) spielten sie ´Speakin‘ Of The Devil´ für ihr eigenes Label „Reality Rehab Records“ ein, ehe es 2021 von „Tonzonen Records“ übernommen wurde.

Acht Köpfe ergeben allerdings noch keine acht Punkte.

(7,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/acidmoonandthepregnantsun/


ALDOUS – Fear Time Is Over
2021 (M&O Music) – Stil: Electro Trip Hip

Sie sollen ein neues Erlebnis für Electro Trip Hopper sein: ALDOUS.

Das Projekt besteht aus dem Duo Daniel Martin und Valerie Lemaitre. Die beiden Komponisten und Musiker kennen sich schon länger und haben jetzt ALDOUS auf die Beine gestellt. Daniel Martin hat ebenso GLU gegründet und ist bei der Punk-Hip Hop-Band FOKKOP ERA aktiv, spielt Piano und Jazz. Valerie Lemaitre ist Gitarristin, Komponistin und Gründerin von TROUBLE, aber auch Schauspielerin, Regisseurin und Autorin.

´Fear Time Is Over´ ist eine Fünf-Song-EP über 18 Minuten – zwar nur ein kurzer Einblick, dieser wirft allerdings in aller Gelassenheit mit seinen elektronischen Beats und der charakteristischen Stimme von Valerie Lemaitre mehr als einen hoffnungsvollen Ausblick auf weitere großartige, noch kommende Musik von ALDOUS.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/DuoAldous/


BETONTOD – Pace Per Sempre
2021 (Betontod Records) – Stil: Punk Rock 

Da in diesen Tagen den Menschen bereits ganz andere Themen unter den Nägeln brennen, scheinen die von BETONTODs neuestem Werk noch von alten Tagen zu reden. Wenn BETONTOD die Straßenschlachten (´Regenbogen´) und löblich den Kampf gegen Rechts (´Hals-Maul-Arsch-Gesicht’) besingen, bleiben sie gedanklich allerdings schon zurück. Natürlich vermittelt die Lyrik auch Spaß, wenn die ´Jogginghose Forever´ gefeiert wird, doch die Botschaften sollte gerade jetzt, mit den Konsequenzen aus den vergangenen Jahren, klarer und aktueller ausfallen.

Frieden auf Erden wollen wir schließlich alle, daher ist der Titel ´Pace Per Sempre´ äußerst passend gewählt. Wer dennoch in gewohnter Manier zum hart auf die Zwölf Punk Rock mitbrüllen will, liegt beim BETONTOD richtig.

(Rob „Bert“ Hall) – https://www.facebook.com/antirockstars


BLACKBEARD – New Horizon
2021 (M&O MUSIC) – Stil: Alternative/Rock Metal

BlackBeard sind BLACKBEARD, eine energiegeladene Rockband. Ihre Inspiration ziehen sie aus dem Stoner Rock und Heavy Metal, der Elektronik als auch dem Punk und Progressive Rock. Sie wollen aggressiv und einschmeichelnd, sie wollen wütend, aber auch melancholisch sein.

Am Bass wütet Jeremy Ziggy Bochart und am Schlagzeug Antoine Marmoux (ex-VICTORI4), an Gesang und Gitarre ist einmal Jérémie Vailloud (ZVAL) sowie an beidem ebenso Julien Doucin (ex-DEER BLOOD, ex-RED MOURNING) anzutreffen.

BLACKBEARD sind schlichtweg eine gesanglich aggressiv angeführte Alternative Rockband.

(Rob „Bert“ Hall) – https://www.facebook.com/BlackBeardMusichttps://blackbeardmusic.bandcamp.com/album/new-horizon 


THE BRONX – Bronx VI
2021 (Cooking Vinyl/Sony Music)

Die BRONX sind auf dem sechsten Album wieder eindeutig im fetten Rock´n´Roll und Punk zu verorten.

Das Quintett aus Los Angeles versprüht trotz zwei langer Jahrzehnte im Geschäft eine ungeheure Jugendlichkeit aus, die sich in den gewohnten High-Energy-Attacken äußert. Sie sind auch wieder mutiger und zupackender als zuletzt, obgleich natürlich niemand wieder so derart aggressiv wie zu Beginn seiner Karriere auftritt.

