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METALLICA – 72 Seasons

~ 2023 (Blackened Recordings) – Stil: Heavy/Thrash Metal ~


 

Nur wenige Bands werden von ihrer eigenen Fangemeinde mit höheren Erwartungen konfrontiert als METALLICA, und obwohl sie zweifellos zu den größten Heavy Metal-Acts aller Zeiten gehören, haben sie es nach wie vor schwer. ´72 Seasons´ erscheint nun erneut nach einer längeren Atempause. Diesmal sind es ganze sieben Jahre, und wie jeder seiner Vorgänger nach dem ´Black Album´ ist es wieder einmal dazu bestimmt, gleichermaßen gelobt wie verspottet zu werden.

Das Gespenst der unangreifbaren ersten vier Alben spukt eben nach wie vor umher, und auch wenn ´St. Anger´ für viele der eingeschworenen Headbanger-Fraktion eine klangliche Katastrophe war, so holte es METALLICA zumindest aus dem Grunge-Treibsand der eher unrühmlichen ´Load/Reload´-Ära heraus. ´Death Magnetic´ hingegen wurde durch den finalen Mix von Greg Fidelman ziemlich verhunzt, hatte aber wenigstens ein paar Songs, die sich der alten Magie näherten, während die durchwachsene ´Hardwired…To Self Destruct´ uns zumindest eine neue klassische Hymne (´Moth Into Flame´) und den fetzigsten METALLICA-Song seit den 80ern (´Spit Out The Bone´) bescherte.

Der Medienrummel um das 11. Studioalbum (´Garage Inc.´ wird fälschlicherweise oft mitgerechnet) war natürlich wieder enorm groß. Von Unboxing-Videos, Preisausschreiben und anderen Album-Contests, Pop-Up Stores, Kino-Events bis hin zu Fernsehauftritten bei Howard Stern und Jimmy Kimmel wurde die Werbetrommel wieder ordentlich gerührt – und natürlich wollen auch WIR mit geballter Ladung unseren gelben Senf dazu abgeben!

Die „United Forces Of Music Checking“ geben sich hiermit erneut der Ehre.

Marcus Köhler

 

 

 

Die Rahmenbedingungen für das elfte Studioalbum von METALLICA hätten eigentlich gar nicht besser sein können. Pandemie und Lockdown, noch weitere, geradezu apokalyptische Horrorszenarien infolge des Klimawandels und Krieges, und vor allem die persönlichen Dämonen eines James Hetfield, der mit seiner Alkoholsucht und familiären Problemen zu kämpfen hatte, sorgten für eine Atmosphäre des inneren Aufruhrs und der Selbstreflexion. Hetfield erklärte dazu, dass der Albumtitel „die ersten 18 Jahre unseres Lebens widerspiegelt, die unser wahres oder falsches Selbst formen. Das Konzept, dass uns von unseren Eltern gesagt wurde, ‚wer wir sind‘ … Ein Großteil unseres Erwachsenenlebens besteht aus Nachstellungen oder Reaktionen auf diese Kindheitserfahrungen. Gefangene der Kindheit oder Befreiung von diesen Fesseln, die wir tragen.“

´72 Seasons´ ist an sich zwar kein Konzeptalbum, aber vom Albumcover bis hin zu den Dutzenden knallharten Songs wird es von dem vereinheitlichenden Thema zusammengehalten, wie unser Erwachsenenleben von unserem jüngeren Selbst geprägt ist, dem Guten wie dem Bösen – und für eine Band, die einst ihre schmutzige Wäsche mit einem Dokumentarfilm über ihre Gruppentherapiesitzungen gewaschen hat, wirkt das Album auch oft wie eine Art von Exorzismus, um einige der Narben der Vergangenheit abzuschütteln.

Nach 40 Jahren an Veröffentlichungen und Jahrzehnten auf dem Gipfel des Erfolges, sind die Erwartungen an ein neues METALLICA-Werk natürlich auch anno 2023 besonders hoch. Nach einer erneut sehr langen, diesmal rund sieben Jahre andauernden Studiopause und den ersten Album-News Ende letzten November, hielten die ersten Kritiker bereits ihre verbalen Schleudern bereit, um alles niederzureißen.

Doch wo ´Death Magnetic´ in weiten Teilen sowas wie eine Rückkehr zu alter Form erlebte und ´Hardwired… To Self Destruct´ sich als widersprüchlicher Versuch erwies, ihren alten Sound wiederzuerlangen, schafft es ´72 Seasons´ tatsächlich, etwas Neues zu liefern, während sie gleichzeitig auf ihrer Vergangenheit aufbauen. Allerdings versuchen sie diesmal nicht, sich lediglich von ihren langhaarigen „Metal Up Your Ass“-Tagen inspirieren zu lassen, denn das Ergebnis ist eine weit klügere und reifere Version von METALLICA, die sich wie mit von einem Laser geführter Präzision genau auf das konzentriert, was sie erreichen will – und sie tun das mit einem allumfassenden Sinn für Düsternis, aber vor allem auch mit einer gehörigen Portion an Prahlerei und Biss aus den ´Black Album´-Tagen sowie Reminiszenzen an ihre Thrash-Intensität aus der Frühphase!

Das facettenreiche ´If Darkness Had A Son´ fasst dies am besten zusammen, da das Stück gleich mehrere Epochen des METALLICA- Katalogs umfasst. Der Song legt los mit einem Snare-Roll und Hetfields spannungsaufbauender Wiederholung des Wortes „Temptation“, das wie ein Überbleibsel aus den Presidio-Tagen der ´St. Anger´-Ära wirkt. Harte Power-Akkord-Folgen jagen schließlich drauflos, und es entwickelt sich ein gleichermaßen kompakter wie kontrollierter Wüter, der von seiner Intensität Querverweise an die glorreiche ´Black Album´-Phase aufkommen lässt. Die Betonung der Dynamik hingegen erinnert an die prog-gefärbten Strukturen von ´…And Justice For All´, und insbesondere ´Eye Of The Beholder´ lässt hier besonders laut grüßen.

´Crown Of Barbed Wire´ schlägt in eine ähnliche Kerbe, mit seinem dornigen Single-Note-Riff und dem mitreißenden Groove, ein nahezu unaufhaltsam wirbelnder Song, der unheimliche, dunkle Vibes versprüht. Der Bass schlägt hier zu wie ein Maschinengewehr, und auch das Gitarrensolo fügt sich nahtlos in seine musikalische Umgebung ein, mit einem besonders feinen, sich wiederholenden Angus Young-Rock`n´ Roll-Gedächtnis-Lick.

Das ebenfalls grandiose ´Shadows Follow´ ist ein weiterer, typisch moderner METALLICA-Song der Marke ´Atlas, Rise!´, der trotz seiner komplexen Struktur und der vielen Breaks dennoch nach mehrmaligem Hören recht eingängig wirkt. Der Song besticht vor allem mit seinen Riffs, die wie gezackte Messer drauflosschießen, und die vier Kalifornier suchen hier erneut die Geschwindigkeit und Rohheit ihrer frühen Jahre, indem sie ein fast noch dunkleres thematisches Echo ihrer Klassiker wie ´Wherever I May Roam´ oder ´…And Justice For All´ bieten.

