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VEMOD – Demo 1998

~ 1998/2023 (Iron Bonehead) – Stil: Black Metal ~


Eine „neue“ CD von „Iron Bonehead Productions“, die ich unbedingt haben musste. Neu ist die CD Veröffentlichung, das Material hat ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel. VEMOD aus Norwegen? War da nicht was? „Nidrosian Black Metal“ und so? Nee, nee, ´Venter På Stormene´ von 2012 ist von einer anderen Kapelle aus dem Land der tausend Blackmetalkapellen. Wenngleich beide VEMOD, zu Deutsch Wehmut, heißen, die echten Trondheimer, die aber nicht zur Nidrosian Black Metal Szene gezählt werden, obgleich diese sich ja auf Trondheim ausrichtet, sind Spätkommer im 90er Jahre Underground und die Band aus dem 200 km nördlich von Trondheim gelegenen Namsos, die einige Zeit später dran war und bis heute existiert, gehört zur Nidrosian Black Metal Szene dazu. Da soll noch einer schlau draus werden. Egal, ich höre beide Bands gerne.

Die 90er Jahre VEMOD schaffen eine geisterhafte, makabre Musik, die Dich tiefer und tiefer hineinzieht in ihre nebelige, modrige Welt. Süsslich wie die Verwesung. Schön wie ein Rosenstrauch, der sich um ein halb zerfallenes Gerippe rankt und damit zu tanzen scheint. Black Metal ist hierfür zu eng gefasst. Es rast nicht, es schleppt sich dahin, auch wenn es reißende, rasende Instrumente gibt, die als Kontrast zum klanglichen Siechtum aus diesem Gewölbe tief unter der belebten Welt entkommen wollen. Der Sound ist absolut verwaschen, mehr ein Rauschen, denn eine klare Struktur. Irgendwas bollert hier so rasant, ob das die Bassdrum des Drumcomputers sind? Passt das? Ist das richtig gut? Finde ich das toll? Sonst hätte ich mir die CD ja nicht gekauft.

Hier stehen Synthesizer im Vordergrund, die eine bombastische, symphonische Klangmalerei betreiben, welche mit Tupfern aus den oft melodisch und beinahe jubilierend in Erscheinung tretenden Leadgitarren verdichtet wird. Aber das grollende Keifen im typischen Black Metal-Stil zeigt den Weg. Zumindest beim kurzen, fast an Dungeon Synth Klänge erinnernde Intro und dem ersten Stück. Das zweite Lied wird von gespenstischem Klargesang geleitet und die düstere Keyboardorgel nebst der klagend wehmütigen Gitarrenmelodien bringt Dich auf Dein eigenes Begräbnis. Ja, diese Musik ist dermaßen dunkel, beinahe trostlos und faszinierend intensiv dabei. Was heuer die ganzen Hypekapellen wie ASSASSINATION, BLACK MAGICK SS oder EDELWEISS mit ihrer Kokettiererei mit NS, östlicher Mystik und 60er Acidrock / Psycheblues versuchen (und ich mag erstgenannte Kapellen sehr gern), haben die beiden Norweger vor 25 Jahren mit einer kleinen Drehung an der Symphonic Black Metal Schraube geschafft. Eine unglaublich gruselige Atmosphäre zu erschaffen, die Dich in unaussprechliche Tiefen zieht, mit Dir durch Labyrinthe an Gängen im Erdinneren kriecht, um Dir am Ende ein unnennbares Grauen zu präsentieren. Für Freunde von HiFi Pomp in sauberem Klanggewand mag diese kleine liebenswerte Abscheulichkeit das Tor zur siebten Höllenstufe aufstoßen, aber ein Liebhaber abseitiger Klangkunst von ganz weit draußen wird sich daran erfreuen. Es mag ja nur ein mies produziertes Demotape sein, aber dem Kenner offenbart sich hier ein Portal zu einer anderen, erschreckend fremdartigen Welt.

Aber rasch zugreifen, es gibt nur 300 Stück davon.

10 von 10