BRONX machen auf ´Bronx VI´ immerzu Tempo, treten aber auch mal zur Auflockerung auf die Bremse. In der Summe betrachtet zeigen die BRONX in einer tatsächlich wiedergefundenen Härte ihre ganze Erfahrung und Reife auf. Welcher Supporter kann da widerstehen?

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/thebronx 


DEVIL CROSS – This Mortal Coil
2021 (Fighter Records) – Stil: Heavy Metal

Was kommt heraus wenn sich Jo Steel von ICE WAR/APHRODITE, Trevor William Church von HAUNT und Brennan Whiteworth von APHRODITE/CANNIBAL zusammenrotten? Richtig: DEVIL CROSS. Und wie klingen die? Retro as fuck. Schon das Cover-Artwork des Debüts sollte die musikalische Sachlage selbstredend erklären. Teils speediger Heavy Metal mit simplen Riffs, anspruchslosen Ideen, einzig auf Vertrautes bauend, wirkt zwar im ersten Moment cool, aber man hört sich recht schnell satt. Eine nachhaltige Nummer wie ´Dark Spirits´ ist eine rare Ausnahme. Hier kommt auch etwas BROCAS HELM durch. Dafür ist ein Track wie ´Burn The Witch´ mit diesem peinlichen „oooohhooooohhhh“ ein ausgelutschtes Stück Metal Mucke. Positiv fällt auch das steil nach vornegehende ´Slayer Of Dragons´ auf. Aber viel simpler geht es eben nicht mehr.

Dass man auch Komponenten der zuvor erwähnten Bands in den Kompositionen findet, bleibt nicht aus. ´The Mortal Coil´ ist einfach ganz puristisches Klischee und so gesehen schon Millionenfach in der Metalszene platziert. Dass sich die meisten Tracks sehr ähneln, macht die Sache zudem etwas eintönig. Der Gesang ist recht eindimensional und somit ermüdend. Dazu vermurkst man auch noch in einer miserablen Coverversion DETENTEs  ´Shattered Illusions´. Bäng, kaputt. Die Produktion ist der Mucke angepasst. Sicher werden sich Käufer für dieses Album finden, aber unterer Durchschnitt bleibt es dennoch.

(6,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://devilcross.bandcamp.com/releases


FLUISTERAARS – Gegrepen Door De Geest Der Zielsontluiking
2021 (Eisenwald) – Stil: Dutch Black Metal

Bevor eine der wichtigsten europäische Black Metal-Platte 2021 völlig unverhofft in meiner Jahresendliste auftaucht, muss ich sie zumindest hier kurz erwähnen. Die beiden Flüsterer sind diesmal „Vom Geist der Entdeckung der Seele ergriffen“ und haben im völligen Kontrast zu der für ihre Verhältnisse sehr gefälligen, postrockigen 2020er ´Bloem´ nun eine Platte der krassen Gegensätze erschaffen. Wer SOLAR TEMPLEs famosen „Roadburn Redux“-Auftritt gesehen hat (beides sind Duos von Drummer Mink Koops), kann leicht Parallelen ziehen sowohl zur stark improvisatorischen, minimalistischen Herangehensweise als auch den nochmals verstärkten psychedelischen Elementen. Die Stücke sind überlang und geradezu zum Ausufern in Soundcollagen angelegt, was ihren Charakter innerer Reisen betont.

Dem komplett gegenübergestellt und diesmal vorherrschend ist ein eingeweidezerfetzender, verstörender Black Metal, der sich mit quälend schrillen, animalistischen Schreien und Growls, höllischer Geschwindigkeit und scharfem, direktem Sound wie Raubtierkrallen in die Gehörgänge frisst, und die Angelegenheit zum absoluten Gegenteil von Fahrstuhlmusik macht. Und doch sind sie natürlich immer noch das tragende Element, die beschwörenden, mystischen Melodien, die von dunkelsten Seelengeheimnisse erzählen und die unverkennbare FLUISTERAARS-Atmosphäre aufbauen und zusammenhalten. Feinster Haeresis Noviomagi-Stoff, in dem es genug zu entdecken gibt für lange Winterabende!

(8 Punkte – U. Violet) – https://fluisteraars.bandcamp.comhttps://www.facebook.com/Fluisteraars


GLASGOW COMA SCALE – Sirens
2021 (Tonzonen Records/Soulfood) – Stil: Post Rock

Wie aus einer Spiralgalaxie kommend, erscheinen die sechs neuen Kompositionen von GLASGOW COMA SCALE.