Das Album hat jedoch noch weitere, zahlreiche Momente, die ältere Fans der Band sicherlich genießen werden. Die beiden Singles ´Lux Æterna´ und ´Screaming Suicide´ (für mich übrigens neben dem ´Enter Sandman´-Sequel ´Sleepwalk My Life Away´ der einzige schwächere Song des Albums), sind praktisch eine Liebeserklärung an die eher thrashige/punkige Jugend der Band, während der Titelsong ´72 Seasons´ eine perfekt austarierte Thrash-Sensation geworden ist, mit seiner ungewöhnlichen Songstruktur, den pfeilschnellen Riffs und seinen mitreißenden Gesangsharmonien.

Auch ´Too Far Gone´ belebt zweifellos den frenetischen Thrash aus METALLICAs Anfangstagen und kommt streckenweise wie eine moderne Version von ´Seek & Destroy´ daher. Die flatternden Gitarrenattacken verströmen hier den Esprit eines BUDGIE-Covers, das Oldschool-Feeling ist absolut treibend und stellenweise auch punkig, und besonders der Refrain verströmt eine Atmosphäre im RAMONES-Style. Ein richtiger Fun-Song mit tollen Arrangements, der unverwechselbare, wunderschöne Melodien liefert, speziell bei seinem plötzlichen Gangwechsel und den anheimelnden Twin-Guitar-Eruptionen in bester THIN LIZZY-Manier.

´Room Of Mirrors´ zählt ebenfalls zu den fast ausnahmslosen Highlights, und es gibt hier sogar Echos von ´Disposable Heroes´, die sich vor allem im turbogeladenen Double-Bass-Angriff und in den köstlichen melodischen Licks zeigen. Der Song hält als „milder“ Thrasher gleich eine ganze Reihe von Emotionen und Überraschungen parat, indem er in verschiedenen Passagen und im Tempo hin und her wechselt, mit seinem raffinierten Hauptriff, das sich wie eine Kanonensalve zwischen den Musikern dreht, und mit seinen härteren Parts, bis hin zu einem berauschenden Harmoniegitarren-Finale, das einmal mehr für Gänsehaut sorgt.

Der Schlusspunkt ´Inamorata´ ist hingegen einer der abenteuerlichsten, fesselndsten und am vollständigsten realisierten Songs, den die Thrash Metal-Titanen jemals veröffentlicht haben – ein grüblerisches Epos, das wie mit einem langsamen Brennen beginnt und in den ersten Momenten auch gut und gerne ein Stück von SLEEP hätte sein können. METALLICA vermischen hier verschiedene Elemente zu einem stetigen Gebräu aus brodelnder Angst, und eine Wiederholung von trockener Gitarre und Schlagzeug führt den Hörer gleich direkt hinein in die düstere Atmosphäre, wo sich schließlich zunehmend ein Teppich offener Melodien offenbart, langsam abrollt, und dann mit matschig-knurrenden Riffs weiterschreitet. Der Song ist ein einziges Riff-Labyrinth und eine Meisterklasse in Sachen Melancholie. Ungemein heavy kriecht er aus dem Äther mit seinen dicken BLACK SABBATH-Riffs, bis nach etwa fünf Minuten ein Bass-Zusammenbruch für den Wandel sorgt – und in der zweiten Hälfte gibt es jede Menge feierliche Twin-Lead-Melodien sowie einen Hauch von hochmütiger Autorität, die nur damit einhergeht, eben die größte Heavy Metal-Band der Welt zu sein.

 

 

Währenddessen rücken vor allem auch starke individuelle Darbietungen die Songs in ein besseres Licht, insbesondere der Gesang von Hetfield wirkt dieses Mal ungemein sauber, kräftig und selbstbewusst, was ihm die Fähigkeit verleiht, melodische Hooks noch viel eindringlicher um die Riffs zu verweben oder seine Texte gekonnt durch den Mix schneiden zu lassen. Die persönlichen Grübeleien auf ´Room Of Mirrors´ und der berührende halbakustische Dropout bei ´Inamorata´ veranschaulichen am besten diese stimmliche Beherrschung und das zusätzliche emotionale Gewicht seiner Worte.

Was das Schlagzeugspiel von Lars Ulrich betrifft, so bleibt es solide wie immer, wobei dann allerdings auch nahezu jeder Song die Art von Lars-Ismen aufweist, die man zu erwarten hat. Man kann über seine Fähigkeiten hinter dem Kit sagen, was man will, aber er ist immer noch einer der beständigeren Drummer da draußen, zweifellos ein ganzes Stückweit von seinen proggigen ´…And Justice For All´-Tagen entfernt, aber sein Spiel ist genau das, was dieses Album und diese Band in dieser Zeit braucht, und ´72 Seasons´ bewegt sich wohl gerade deswegen auch so gut. Seine Art der Variation, und seine Fähigkeit, Übergänge durch Drum-Fills zu lenken verleiht den Songs jedenfalls einen ungemein kohärenten Fluss, der sich über die gesamte Albumlänge hindurch zieht.

Speziell Bassist Rob Trujillo hat dieses Mal ein bisschen mehr an Liebe abbekommen, nicht nur aufgrund seines Backing-Vocals-Spots in ´You Must Burn!´, sondern vor allem auch dafür, wie kräftig und voluminös sein Bass den Mix durchdringt. ´72 Seasons´ bietet gleich mehrere Abschnitte mit Trujillos Spiel an vorderster Front, insbesondere das grandiose Intro auf ´Sleepwalk My Life Away´ (der eindeutig beste Part des Songs) oder die finsteren BLACK SABBATH-Schlieren in ´Inamorata´. In einer Band zu sein, die dafür berüchtigt ist, ihre Viersaiter in einem Meer aus Gitarren und Schlagzeug ertrinken zu lassen, ist es jedenfalls großartig zu hören, wie jemand von Trujillos Kaliber im Endprodukt seinen berechtigten Anteil hat.

Last but not least, präsentiert sich Kirk Hammett schlichtweg in der Form seines Lebens und webt über das gesamte Album hinweg einen Riffteppich, der aus dem umfangreichen Lexikon des Gitarristen besteht – von Vintage-NWOBHM (´Shadows Fall´), über Blues-Rock (´Sleepwalk My Life Away´) bis hin zum vollmundigen Thrash (´Chasing Light´).

´72 Seasons´ ist jedenfalls das mit Abstand beste METALLICA-Werk seit dem ´Black Album´! Jede Ära ist hier vertreten, aber auf eine ehrliche, fast unbewusste Art und Weise, die die Band von Natur aus zu ihren Wurzeln zurückführt. Es ist eine Liebeserklärung an die Vergangenheit und gleichzeitig ein Blick nach vorne.

METALLICA finden sich hier nun endlich in ihrer archetypischen Form wieder – und die Seelenreinigung von ´72 Seasons´ fühlt sich echt und wahrhaftig an, so als wäre ein Leben voller Lasten, zumindest teilweise, für den Moment von uns genommen.

(9,5 Punkte)

Marcus Köhler

 

 

 

Es sagt schon viel über eine Szene und seine Akteure aus, wenn diese über ein Album herfallen, das nicht einmal 24 Stunden veröffentlicht ist, und diesem Album puren Hass entgegenschleudern. Eine Szene, die sich selbst als moralische Institution sieht und sich dabei der Lächerlichkeit preisgibt, wenn sie z.B. auf Facebook „Marked Safe From Metallicas new album Today“ teilt. Man kann es lustig finden oder auch nicht. Für mich ist diese primitive Naivität nicht zu überbieten. Wobei die meisten das Album zu diesem Zeitpunkt sicher noch nicht einmal gehört haben oder nicht öfter als zwei bis dreimal. Und wer METALLICA auf deren ersten drei Alben reduziert, der sollte eh mal zum Psychologen gehen.

Und ja, das elfte Studioalbum von METALLICA polarisiert, wie schon ´Death Magnetic´ und ´Hardwired… To Self Destruct´. Und ja, ´ReLoad´ und ´Load´ sind Schrott und ´St. Anger´ streitbar. Und ja, man muss der Band eine Weiterentwicklung zugestehen. Wie groß man den Toleranzspielraum diesbezüglich zulässt, das muss jeder mit sich selbst ausmachen.

Dass auch METALLICA sich nicht mehr neu erfinden können ist klar. AC/DC liefern seit 40 Jahren das gleiche Album, IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST haben wie auch METALLICA, Höhen und Tiefen durchgemacht und lieferten ebenfalls überlange Alben, die wenig Substanz boten und eher zu den unnötigen Veröffentlichungen in der jeweiligen Diskografie zählen.

Zu den Fakten von ´72 Seasons´. Die Hardware: Cover-Artwork und Farbgebung beleidigend. Auch wenn ich mit der Farbe „gelb“ sympathisiere. Der Sound fett und sehr ausgewogen. Hetfields Gesang exzellent. Seine unverwechselbaren, charismatischen kleinen Nuancen finden sich hier wieder. Hätte man die Spielzeit von ´72 Seasons´  auf 45 Minuten begrenzt, könnte man fast von einem Siegeszug sprechen.

Die schnelleren Stücke sind die Überflieger dieses Albums und dennoch verlieren sich die Herren in durchweg überlangen Nummern, die sich zwischen fünf und sieben Minuten bewegen. ´Lux Æterna´, mit dreieinhalb Minuten der kürzeste Track des Album, ist eigentlich genau das, was man von METALLICA erwartet. So macht man den Fehler, in den überlangen Tracks sich endlos zu wiederholen und dabei die Effizienz aus den Augen zu verlieren. Es gibt allerdings auch überlange Songs, die vollgestopft sind mit vielen Tempo-, Takt- und Rhythmuswechseln, wie ´Chasing Light´, wo man als Hörer nach einer gewissen Zeit nicht den Faden verliert. Auch die zuvor ausgekoppelten Nummern wie z.B. ´Screaming Suicide´ (für mich eines der besten Stücke des Albums!)  gehören eher zu den spannenderen. Sehr stark auch ´Crown Of Barbed Wire´, obwohl man auch hier eher träge unterwegs ist, aber mit einem tollen Riff brilliert. Man kann jetzt bemängeln, dass sich die Herren in zu viel Mid-Tempo Konstruktionen verlieren und den Speed sowie Thrash der frühen Alben vernachlässigen. Das stimmt, aber darf man das nicht auf seinem elften Album? Klar ist auch, Hetfield und Co. werden kein zweites ´Kill`em All´ oder ´Ride The Lightning´ mehr schreiben können. 4o Jahre bleiben nicht ohne Folgen und das ist vielleicht gut so. Denn würden METALLICA auf die Methode AC/DC setzen, würden die Hater auch haten.

Ich für meinen Teil kann gut mit dem Album leben, auch wenn man nicht wenig von seinen wahren Thrash Metal-Roots entfernt ist. Denn man hat das Gefühl, die Herren haben genau das gemacht, was ihnen gerade durch den Kopf geht. Das ist eher ein Schritt in die Vergangenheit. Dadurch werden die stetigen Wiederholungen in den Songs nicht besser, aber das ist dann wieder jammern auf hohem Niveau und immer noch besser als einer schäbigen Viertliga-NWoBHM-Band zu lauschen, wo keinerlei Musikalität zu entdecken ist.

(7,77 Punkte)

Jürgen Tschamler

 

 

 

„Da steh‘ ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor!“ So erging es mir nach dem ersten Durchlauf von ´72 Seasons´ – und nach drei Weiteren eigentlich immer noch. Wieder einmal schmettern METALLICA ein neues Machwerk auf den Tisch und lassen ihre Anhängerschaft, die Metal-Gemeinde und die gesamte Musikwelt zunächst ratlos und mit drei dicken Fragezeichen im Kopf zurück. Neben den typischen Lobhudeleien und dem mittlerweile leider fast schon gängigen Band-Bashing möchte ich hier lieber versuchen, das Liedgut von ´72 Seasons´ Song für Song kurz und bündig und ganz rational und objektiv zu durchleuchten und analysieren, soweit das als alter Fanboy möglich ist – letztlich bleibt es allerdings wie immer Geschmacksache und eine persönliche Kaufentscheidung dürfte James, Lars, Kirk und Robert sowieso am Allerwertesten vorbeigehen…

Höhepunkte des Albums sind der Opener und Titelsong ´72 Seasons´, der mit knackigen Tempowechseln, herrlichen Harmonien und Melodien ein erstes Ausrufezeichen setzt – eine typisch geile METALLICA-Komposition im Stile von ´Creeping Death´. Mit dem flotten ´Lux Æterna´ huldigen die Protagonisten ihrer Idole und Faves aus der NWoBHM-Bewegung Ende der Siebziger- und Anfang der Achtzigerjahre und kommen schnell, schnörkellos und direkt auf den Punkt. Auch hier geht der Daumen nach oben. Auffällig, dass besonders die schnelleren und Uptempo-Songs wie zum Beispiel ´Room Of Mirrors´, übrigens mit einem tollen Gitarren-Zwischenteil bestückt, besonders hell leuchten. Die sehr simpel, aber effektiv gestrickte und straighte Galopp-Nummer ´Too Far Gone?´ indes weiß mit einem schönen Refrain zu überzeugen. Also, alles gut im Hause METALLICA?

Leider nein, denn im Gegensatz zum fast durchweg tollen Vorgänger ´Hardwired… To Self-Destruct´ haben sich auf ´72 Seasons´ auch echte Lückenfüller, wie das sehr langatmige und zähe ´You Must Burn!´, das sich in über sieben Minuten ohne irgendwelche Breaks, Tempowechsel oder Überraschungen vor sich hinschleppt, eingeschlichen – vom abschließenden ´Inamorata´ oder ´Crown Of Barbed Wire´ ganz zu schweigen, das war nix, meine Herren. Wobei ich zur Ehrenrettung des Quartetts, die immer richtig gute Gitarrenarbeit betonen möchte. Bei genannten Songs krankt es mehr am interessanten und spannenden Songwriting und an packenden, mitreißenden Melodielines denn an der Umsetzung. Der Rest vom Schützenfest, namentlich ´Shadows Follow´, ´Screaming Suicide´, ´Sleepwalk My Life Away´, ´Chasing Light´ und ´If Darkness Had A Son´ bewegen sich irgendwo dazwischen und sind weder Fisch noch Fleisch.