Wenn nicht sogar härter, dann zumindest kraftvoller als jemals zuvor, erzeugen die Frankfurter ein Spannungsfeld, das seinesgleichen sucht. ´Sirens´ ist das dritte Studiowerk des Trios und es hat fünf Jahre gebraucht, um in diesem vollendeten Stadium anzukommen und die Menschheit auf Erden begeistern zu können.

Aufgenommen im „Tonstudio 45“ von Kurt Ebelhäuser (BLACKMAIL) in Koblenz, erstmals mit Lala Adamowicz am Schlagzeug, haben die Brüder Piotr (Gitarre, Programming) und Marek Kowalski (Bass) betörende und äußerst mitreißende Songs aufgenommen, die voller Magie ihre Dynamik in einem Spiralstrudel entfalten.

Galaktisch gut.

(8,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/glasgowcomascalehttps://www.glasgowcomascale.dehttps://glasgow-coma-scale.bandcamp.com/album/sirens


HELLDRIFTER – Lord Of Famnation
2021 (Blood Blast Distribution) – Stil: Death Metal

HELLDRIFTER sind jung. Sie lieben gute Musik, Melodic Death und Thrash Metal. Sie spielen daher thrashig und gerne auch mal melodisch deathig auf und bleiben gesanglich im Metier des Death hängen.

Die Baden-Württemberger ließen sich sogar ihr, in ihrer Heimatstadt Stuttgart in den „HardDriveSounds“ Studios aufgenommenes Debüt von Engineer Joel Grind (TOXIC HOLOCAUST) mastern. Somit ist alles gut: exzellenter Sound, gute Songs, die uns Sänger Billy Kolins, Gitarrist Benjamin Hilpert, Gitarrist Vasilis Minopoulos und Schlagzeuger Kevin „Guenni“ Ginnow vorlegen.

Die 2018 gegründeten HELLDRIFTER sind schlichtweg auf dem Weg nach oben.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Helldrifter


ISSOLEI – Devouring Current pt.1, pt. 2 & Cilicium
2021 (Ván Records / Terratur Posssessions) – Stil: Nidrosian Math/Art Black Metal

Spezialistenalarm!!! Das hier ist Black Metal-Nerdmaterial par excellence, und ganz sicher das Gegenteil einer eingängigen Platte. Zudem handelt es sich bei meinem Promo um gleich drei Alben in einem, bestehend aus den zwei überarbeiteten 2014er ´Devouring Current´-EPs und dem 2017 aufgenommenen ´Cilicium´. Über die Band ist so gut wie nichts bekannt, ausser dass sie eben aus Trondheim stammt und seit über 15 Jahren aktiv ist.
Was ich euch jedoch zu diesem Stöffchen sagen kann: es ist klirrend kalt, es klingt oldschool af und hat gleichzeitig extrem viel Industrial drin, die Stimme kotzraspelt grantigst vor sich hin, es ist höllisch schnell, es ist generell grimm ohne Ende, abartig technisch, vielschichtig und komplex aaaaber:  vor allem pendelt ISSOLEI ständig zwischen exaltiertem, dissonantem Wahnsinn und himmelsstrebenden, grandiosen Melodien. Kommt euch irgendwie bekannt vor?
Ja genau, jene einschlägig bekannte französische Band kommt einem sofort in den Sinn, aus gutem Grund. Aber genauso könnte man auch die anderen anonymen Franzosen BLUT AUS NORD oder, wenn man sich über den grossen Teich wendet, IMPERIAL TRIUMPHANT als Anhaltspunkte wählen. Falls ihr reinhören wollt: die EPs sind nochmal eine ganze Spur rauher und roher als ´Cilicium´, welche deutlich einfacher zu goutieren ist, runder und geschlossener rüberkommt. Es gibt alle drei Platten natürlich auch einzeln zu erwerben, bei Terratur oder eben Ván. Wer also noch Material für seine winterliche Einsiedlerhöhle braucht – hiermit wird euch monatelang keinesfalls langweilig!