Kurz zusammengefasst: Four killers, three fillers and the rest is okay (in my opinion)!

(7,5 ordentliche Punkte)

Armin Schäfer­

 

 

 

Wer hätte Anfang der 80er gedacht, dass gerade die hässlichen Entlein mit dem grössten Rotzfaktor einmal die dollarschwerste Metalband aller Zeiten und vor allem diejenigen würden, die Heavy Metal zum erfolgreichen Geschäftsmodell machen und in die Mitte der Gesellschaft führen? Thrasher, bekannt (und geliebt, schon klar…) für Maschinengewehr-Riffsalven, krasse Breaks, Aggro-Shouting und beinhartes, aber eingängiges Songwriting, und nicht irgendwelche einschmeichelnden Hairmetaller oder Arena-Showkings. Es muss also irgendwas Besonderes an ihnen dran sein, dass sich auch der saturierte Mittelklasse-Familienvater wie der härteste Rocker unter der Sonne fühlt, sobald er nur ihr Leibchen überstreift, bereit, der Welt mit erhobener Faust zu zeigen wer er ist…

…und nun hinterlässt ´72 Seasons´ den Eindruck, dass es den Herren Hetfield, Ulrich, Hammett, sogar Trujillo mittlerweile selbst genauso geht, sie tun so, als wären sie Metaller. Es ist eine Geduldsübung, die zwölf meist überlangen Songs zu verfolgen und auch an ihnen dran zu bleiben, denn Wiederholung ist auf allen möglichen Ebenen das Mantra dieser Platte. Die Anfangsriffs werden dem Hörer in sämtlichen Intros so oft eingeprügelt wie dem Anfänger in seinen ersten Gitarrenstunden (ich habe nachgezählt: stets mindestens vier-, gern auch acht- bis zwölfmal, bevor die erste echte Variation beginnt), damit er sie bloß nicht vergisst; und dieses In-Stein-Meißeln der eher unspektakulären Tonfolgen, diese ewige langatmige Repetition, an der sie sich festklammern wie an der eigenen Jugend, gibt dem Album etwas Tragisches, denn Musiker wie Zuhörer sind die ganze Zeit in lauernder Wartestellung, in der Hoffnung, dass da noch irgendwann ein inspirierender Knalleffekt, eine Offenbarung kommt, doch nix zündet so recht, Rohrkrepierer, alles wirkt gewollt auf die eigene Vergangenheit, seien es die ersten Alben oder auch ´Load´, getrimmt und l(i)eblos, künstlich, teils sogar dementiell versteinert, wenn sie ihre Songs einfach nicht rechtzeitig abschließen, nicht loslassen können. Auch innerhalb der Stücke verharrt man im erprobten Schema und dreht sich im Kreise, so dass es schwerfällt, Unterschiede und Alleinstellungsmerkmale auszumachen, zumal auch von den BPMs her nicht viel Abwechslung geboten ist – eine mittlere Headbanggeschwindigkeit herrscht vor, zumindest nach den ersten Songs, die eine unangenehme Hektik durchzieht, die Lars’ trotz Megaproduktion wie immer viel zu lautes Schlagzeug noch blecherner klingen lässt (´You Must Burn!´erinnert zwar nicht ganz an den grausligen ´St. Anger´-Drumsound, doch zu 100% an Mike Portnoy auf dem berühmten Hello-Kitty-Drumset…).

Dieses Getriebene des Titelsongs oder von ´Shadows Follow´, das sich leider auch in Kirks hektisch hingeschnuddelte Soli einschleicht, wirft die Frage auf, wovor das Quartett denn eigentlich wegrennt? Vor den Dingen, die sich nie ändern werden (aka Suchtprobleme und ihre Folgen…), vor Angst, nur noch älter werden, vor der eigenen Irrelevanz angesichts der Weiterentwicklung des Genres? METALLICA zitieren sich auf ´72 Seasons` so viel selbst wie nie zuvor (und zwar alle Phasen), gipfelnd im das Sandman-Schlafthema wieder aufgreifenden ´Sleepwalk My Life Away´, und betonen dabei ihre Trademarks so plakativ über, dass es nervt, finden dann doch wieder Auswege und bringen etwas stilistisch neues ein, sei es Blues, Doom (´You Must Burn!), Grunge (´If Darkness Had A Son´), groovige Rhythmusstudien (´Crown Of Barbed Wire´) oder eben den dreckigen Rock’n’Roll, der ihnen in den vergangenen Jahren den Arsch gerettet hat. Die Nachwuchsförderung exzellenter junger Bands zahlt sich dann doch in neuen Ideen aus…

Rar gesäte Highlights sind die Momente, in denen die Gitarren gemeinsam agieren (´Too Far Gone´), auch der Bass mal Platz (und Gehör!) bekommt, und generell Groove und Melodie auftauchen (´Room Of Mirrors´, das viel belächelte, aber alles zusammenfassende ´Inamorata´); positiv erwähnen muss man Hetfields beeindruckend variable Gesangsleistung, die auch emotionale Zwischentöne bis hin zum Seelenstriptease (´Screaming Suicide´) zulässt und die Platte in gewisser Weise zu seinem Soloalbum macht, auf dem der Rest wenig Eigenes beizusteuern hat.

´72 Seasons´ erinnert an eines der unendlichen Bänder M.C. Eschers: ohne Anfang und ohne Ende geht es treppauf und treppab, ohne dass sich groß etwas verändert oder wir jemals am Ziel ankommen werden, weil wir es bereits lange überschritten haben, ´Too Far Gone´ eben, Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen. Getrieben, verloren, ziellos, eine Allegorie auf die Tiefpunkte in der Karriere einer Band, die retrospektiv ihr eigenes Leben zu verstehen versucht, sich und uns erklären will, wer sie eigentlich sind, was sie ausmacht und antreibt. Musiktherapie, für die nicht der Patient, sondern der Zuhörer bezahlen soll. METALLICA covert METALLICA und verrennt sich darin. Sorry, das brauch ich nicht.

Was sagst du? Das Review ist viel zu lang und voller Wiederholungen? Haste die neue ´tallica schon gehört? Willkommen im Club!

(6 Punkte)

U.Violet

 

 

 

Ja, wir haben wohl alle einige Jahreszeiten mit METALLICA verbracht. Viele sogar länger, als es dauert, einen Jungmetaller von der Wiege bis zur Volljährigkeit auszubilden. Aus den guten Zeiten entstanden Erwartungen. Mal ehrlich, was habt ihr vom neuen Album erwartet?

Einen blutigen Hammerschlag, der Jung und Alt killt? Ein elektrisierendes Album, welches euch regelrecht vom Stuhl föhnt? Oder wolltet ihr endlich mal wieder dem Master vertrauen, der euch ans Puppenkreuz hängt und euch perfekt bespielt? Nun, Gerechtigkeit für alle wird’s wohl nicht geben. Genauso wenig wie ein massenkompatibles White Album zum Schwarzen. METALLICA sind so eine Art Monster, das euch verspeist und wieder ausspuckt. Sie hielten dir schon unvermittelt den doppelten Hinterlader an die Rübe, luden zu vielköpfigen S&M-Spielen ein, erweckten den heiligen Ärger in uns, zogen uns mit ihrem Todesmagneten wieder zu sich heran und zerstörten sich fest verdrahtet fast selbst (keine Qualitätsaussage für das betreffende Album).