(U. Violet) – Devouring Current pt1 crystalline fractures / Devouring Current Pt2 treacherous ascent  / Cilicium 


MARAGDA – Maragda
2021 (Necio Records) – Stil: Psych

Das spanische Trio MARAGDA erzählt auf ´Maragda´ die Geschichte der legendären Zivilisation Maragda. Nach einem großen Unglück verließen sie einst das Innere der Erde. Heute leben sie, unter despotischen Verhältnissen, auf der Erdoberfläche. Das alte Leben ist längst vergessen, nur noch eine verblasste Erinnerung. Bis sich einige unentwegte Rebellen auf den Weg machen, auf den Weg in den Kern der Erde.

Necio Records, das Prog/Psych/etc.-Label aus der peruanischen Kapitale Lima, hat seine Fühler ausgestreckt, mittlerweile über Amerika hinaus. Bisher stammten fast alle Releases aus Ländern südlich des Rio Grande. Nun folgt der Griff nach Europa. Nach den Polen LASTRYKO, das allerdings naheliegend, schließlich werden die Platten in Polen produziert, nun eben eine Band aus Spanien.

Eine nicht unspannende spanische Band, so sei genauer formuliert. Da findet sich ein Wüstenrocker wie ´Beyond The Rule´ neben einem meditativ schwebenden ´The Blue Ceiling´. ´The Calling´ verbindet punkig treibend mit sphärischen Chören. Hier treffen sich Sixties und Seventies mit Garage einer Prise Prog und einer Fingerspitze Punk. Macht Laune.

(7,5 Punkte – Mario Wolski) – https://neciorecords.bandcamp.com/album/maragda-maragda-nr-lp033


MOLTEN CHAINS – Torment Enshrined
2020 (Alone Records) – Stil: Heavy Metal

Der Hauptstadt, der Megametropole Österreichs entstammen MOLTEN CHAINS. Die Wahl-Wiener haben seit ihrer Gründung 2017 erst ein ´DEMO MMXVIII´ und 2019 das Debütalbum ´In The Antechamber Below´ an die Öffentlichkeit getragen.

MOLTEN CHAINS setzen sich auf ´Torment Enshrined´ aus Gitarrist/Bassist/Sänger Brenton Weir (Australier, zuvor bei den technischen Death Metallern SEMATARY) und Drummer Michael Kubala zusammen. Sie spielen einen echten Underground Heavy Metal wie er seit den frühen Neunzigerjahren möglich war. Der Heavy Metal zwirbelt und wirbelt gerne um die progressive Ecke, nimmt obendrein harsche Ausbrüche in klassisch wütendem Black Metal vor.

MOLTEN CHAINS sind letztlich eine Kreuzung aus verschiedenen Underground-Wellen. Wer insbesondere das progressive Tech Metal-Element liebt, sollte MOLTEN CHAINS schnellstens für sich entdecken, um einen neuen allerliebsten Augapfel aufzutun.

(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/moltenchains


MULTUMULT – Now And Then (New Sounds From An Old World)
2021 (The Lollipoppe Shoppe / Broken Silence) – Stil: World Music/ Experimental/Avantgarde

Jetzt sind wieder alle Entdecker aufgerufen, die Ohren zu spitzen. Die 2015 ins Leben gerufene Gruppe MULTUMULT veröffentlicht ihr drittes Studioalbum ´Now And Then (New Sounds From An Old World)´.

Neun Kompositionen, die überwiegend traditionellen, osteuropäischen Ursprungs sind, mischen Ethno/World Music mit Psychedelik oder lassen sie im Ambient und im Drone schön ziehen. In aller Feinheit und aller Schönheit entsteht ein eigenes Universum, das von MULTUMULT. Dieses enthält auch Streicher- und Bläsereinsätze sowie Elektronik, natürlich männliche und weibliche Stimmen, hoch und tief sowie im Chor.

Wer die Ausfahrt MULTUMULT nimmt und bei ´Now And Then (New Sounds From An Old World)´ stehen bleibt, wird vielleicht ein Leben lang bleiben.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/multumult/


PERPETUAL ETUDE – Now Is The Time
2021 (Black Lodge Records) – Stil: Heavy Metal

Mit ihrem Debut ´Now Is The Time´ liefern die Schweden ein überraschend nachhaltiges Album, dessen Zielgruppe Fans von BLOODBOUND, ASTRAL DOORS, SHADOWQUEST, POWERQUEST etc. darstellen. Der durchweg melodische Heavy Metal überzeugt mit einem supersoliden Gesang, einer äußerst überzeugenden Gitarrenarbeit und ein gutes Händchen für nachhaltige  Melodien. Dazu kommt, dass irgendwie auch eine Achtziger-Radiofreundliche Komponente mit im Spiel ist. Da klingt alles verdammt tight und vermittelt gute Laune.

Die Band besteht aus Mitgliedern/ex-Mitgliedern von AIR RAID, SEVENTH CRYSTAL, NORTHTALE, TREASURE LAND, STORMWIND etc. – alles andere als planlose Neulinge. Und so wirken die acht Songs auch zielgerichtet, äußerst souverän ausgearbeitet. Jede Note sitzt, alles ist auf Effizienz ausgerichtet. Trotz dieses ganzen Perfektionismus wirkt die Mucke ehrlich und Erding. ´Now Is The Time´ wirkt trotz der radiofreundlichen Melodien mit 80er Vibe immer noch solide heavy. Die Keyboards sind dauerpräsent, aber nicht aufdringlich. Die Gitarrensoli haben hier und da einen MALMSTEEN-Touch, der die Sache gepflegt abrundet. Ein überraschend starkes Album, das aber gerade mal auf 31 Minuten Spielzeit kommt. In diesem Sinne: in der Kürze liegt die Würze.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://perpetualetude.bandcamp.com/


PLUSH – Plush
2021 (Pavement Entertainment) – Stil: Hard Rock/Heavy Metal

´Plush´ war der größte Hit der STONE TEMPLE PILOTS und ausgerechnet so nennt sich eine All-Girl-Truppe und erzeugt somit schon mal Vorurteile. Aber halt. Dem ist nicht so. Bei genauerem Studium der Band merkt man sofort, hier sind vier Damen am Start, die alles andere als Durchschnitt sind. Allen voran Sängerin Moriah Formica, die sich bei NBCs „The Voice“ mit gerade einmal 16 Jahren bis kurz vor die Endrunde sang.

PLUSH bieten modernen Heavy Metal/Hard Rock der Puristen vergrault. Denn so entgeht diesen Kleingeistern ein überaus unterhaltsames Metal-Album mit enorm starkem Gesang, einer supersoliden Gitarrenarbeit und Songs, die zwischen kommerziellem Radioeinsatz und schwitzender Live-Power agieren. Wenn man den Damen Gutes oder Böses will, dann könnte man z.B. erwähnen, dass man hier und da mal kurz TOOL heraushört. Anderseits setzen die Damen auf groovig-harte Melodien, gekoppelt mit einem Gesang, der immer mal wieder an HEARTs Ann Wilson erinnert. Gesanglich liefern sie hier ohnehin überragend ab. Mit dem Opener ´Athena´ wird gleich eine fette Duftmarke gesetzt, die klar macht, wohin die musikalische Reise des Albums über 13 Songs geht. Wer etwa auf die letzte ORIANTHI kann, der wird mit PLUSHs selbstbetiteltem Album verdammt gut zurechtkommen. Mir gefallen die Songs sehr gut, die trotz modernem Touch doch einen beachtenswerten Tiefgang haben. Sehr überzeugend!

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.plushrocks.net/


POOR LITTLE THINGS – Deal Breaker
2021 (Independent Release) – Stil: Glam- /Rock`n`Roll

Das Schweizer Duo liefert zwei Jahre nach ihrer selbstbetitelten EP ein neues Album, das sich ganz am Vorgänger orientiert und einfach für gute Laune sorgen möchte. Der Mix aus Rock`n`Roll, Glam, Punk und Garage Rock ist tight und treffsicher eingespielt.

Während Dave Talon (ROLLERBALL, THE MARLBORO MAN, CAPTAIN CONTROL) ein zackiges Gitarrengrundgerüst vorlegt, liefert seine Frau einen schroffen Vocal-Part, der deutlich von den Siebzigern beeinflusst ist. Dass die Einflüsse weiterhin bei SUZI QUATRO, THE DONNAS, BLONDIE und den späten THE RUNAWAYS liegen, ist nicht wegzudiskutieren. Warum auch? Solche wertigen Einflüsse sind selbstredend. Während man rotzig-punkig mit ´Hell Of A Time´ die Gehörgänge aufmischt, klingt ´The Lucky Falling´ doch sehr nach späten THE RUNAWAYS. ´Ball And Chain´ wirkt wie ein Mix der Siebziger Teen-Helden HELLO in Kombination mit THE DONNAS. Simpel aber äußerst effizient. ´Call Of The Wild´ ist ein schicker , rotziger Rocker, der ebenfalls deutlich in den Siebzigern hängen geblieben ist. Mit ´Turns To Stone´ liefert man den Hit des Albums. Diese GITARRE!!