Schon nach magischen 7 Jahren stehen nun die ´72 Seasons´ an und bringen natürlich gemischte Wetterlagen. Schonmal gut: Sie ist gelb. Für jemanden, der so mit den gelben Seiten der guten Unterhaltung verbandelt ist, wechselt da die Ampel der Erwartung direkt auf Grün. Also seid keine LULUs, nehmt euch nicht alles so zu Herzen, denkt nicht immer an vergangene Zeiten und verbringt eine weitere Season mit einer der wegweisendsten Metalbands, auch wenn der Weg kein leichter sein wird.

Dann lasst uns die 72 Seasons in 77 Minuten mal angehen. Das Opener-Titelstück macht mich schonmal an. Metallica geben ordentlich Kitt, thrashen & slashen nach allen Regeln der Kunst los und wechseln mit Moshparts ab. Moshen. Ha, ich höre mich wirklich sowas von 80er an. Na und? Danach habe ich wirklich richtig Bock auf die Scheibe und ´Shadows Follow´. Es fällt nicht wirklich ein Schatten der Enttäuschung, aber oft genug hat man so einen Durchschnittstrack seiner einstigen Helden über die Jahre schon gehört und die Befürchtung wächst, dass mir ein Album ohne Lückenfüller mit Dreiviertel der Spielzeit lieber gewesen wäre.

Zu ´Screaming Suicide´ schreie ich bereits kurz „Load/Reload“ und warte ängstlich auf den nächsten Song – ich muss leider jetzt schon sagen: die Freude ist bereits hurtig ausgebremst, auch wenn’s nicht schlecht ist. But it’s only Rock’n’Roll and I don’t like it. Für Stoner natürlich klasse. So. Jetzt fängt das Debakel richtig an. ´Sleepwalk My Life Away´. Richtig. Gähn. Hört sich an wie ein beliebiger Titel einer beliebigen Croonercombo oder das Langweiligste, was auf dem Schwarzen Album nie drauf war. „Wake me“ – ja, bitte. Jede andere Band wäre für die Hälfte an Selbstzitat gesteinigt worden oder hätte es als Eigencover beim Zoll deklarieren müssen. Und falls es so weitergeht, wäre dies der treffende Name für das Werk gewesen. „Sleeping my life away“ – eigentlich schon geil als Motto, wenn’s nur gerade nicht so tragisch wäre. (Jetzt hätte ich noch den gelbrostenden Zaunpfahl zu D-A-Ds Klassiker ´Sleeping My Day Away´ erwartet – dein Michael.)

Oh leck. Es geht auch noch langsamer. ´You Must Burn!´ – jou… denke ich auch gerade. Auch nach zukünftigem 7 Mal hören ist’s und bleibt’s ein zäher Langweiler und ist somit mit Schuld, dass ich mir die Scheibe nach dem zweiten Komplettdurchgang nicht mehr am Stück geben kann. Ihr habt’s geschafft. Nach fünf Stücken bin ich ausgebrannt, die Freude & Hoffnung ist dahin. ´Crown Of Barbed Wire´ macht uffta, uffta. Kenn‘ ich von früher. Aber besser. Gut für’s Dorfschützenfest. Gähn. Mal sehen, ob vorm Schlusswort noch was wirklich Aufregendes kommt.

Ok, ´Chasing Light´ geht mir tatsächlich auch noch gut rein neben den den Big Four, die man vorab kannte.

METALLICA haben anscheinend ihre Stärken erkannt und die vier besten Titel vorher zugänglich gemacht, denn ´Lux Aeterna´ fetzt richtig – auch ohne besonderen Refrain. Genauso wie ´If Darkness Had A Son´ – auch wenn’s nicht zur Ekstase führt. Auf einem Album der blinden Songs sind die Einäugigen die Könige. Früher hieß es oft bei Bands: „Wir hatten 30 Lieder und haben die besten 10 auf’s Album gepackt.“ Hier habe ich eher den Eindruck, dass 10 so halb fertig waren und 14 aufgenommen wurden.

Ja, die letzte MAIDEN war auch zu lang. Doch der Trick mit dem täglichen Hören in drei Etappen hat da funktioniert und die Refrains haben’s im Endeffekt immer noch reißen können. Hier leider nicht. Wenigstens kann man beim GREEN DAY meets THIN LIZZY-Experiment ´Too Far Gone´ bissl tanzen und beschwingt geht’s auch in den (Dark-)´Room Of Mirrors´, nur eben nicht so gut als dass man sich’s auf ’ner Party wünschen würde. Wenigstens bei MOTÖRHEAD geklaut. Mittlerweile nerven auch die geschwurbelten Soli von H&H nur noch. Trauriger Höhepunkt und Absch(l)uss: ´Inamorata´ aufgebläht auf acht Minuten-und-peng. Da hilft selbst der echt gelungene, gefühlvolle Mittelpart und epische Gitarrenlicks nicht weiter. „Misery…“ – leider echt wahr. Tausendmal gehört, tausend Mal hat’s nicht gestört. Tausend und eine Nacht, doch ich hab‘ nun Schluss gemacht.

 

 

Nach mehreren Versuchen in kleineren Dosen: Etappenweise kam die Liebe ebenfalls nicht zurück. Im letzten Versuch griff ich zu drastischen Mitteln: Abwechselnd eins von ´72 Seasons´ mit jeweils einer ´Endless Summer Vacation´-Nummer von Miley Cyrus, um die Ohren ständig zu resetten und meinen Hass zu fokussieren, dass mich METALLICA erretten möge. Shit, wenn da am Ende Miley einen angenehmeren bis spannenderen Höreindruck bietet, habe ich endgültig fertig. Beim allerletzten Versuch des „Song vs. Song Battles“ gewannen noch haushöher die neue OVERKILL, die letzten Werke von TESTAMENT als auch MEGADETH und das eigene ´Hardwired… To Self-Destruct´.

Am Stück konnte ich 72 Seasons beim besten Willen nur zweimal hören und das zweite Mal wurde ich regelrecht sauer bis gleichgültig, was einem objektiven Review natürlich nicht zuträglich ist. Also werden wir auf meine alten Tage sentimental-subjektiv: Selbst mit guten Liedern anderer Bands dazwischen als Stimmungsaufheller nerven mich sogar mittlerweile die uninspirierten Soli und damit hatte ich als Melodiefreak und nicht-Gitarrist noch nie Probleme, weil mir Gitarrensoli schlichtweg egal sind, außer sie tragen exzellente Themen. Aber hier stören sie regelrecht, weil sie als sinnloses Gefummele umso mehr zum traurigen Gesamthöreindruck beitragen.

Um eines nochmal klarzustellen: Es geht hier nicht um METALLICA-bashing, weil‘s Spass macht und in der Szene gerade „hip“ zu sein scheint. Ganz im Gegenteil – mir hat das richtig weh getan, besonders weil die Männers letztes Jahr auf dem Copenhell eindrucksvoll gezeigt haben, dass sie besonders Live eine der grössten Metalbands dieses Planeten sind. Auch bei Werken von DREAM THEATER, FATES WARNING oder IRON MAIDEN hatte ich in der Vergangenheit so meine Probleme, die aber nach längerem Hören lösbar wurden. Hier nicht. Im Gegenteil – selbst auf die Lichtblicke hatte ich irgendwann keinen Bock mehr und das Problem bin dabei nicht ich.