Man sieht, bzw. hört, das Duo will entertainen und Spaß verbreiten und keinen anspruchsvollen Stil liefern. Eine weitere äußerst unterhaltsame Veröffentlichung des Duos, das einfach das macht was es am besten kann: simplen Rock`n`Roll mit 110 Prozent Spaßfaktor. So gesehen ist man mit diesem Retro-Sound am Puls der Zeit. Sicher kein kreativer Höhepunkt, aber der Fun-Faktor ist dafür umso gewaltiger.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://poorlittlethings.bandcamp.com/album/deal-breaker


SAINT CITY ORCHESTRA – Unified
2021 (36zwei Entertainment/Cargo) – Stil: Folk Rock

SAINT CITY ORCHESTRA stammen aus St. Gallen und haben aus den dort anzutreffenden irischen Wurzeln der Stadt 2013 eine Gruppe im Irish Folk-Punk gegründet. Erst waren es nur Cover-Versionen, dann erschien die erste Single ´Knights & Thieves´. Es folgte mit ´Chaos´ das Debüt und geradezu unzählige Festivalauftritte innerhalb der Schweiz.

Jetzt ist es an der Zeit, mit ´Unified´ die Welt zu erobern. Allerdings spielt das SAINT CITY ORCHESTRA zu keiner Sekunde so flott wie FIDDLER’S GREEN, mit denen sie momentan äußerst erfolgreich durch die Lande ziehen, oder so heftig wie DROPKICK MURPHY’S auf, der Folk Rock ist bestimmend für den Gehalt des Sounds. Wer es aber nicht immer überambitioniert und übertemperamentvoll mag, hüpft beim SAINT CITY ORCHESTRA genau richtig.

(Rob „Bert“ Hall) – https://www.facebook.com/saintcityorchestra


SHY, LOW – Snake Behind The Sun
2021 (Pelagic Records) – Stil: Post Rock/Metal

SHY, LOW, dies und das, heiß und kalt, unten und oben.

Das Quartett aus Richmond, Virginia, debütiert mit seinem fünften Studioalbum bei „Pelagic Records“. Es beschreitet neue Pfade, nutzt allerdings auch die bereits bekannten, bandtypischen. Es nutzt den Groove der Gegenwart und die Härte des Augenblicks. Das Werk ist sowohl episch als auch cineastisch angelegt. Es ist Post Rock, aber auch Heavy Rock. Es ist ein Werk zum Träumen, aber auch zum Energie rauslassen. Die Gitarristen Peterson und Bryant sorgen für die Melodien, Schlagzeuger Partridge für die Härte.

´Snake Behind The Sun´ ist tatsächlich keine Schwarz-Weiß-Malerei. Intensiv wälzen sich SHY, LOW aus der Tiefe in die Höhe.

(7,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/ShyLowMusichttps://shylowmusic.bandcamp.com/album/snake-behind-the-sun


SLOPER – Pulverise
2021 (Suburban Records) – Stil: Heavy Blues Rock

Vorhang auf für eine weitere Supergroup! Heißen wir zuerst den britischen Gitarristen/Sänger Peter Shoulder (WINTERVILLE, THE UNION) und den italienisch-belgischen Saitenflitzer Fabio Canini herzlich willkommen. Zur Überraschung begrüßen wir auch gleich noch zwei Schlagwerker: GOLDEN EARINGs Cesar Zuiderwijk und TRIGGERFINGERs Mario Goossens. Seid alle willkommen.

Unter dem Namen SLOPER spielten sie bereits 2020 eine Show beim „WDR Rockpalast“, doch mit ´Pulverise´ erscheint endlich ihr Debüt – und dieses wirkt beim ersten Hörgenuss vielleicht in seiner Gänze etwas merkwürdig und undurchsichtig, allein die Grooves und die Power nehmen den Hörer gleich zu Beginn gefangen. Der Grund liegt natürlich im musikalisch recht breitgefächerten Songmaterial. Dieses kann Alternative und Classic Rock sein, es kann Stoner und Blues Rock sein, es kann Psychedelic Rock und Heavy Rock sein. Disco Music könnten SLOPER auch spielen, aber sie spielen SLOPER Music – „fat riffs & double jungledrums, and a wonderful voice.“ – und diese sollten sich alle Menschen mit offenen Ohren gönnen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/wearesloper/

 


THRASH LA REINE – Notre-Dame-de-L`Enfer
2021 (Bam & Co. Heavy) – Stil: Heavy Metal

“Für Fans von ALESTORM, POWERWOLF, GHOST, KING DIAMOND, ANONYMUS” schreit einen der dritte Satz im Produktinfo an. THRASH LA REINE, was nichts anderes übersetzt wie „Thrash The Queen“ heißt, ist ein Trio aus Montreal das 2017 gegründet wurde. Man bleibt auch aufgrund der Herkunft bei französischen Texten bzw. Gesang.

Musikalisch ist von den im Produktinfo genannten Bands im ersten Moment schlicht viel ALESTORM herauszuhören. Gerade was die Refrains und Melodie-Linien und Rhythmik angeht. THRASH LA REINE haben schon eine eigene Note, die sich schwer kategorisieren lässt. Zwischen thrashigen Einflüssen bis zu simplen Sing-a-Long Metalsongs wird alles zerhackstückelt und neu zusammengesetzt. Das macht die Sache für den Hörer nicht gerade leicht. Durch den französischen Gesang wird dem Endprodukt allerdings eine melodische Note verpasst.

Ein Stück wie ´Operation Neptune´ ist straighter Metal mit ein paar recht guten Riff-Einlagen, durch den mehrstimmigen Gesang entzieht man aber die Härte. Dennoch eine interessante Nummer. ´Notre-Dame-de-L`Enfer´ ist ein vielseitiges Album das Fans von HERZEL, VOI VOD und aber auch ALESTORM, insofern man sich ein Mix aus allen Bands vorstellen kann, interessant sein könnte. Allerdings muss man auch auf französischen Gesang abkönnen, der hier in den Stücken das absolute Zentrum bildet. Strange Platte.

(6,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://thrashlareine.bandcamp.com/album/notre-dame-de-lenfer


VANDALLUS – 4
2021 (Mercinary Records) – Stil: Hard Rock

Cleveland, Ohio, steht für Namen wie BREAKER, SHOK PARIS, DESTRUCTOR, NIGHTCRAWLER oder auch „Auburn Records“. Genau aus dieser metallischen Kult-City kommen VANDALLUS und wollen den „Retro-Style Hard Rock“ zurückbringen.  Ein ambitioniertes Anliegen, das nur teilweise auf ihrem inzwischen vierten Album gelingt. Obwohl man die Einflüsse mit AXE, UFO, DOKKEN, APRIL WINE oder DEF LEPPARD angibt, ist man von deren Qualität meilenweit entfernt.

Dennoch muss ich auch zugeben, dass die Songs durch ihren einfach gestrickten Aufbau im Ohr hängen bleiben. Es rockt, es klingt vertraut, es zwingt einen mit dem Fuß mitzuwippen – eigentlich alles richtig gemacht. Und dennoch bleibt ein fader Beigeschmack. Die Stücke klingen einfach abgegriffen, trotz des erdigen Feelings. Nummern wie ´Livin`For The Season´, ´Parasite´, ´Short Fuse Groove´ oder gar das schnulzige ´Drowning´ sind trotz ihrer Schlichtheit Ohrwürmer. Gesang und die warme Produktion runden eigentlich ein Wunschlos-Glücklich-Hard Rock-Album ab, wenn nur etwas mehr Originalität am Start wäre. Ich bin hin- und hergerissen. Kurzum, ein nettes Hard Rock-Album für nebenbei und zwischendurch. Vertrautes Songmaterial, massenkompatibel umgesetzt. Nett. Punkt.

(6,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://vandallus.com/album/4


V/A – That’ll Flat Git It! Vol. 38
2021 (Bear Family) – Stil: Rock’n’Roll

Die 38. Ausgabe der Serie »That’ll Flat Git It!« widmet sich den Rockabilly- und R&R-Aufnahmen von „Liberty Records“ sowie deren Sub-Label „Freedom“, 37 Songs aus den Jahren 1957-1960 in restaurierter und neu gemasterter Qualität.