Als Abschluss muss als 10 Punkte Referenz dafür – Nostalgie, alter Depp und doch Seelenbalsam – natürlich die ´Master Of Puppets´ ran. Schon beim Akustikintro von ´Battery´ kriege ich Tränen in die Augen und widme der Band ´Disposable Heroes´… aber nicht persönlich sondern lediglich für dieses Album, da im alten Instrumental ´Orion´ mehr Ideen stecken als auf der Hälfte dieser 77 Minuten. Nun komme ich endlich zum Schluss, während Karin manisch von irgendwo her gerannt kommt und das erste Mal dieses Wochenende zu METALLICA bangt. Welcome Home im Sanitarium.

72 Seasons ist alles in allem eine nette Stonerscheibe mit paar flotteren Songs, aber ich bin eben kein kiffendes Mammut. Und richtig toll ist die bessere Miley auch nicht. Prinzipiell hat die Geschichte schon Spaß gemacht als Selbstversuch, ob ich mir wirklich alles schönhören kann. Versagt, dafür bin ich zu ehrlich, sorry. Als Verweigerer der Schulbenotung füge ich mich dennoch den Regeln des Rudels und habe dabei verschiedene Möglichkeiten:

Objektive Wertung: Wenn ´Hardwired… To Self-Destruct´ im direkten Vergleich eine gute Acht war, dann kann ich hier nicht mehr wie Sechs geben.

Subjektive Fanwertung: Ich ziehe für jedes METALLICA Werk, das besser war, einen Punkt ab. Damit es nicht zu traurig wird, höre ich bei fünf auf. Nach einem geschulten Blick auf die Erläuterungen unseres Punktesystems muss ich jedoch noch einen runter, denn „akzeptabel“ ist das Machwerk für mich wirklich nicht mehr, sondern lediglich „austauschbar“, wie auch in der Schule der untere Notenbereich eben nicht mehr „befriedigend“, sondern im besten Falle „ausreichend“ oder „mangelhaft“ war, was für eine dieses Kalibers Band zu wenig ist.

Vier Punkte (Beschwerden bitte direkt an mich oder nehmt die objektive 6 – mehr gibt’s wirklich beim besten Willen nicht)

Less Lessmeister

 

 

 

Seit ein paar Tagen geht es wieder um, das METALLICA Bullshit-Bingo. Phrasendrescher dreschen Phrasen wie „Früher war alles besser“, „Lars kann nicht trommeln“ und „Mit Cliff wäre alles nicht passiert“.

Ich habe auch nicht alles abgefeiert, was die Jungs so getrieben haben. Während ich das Schwarze Album in seiner Mischung aus Pop-Musik in harten Klängen heute noch abfeiere, allerdings abzüglich des totgenudelten ´Nothing Else Matters´, war mir die folgende ´Load´-Phase sehr fern. Und höre ich aus heutiger Sicht ´Death Magnetic´ und ´Hardwired´, sind die besser als ihr heutiger Ruf, wenn auch weit weniger komfortabler gealtert als das Frühwerk. Da wäre weniger mehr gewesen.

Genau wie auf ´72 Seasons´. Auch diese 77 Minuten werden den Test of Time bestehen, aber auch diese nicht komplett. Beiden Fraktionen von Fans kann ich teilweise zustimmen. James singt immer noch kraftvoll. Viele gute Ideen sind zu finden. Ich mag zum Beispiel die BLACK SABBATH-Anklänge in ´Inamorata´. Man merkt, die vier müssen nicht schauen, was andere wollen. Sie machen genau die Songs, die sie machen wollen.

Aber die Kritiker haben streckenweise eben auch recht. Schon das Intro des Openers ´72 Seasons´ fällt zu lang aus. Ein zwei Songs weniger hätten nicht geschadet, ein zwei Wiederholung hätten gern auch gestrichen sein dürfen. Allerdings ist der längste Track, schon genanntes ´Inamorata´ genau lang genug. Was ich mir aber gewünscht hätte, ein zwei Ausbrüche mehr aus dem dauernden Midtempo, sei es nach oben, sei es nach unten. Gerade nach unten. War METALLICA einst nicht die Thrash-Band, die gerne mit akustischen Teilen hantiert hat? Da fehlt mir heute die Abwechslung.

Dennoch würde ich behaupten, das hier ist eines der besseren Alben in der Diskographie. Klar spielen sie keinen Thrash mehr, maximal Heavy Metal mit thrashigen Elementen. Aber man erkennt sie immer noch wieder.

Nur ein Satz noch zur Preispolitik. Da gehe ich nicht mehr mit. So warte ich, bis ich das Gelbe Album in den Sonderangeboten finde.

(7,5 Punkte)

Mario Wolski

 

 

 

Ausgerechnet ich? Ich muss arbeiten und mich vielleicht noch um die Perle kümmern, hab zwei Katzen, einen alten Vater und zwei Bands. Schlafen muss ich zwischendrin auch noch. Und allerspätestens nach der selbstbetitelten schwarzen Platte von 1991 war das doch nichts mehr. Nun komm, erspar mir das. Nicht? Unbarmherzigerweise ist hier eine Teamarbeit mit Einzelreviews gefragt, wie u.a. bei PSYCHOTIC WALTZ 2020. Aber deren Comeback war ja wenigstens geil. Und besonders. Auch wenn da immer so sechs bis sieben Jahre zwischen den Alben liegen, METALLICA sind doch öder Mainstream, gehört und geworshipt von Menschen, die andere Sichtweisen zum Thema Heavy Metal vertreten. Ist ja auch gut so, aber lasst mich in meiner kleinen Wahrhaftigkeitsstahlhöhle mit meinen neuen Platten aus dem Underground alleine.

Nix…kein Erbarmen. Begeistert war ich ja nun seit dem „Black Album“ nicht mehr von den ehemaligen Thrashern aus Kalifornien, einer der größten Hardrock und Heavy Metal Bands ever. Songs, Attitüde, Mainstream Fans, war alles nix mehr für mich. Leute, die bei uns im Plattenladen, wo ich mal war, die ´St. Anger´ blind gekauft haben, weil das ja von METALLICA war, brachten mich zur Weißglut. Das war vor 20 Jahren. Mainstream bin ich bis heute nicht, auch wenn ich GHOST liebe.

Nun, schreiten wir zur Tat und meucheln mit dem Sword of Steel die trendig…Moment…höre ich da Musik, die mir gefällt? Fuck, ich bin verwirrt. Gut, ich kannte bis fast eben auch den Vorgänger nicht, der mich nach kurzer Hörprobe doch erreicht. 27 Jahre nach „Metal ist tot“ haben METALLICA aber einen mächtig heißen Heavy Metal-Sound drauf. Hammet ist ein Leadgitarrengott, Hetfield schießt RIFFS ins Rennen, die mir persönlich wieder Spass machen und das Rhythmusduo Trujillo / Ulrich peitscht und pumpt die klassisch metallischen Songs präzise aus den Boxen.

Ja, das ist meine Musik. Ich bin ja ein großer Fan von Bands wie XENTRIX, die für mich seit Jahren immer die besseren METALLICA oder besser METALLICA für echte Metalheads waren. Und die Vorbilder der Briten sind wieder zurück, bei sich selbst und ihrem seit den 90ern verlorengegangenen Signature Sound. Und da kommt das Vorgängerwerk ins Bild. Sie sind schon das zweite überlange Album lang dabei, wieder METALLICA-Metal zu spielen, denn beim zumindest soliden ´Death Magnetic´ (hat meine damalige Perle mir geschenkt, CD hab ich noch irgendwo) gab das immer zwischen dem coolen Semithrash paar Stinkemomente, die an die 90er Platten oder gar an die entsetzlich chaotische und uninspirierte ´St. Anger´ erinnerten.

Jetzt sind sie wieder da und spielen Heavy Metal durch und durch. Lange Songs von fünf bis acht Minuten, Riffs ohne Ende, verschiedene Geschwindigkeiten, viel erdige NWoBHM und viel eigene Debütplatte, viel eigenes „Black Album“, aber da ist etwas in dieser Musik, das unaussprechlich und kaum in Worte zu fassen ist. Man kann es Magie nennen. Undergroundfreaks werden mich nun steinigen wollen, aber doch, es ist Magie. Denn die Riffs bei aller Songüberlänge brennen und qualmen förmlich. Die Soli brodeln. Und da sind Melodien, viele kleine, eher bodenständig schnodderige Melodien, aber auch viele große Melodien, die einem die Gefühle machtvoll in Wallung bringen.

 

 

Die erste große Hymne haben sie ja schon vorab mit der Speedmetalnummer ´Lux Æterna´ rausgehauen. Irgendwo zwischen der neuen Welle britischen Schwermetalls und dem eigenen Debüt von 1983 geht es ab wie ein Zäpfchen. Nicht innovativ, bei den Metalgöttern nicht. Die sechste Position des neuen Albums klingt zwar etwas sauberer produziert als der 1983er Speedmetal, hat aber einen ähnlichen Ausdruck. Coole Gesangslinien in den Strophen und ein schlichter, aber treffsicherer Refrain sind hier Garanten für eine absolute Klassenummer.

Ich entdecke immer wieder Harmonien und Riffs, Gesangslinien und zweite Stimmen, die mich bei diesem Album verzaubern und in eine Art Wahnsinn der Beschaffung einer physischen Kopie fallen lassen. Die ersten Schritte sind getan und das Geld ist angewiesen. Schön buntes Vinyl für knapp über 40 Euro. Irre, weil dem aktuellen Preiswucher in die Hände spielend, aber ich hab’s ja, viermal soviel, wie zu Zeiten meiner Plattenladen Keulerei. Da ist eine neue METALLICA drin.

Ich genieße gerade das Epos ´Inamorata´, das auf grandiose Weise klassischen 70er Hardrock und mittelschnellen Protometal aus England um die Jahre 79 bis 81 zusammenführt, vielleicht mit etwas peitschenderem Powerthrashsound. Die Struktur ist ja eher einfach gehalten, die Band wird hier nicht eine Sekunde zu durchdrehenden Progmetallern. Riffs und Abläufe sind äußerst traditionell. Die Soli von Kirk Hammet durchdringen mit ihrer emotionalen Wucht die Seele und hinterlassen zumindest bei mir einen mit Freude wohlgetränkten Geist. Und bei aller Ausdehnung der Komposition und ihrer eher einfachen Gestaltung, sie weiß zu bewegen.

Thrash ist hier nicht zu haben. Generell auf dem Album. Heavy Metal mit etwas mehr Kraft schon. Aber auch mit einem protometallischen Aspekt, der von fast schon jugendlicher Frische erfüllten Seele. Wenn wir statt 2023 jetzt 1985 hätten, wäre meine Aussage sicher noch näher an irgendeiner angenommenen Wahrheit dran. Aber nun, hier sind vier gestandene Herren um die 60 dabei, die Zeit ad absurdum zu führen und auch ihre eigene Schaffensphase zuweilen. Denn der Status der Band im absoluten Gigantenmainstream hat hier seine Bedeutung verloren und die vier Kollegen sind wieder zu, vom Heavy Metal begeisterten Kutzenträgern geworden, die sich beim Bier daheim im Freundeskreis ihre Lieblingsplatten reinknallen und die Eindrücke nachempfinden. Und das mit gewaltigem Geschick.

Klar, Hetfield ist solch ein Charisma Bolzen, dass man seine Stimme immer erkennt. Mag man ihn nun verehren oder anspeien, er ist einfach das Gesicht von METALLICA. Und der METAL im Bandnamen ist hier absolut richtig. Während ich beim Querhören des Albums den Vorrefrain und Refrain von ´Too Far Gone´ tief in meinem Herzen verankere, wird mir immer bewusster, welch famoses Werk die Amis hier abgeliefert haben. Dieses an fünfter Stelle ihrer Albumveröffentlichungen gesetzt und sie wären vielleicht nie so kometenhaft berühmt und wohlhabend geworden, aber nun ist es so, wie es ist. Und ich finde, es ist ein ehrliches Album. Das war ´St. Anger´ zwar auch, aber jener musikalische Schandfleck zeugte halt von einem eher ungesunden Denken und Fühlen.

Bei ´72 Seasons´ sind sie nun endlich wieder da, geheilt schon länger, aber letztendlich auch bei sich angekommen. Wenn man das Album ohne Megabandbonus betrachtet, so würde ich sagen, dass eine satte 8,5 an Punkten dem Werk gerecht wird. Mehr hätten von mir aber auch ´Ride The Lightning´ oder ´And Justice For All´ nicht bekommen.

(8,5 Punkte)

Sir Lord Doom

 

 

 

Derweil die Welt am Abgrund wandelt, blicken METALLICA in ihre Kindheits- und Jugendtage zurück. Während ein paar Wenige Millionen und Milliarden immer näher in die Schlucht des Verderbens und des Todes treiben, befassen sich die Thrash-Ikonen mit der Bewältigung ihrer eigenen Vergangenheit.

Der seit 20 Jahren, seit ´St. Anger´ bekannte Schmerz und seine mit einhergehenden Depressionen werden nicht mehr ausgeblendet, sondern in den Mittelpunkt gerückt. Bereits damals musste sich Sänger James Hetfield vor den Aufnahmen wegen Alkoholismus und Drogen in die Rehabilitation begeben. Heute blickt der bald 60-jährige Frontmann in diesem Zusammenhang auf das große Ganze menschlicher Ängste.

Angefangen bei den Erfahrungen der ersten Kindheitsjahre über die rebellische Jugendzeit bis hin zum Erwachsenwerden und selbst Elternwerden, betrachten METALLICA insbesondere die ersten 18 Jahre eines Lebens, die 72 Jahreszeiten in diesem Zeitraum, die guten und die bösen Tage.

Doch James Hetfield sieht in seinen dunklen Betrachtungen gleichwohl das Licht am Ende des Tunnels, das ewige Licht, ´Lux Æterna´ – so wie das Studioalbum ursprünglich betitelt werden sollte. Dabei soll das Ewige Licht eigentlich den Verstorbenen leuchten und wird bei der Totenmesse besungen. „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben,“ soll ein Messias vor einigen Jahrhunderten gesagt haben.