Eddie Cochran, Johnny Burnette und Bobby Vee waren die erfolgreichsten Künstler der Plattenfirma. Julie London bescherte dem Label mit ´Cry Me A River´ den ersten Hit. Sogar der Pianist und Filmkomponist Henry Mancini war zwei Jahre bei „Liberty“ und selbst weniger bekannte Künstler wie Al Casey, Bobby Lonero, Jackie Dee (aka Jackie DeShannon), Lee Ross und Wally Lewis halten das hohe Niveau.

(Michael Haifl)


V/A – The Gene Vincent Connection
2021 (Bear Family) – Stil: Rock’n’Roll

Gene Vincent kennt jeder, weil jeder ´Be-Bop-A-Lula´ kennt. Allerdings hat der Mann mit der sensationellen Bühnenshow mehr als nur den einen Hit aufzubieten. Dies beweist diese Zusammenstellung mit 36 Aufnahmen, die Interpretationen von Gene Vincents Songs aus den Jahren 1952-1966 beinhaltet: Von ´Race With The Devil´ bis ´I’m Going Home´ in chronologischer Reihenfolge aufgereiht.

Zum 50. Todestag von Gene Vincent erscheint diese Kompilation mit der jüngsten Aufnahme aus 1998 und der ältesten aus 1952. Es spielen Bobby Darin, Kay Starr, Jerry Vale, Marty Wilde, Vince Taylor, Johnny Rebb und Terry Dean, seltene Aufnahmen inklusive.

(Michael Haifl)


V/A Here Comes Santa Claus – 29 Swinging Chestnuts
2020 (Bear Family) 

Von Gene Autry in die Welt getragen, anschließend von Elvis Presley und unzähligen Interpreten ebenfalls gesungen: ´Here Comes Santa Claus´. Und so heißt in der „Seasons“-Serie von der „Bear Family“ die neueste Ausgabe.

Die Familie feiert gemeinsam Weihnachten mit viel Swing, Jazz, Rhythm & Blues sowie leichtfüßigem Pop aus den Jahren 1936 – 1966. Als Fortführung von ´Heading For The Christmas Ball´ laden 29 Lieder zur Ausgelassenheit, zum nachmittäglichen Tanztee mit einem Schuss Rum ein.

Vordergründig dürfen es Raritäten sein, die es bislang noch nicht auf einem Silberling zu hören gibt: DANCER, PRANCER & NERVOUS‘ ´The Happy Reindeer´ oder PEGGY LEEs ´I Like A Sleighride´, aber natürlich gleichfalls den Titelsong, gesungen von Bing Crosby und den ANDREW SISTERS. Aus den Boxen dröhnen bekannte Namen wie Ella Fitzgerald, Judy Garland und Mahalia Jackson sowie die von Andy Williams, Dean Martin und Bobby Darin dargebotenen Weihnachtsklassiker.

(Michael Haifl)


V/A – WEST END – A Merry West End Christmas
2021 (Spare Time Records) 

Bald ist Weihnachten. Die Zeit für ein Weihnachts-Special-2021 ist also schon fast gekommen. „Spare Time Records“ denken ebenfalls in diese Richtung bringen bereits aktuell ´A Merry West End Christmas´ unter das fromme Volk.

Deren Direktor Bobby Ogdin arrangierte dementsprechend mit seinen engsten Musikerfreunde dreizehn Lieder, viele sogar frische Eigenkompositionen. Andächtig saßen sie gemeinsam im Tonstudio und spielten die Kompositionen ein. Manche Melodie wurde gar mit der Ukulele zum Leben erweckt. Dennoch blieben alle Songs bewusst frei von Gesang, da Bobby Ogdin die Meinung vertritt, dass oftmals der Gesang alle wunderbaren Arrangements sowie das Fundament des Liedes überkleistert.

Unter dem Banner WEST END erschien bereits vor einem Jahr eine Platte mit Rock & Roll, Country und Alternative Rock, doch in dieser, der kommenden Jahreszeit erklingen eher Glöckchen: Bobby sitzt am Klavier, Joe Wright bedient die Steel Gitarre, Charlie McCoy die Harmonica und Billy Contreras die Violine. Frohe Adventszeit.

(Michael Haifl)

 

 

 

Bis zum nächsten Klick.
Euer
Michael und das gesamte Streetclip-Team

 


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