Hier auf Erden strahlt allerdings auch das Tageslicht in seinem schönsten Grell. Das Licht leuchtet in seinem schönsten Gelb bereits ab der Geburt und erhellt das Kinderzimmer des Cover-Artworks. Das Künstliche muss auch des Nachts brennen, damit die kindlichen Ängste nicht noch weiter genährt werden. Aber eines Tages brechen diese lieben Bengel aus ihrem wohlbehüteten Kinderbett aus, die Stäbe werden herausgerissen und ein weitaus weniger beschützter Lebensabschnitt beginnt. Es folgen gute und schlechte Jahreszeiten, 72 an der Zahl, ehe sich Ende 1981 Lars Ulrich und James Hetfield im Alter von 18 Jahren treffen und METALLICA gründen.

40 Jahre sind seither vergangen und der gewöhnliche Hardliner wird selbstverständlich auch anno 2023 bei der Veröffentlichung von ´72 Seasons´ ganz aufgewühlt die neuen Songs erwarten. Das erste große Alterswerk von METALLICA wird den mitgealterten Supporter in eine nostalgische Stimmung versetzen, die er eben nur noch mit Klängen aus seinen Jugendtagen erleben kann. Schließlich ist jedes neue Album eine gedankliche Rückkehr und Heimkehr zu den legendären Tagen von METALLICA.

Daher werden in der Regel die Wenigsten mit Veränderungen in Sound und Stil glücklich. Die Veröffentlichung der beiden letzten METALLICA-Scheiben, ´Death Magnetic´ (2008) und ´Hardwired… To Self-Destruct´ (2016), sorgte zumindest für kleine Glücksgefühle auf allen Ebenen. Bei ´72 Seasons´ wird sich für alle METALLICA-Kinder eine echte Begeisterung einstellen, sofern sie die überflüssigen Vergleiche mit der Thrash Metal-Vergangenheit hintenanstellen und sich der Musik im Hier und Jetzt hingeben.

Das Licht von ´72 Seasons´ wird sie durch die dunklen Tage der Gegenwart führen, natürlich mit wohlbekannten Klängen. Denn obwohl ´72 Seasons´ roh, aber nicht wie ´St. Anger´, und anders als alle Werke zuvor aus den Boxen brettert, offenbart es abermals den musikalischen Erfahrungsschatz des Quartetts. Die 77 Minuten könnten einer Achtzigerjahre NWoBHM-Jamsession entstammen, die mit klassischem Hardrock der Siebzigerjahre und Alternative Metal der Neunzigerjahre ein feuriges Bündnis unter aktueller Morgenröte eingeht.

Natürlich darf weiterhin neben seinem Rhythmikfeuerwerk die extraordinäre Stimme von James Hetfield genossen werden, die äußerst klare Linie von Lars Ulrichs Schlagzeugspiel, die überraschend kurz eingestreuten Wah-Wah-Soli von Kirk Hammett und der geräuschvolle Bass von Robert Trujillo. „Black Justice under the spell of the NWoBHM“ wäre eine stringente Umschreibung, der allerdings Lars Ulrich widersprechen würde, da ihre Riffs in der Regel in E oder F# und nicht in der Tonart A wie bei der New Wave of British Heavy Metal gespielt werden.

40 Jahre nach ihrem Debüt ´Kill `Em All´ und 43 Jahre nachdem JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN die musikalischen und äußerlichen Zutaten des Heavy Metal definiert haben, an dessen Reinheitsgebot sich die meisten ihrer Nachfahren auch hielten, führen METALLICA alles an einem Punkt zusammen: ´72 Seasons´ – das Ende einer traumatisierten Kindheit und die Quintessenz des Heavy Metal.

 

 

Der Opener ´72 Seasons´ ist ein wahrer Berserker, der über sieben Minuten keine Gnade kennt. Ein klassisches METALLICA-Stück, das im US Power Thrash kreist und kreist. Einmal bleibt das Riff sogar stehen, es dreht und dreht sich, es bohrt sich unweigerlich fest. Sodann überrascht der variable Gesang und der Song ´Shadows Follow´ selbst, da die dämonische Schattenverfolgung eine nostalgische Wärme und Härte ausstrahlt. Mit ganzer Wucht stellt sich hingegen ´Screaming Suicide´ als Bösewicht in das Rampenlicht und zeigt nur in aller Kürze sein melodisches Gesicht hinter der fiesen Fratze, während die punkige Härte der jungen Metallzeit herrlich durchschimmert.

Die B-Seite des schwarzen Vinyls lässt den Bass pumpen. In der schwingenden Schwere lebt sich ´Sleepwalk My Life Away´ im dunklen Hardrock äußerst hart aus. Die Heavyness wird in ´You Must Burn!´ noch stärker betont. Die Spannungsseile pendeln in der fiebrigen Stimmung und gewähren einem Doom-Abschnitt innerhalb des lodernden Scheiterhaufens Einzug. Purer Achtzigerjahre Heavy Metal, NWoBHM im Sinne von DIAMOND HEAD bestimmt letztlich das rasante, beinahe Titelstück ´Lux Æterna´ mit seiner verräterischen Textzeile „Lightning the Nation“ und lässt den METALLICA-Banger wie anno 1983 komplett durchdrehen.

Auf der zweiten Vinyl-Scheibe nimmt der Ideenreichtum und der Einfluss außerhalb des Thrash Metal weiter zu. Während die Eröffnung der A-Seite den traditionellen Werten folgt, sieht sich die Vinyl-Eröffnung des zweiten schwarzen Scheibchens nach Inspirationen aus den Neunzigerjahren um. Die doomigen Schwingungen des künftigen Klassikers ´Crown Of Barbed Wire´ stehen überraschend in der Nachfolge von NON FICTION bzw. gar KYUSS. Ebenso sensationell schlägt ´Chasing Light´ aus einem unerschütterlichen Groove heraus völlig unbarmherzig in den Nacken, ehe ´If Darkness Had A Son´ den Maschinengewehr-Rhythmus in aller Seelenruhe abfeuert und blutleckend auskostet.

Die D-Seite holt mit ´Too Far Gone?´ nochmals das Vermächtnis der NWoBHM ins Gedächtnis und verzeichnet die schönste Wendung zu einer kleinen, aber feinen Melodie. Der Thrash-Zerstörer ´Room Of Mirrors´ findet anschließend in aller Schlichtheit gleichwohl einige Umgestaltungen im Ablaufplan. Zum finalen Schlag holen METALLICA jedoch nicht erneut die Brechstange heraus, sondern vielmehr einen ´My Friend Of Misery´-Gedächtnis-Refrain und folgen elf Minuten lang, so gesehen als späte Nachhut von ´To Live Is To Die´ einer sich langsam aus der fiesen Dunkelheit an das strahlende Licht kämpfenden Seele. Sensationell.

Bei 72 oder sogar bei 160 Jahreszeiten ist es nicht relevant, ob momentan Frühling, Sommer, Herbst oder Winter auf dem Kalender steht, METALLICA bleiben METALLICA.

(9 Punkte)

Michael Haifl