Bands der StundeMeilensteine

SAGA: A beginner’s guide through Uncle Alberts eyes – CHAPTER I

~ ´Climbing The Ladder´ – mit vier Klassikern in Folge zum Olymp ~


 

 

Ja, ist denn heut‘ schon Weihnachten? Mit SAGA ist jeder Tag wie Weihnachten, deshalb:

Da sind wir also. Angekommen am Ursprung, im ersten Kapitel meiner kleinen SAGA-Werkschau. Die heiligen vier Gräle. SAGA was my first love… and it will be my last (natürlich nur unter Beaufsichtigung meiner wahren Liebe und zukünftigen Pflegerin Karin).

Ich würde gerne etwas hören, was wie SAGA klingt. Ha! Träum weiter – es wurde im Music-Biz ständig viel kopiert, gewürdigt und influenced, aber in meinen 53 Jahren ist mir noch nie eine Band untergekommen, die auch nur annähernd diese Kombination aus Eingängigkeit und musikalischem Anspruch mit heißen Gitarrenlicks, treibenden Drums, majestätischen Keyboardlandschaften und virtuosem Bassfundament im Rocksektor bot.

Dazu noch die instrumentalen Duelle, die eines Lord und Blackmoore würdig sind. Weder „nur“ Rock, noch Prog, geschweige denn Pop erschufen fünf Kanadier, die von Beginn an in keine Schublade passen wollten, sondern einen eigenen Stil kreierten: SAGA. Nennt es Artrock, wenn ihr wollt, denn kunstvoll sind sie wahrlich, diese körperlich mitreißenden Hymnen, die man jedoch gleichermaßen allein zu Hause in voller Konzentration genießen kann.

I remember now. I remember how it started. I can’t remember the title of the song. I just remember searching for it…

So oder ähnlich begann meine persönliche Geschichte mit dieser sagenumwobenen Band, nachdem im Radio Ga-Ga irgendwann Anfang der 80er gerade das beste Lied meines jungen Lebens bisher gelaufen war und dieser Folterknecht von Moderator natürlich mal wieder keine Ansage hinterher gemacht hatte, außer dass es sich hierbei um die Gruppe SAGA handele. Also kratzte ich meine letzten Groschen Taschengeld zusammen und machte mich auf die Suche nach einer Kaufkassette dieser zukünftigen Lieblingsband.

Die Wahl fiel rein subjektiv auf das Debüt, Informationen über Erscheinungsdaten, Probehören im noch fernen CD-Zeitalter und Geld für mehr als eine Kassette gab es damals nicht. Ab in den Sanyo M4440 Walkman (Sony war zu teuer), Augen zu und ab ging die akustische Entdeckungsfahrt. Doch spätestens beim vorletzten Lied ´Ice Nice´ schwand die Hoffnung und die Textzeile „how long have you been listening?“ erschein wie ein Hohn.

Doch das Gehörte war trotz dieses kleinen Rückschlages dermaßen packend, dass über die nächsten Wochen die Rädchen dieser Kassette mindestens einmal beidseitig ihre Runden drehten. Die Mission war fortan klar: Verzicht auf Schulmilch, Süßigkeiten und das YPS-Heft, um solange Kassetten zu kaufen, bis man diesen Übersong besaß, mit dem es freilich nicht aufhörte. Der gesuchte Titel wurde übrigens nicht allzu lange danach von mir als ´Wind Him Up´ identifiziert.

 

 

Fünf sehr individuelle Charaktere wuchsen mir über die Jahre ans Herz und selbst zu einer echten Familie zusammen, nachdem der Bassist und das kreative Mastermind Jim Crichton (mit seinem Bruder und Gitarristen Ian ihres Zeichens emigrierte Schotten) alle Bandmembers außer Keyboarder Jim Gilmour – ebenfalls gebürtiger Schotte, der aber erst zum dritten Album dazustiess – unter dem Namen POCKETS zusammenbrachte.

Vorher hatte man sich bereits musikalisch in getrennten Konstellationen zum einen bei TRUCK (mit Sänger Michael Sadler – gebürtiger Walise – und Jim selbst) bzw. FLUDD (mit Drummer Steve Negus als einzigem waschechten Kanadier, Keyboarder Nummer eins Peter Rochon und ebenfalls Jim) beschnuppern können. Als Teilhaber des Phase One Studios in Toronto ermöglichte Peter Rochons ehemaliger Bandkollege Paul Gross der jungen Band die Aufnahmen zu einem Demo (als auch die nächsten beiden Alben), das bereits als Master zu einem fulminanten Debüt genutzt wurde, welches anno 1978 der Startschuss einer beispiellosen Karriere werden sollte:

1978 – SAGA

 

 

Glücklicherweise existierte zu dieser Zeit bereits eine US Band mit dem unspektakulären Namen POCKETS, so dass als letztes I-Tüpfelchen der Name zu SAGA geändert wurde, in Anbetracht der auf ursprünglich acht Chapters à zwei Songs auf den ersten vier Alben ausgelegten Sci-Fi Story als innovatives musikalisches Puzzle. Fun Fact: SAGA bedeutete zu keiner Zeit „Satanists Against Gods Alliance“, auch wenn ein Magazin der amerikanischen Boulevardpresse das so schrieb. Zum Storykonzept selbst hier nur ein minimaler Abriss:

Zwecks Kommunikation mit dem vernünftigsten Geist unseres Planeten kehrt Albert Einsteins zunächst eingefrorener Verstand zurück im Körper der außerirdischen, insektenartigen Kreatur (die auf den ersten drei Covern prangte und später als „Uncle Albert“ wiederkehren sollte), deren Rasse gegen unseren überheblichen Willen und dem Unverständnis gegenüber dem Unbekannten bzw. einer höheren Intelligenz die Erde retten will, nachdem wir selbst fast alles verschmutzt und zerstört hatten. Na, zumindest der Schluss klingt bekannt, oder? Somit dürfte die Auflösung dieses einzigartigen musikalischen Puzzles in Form der Livescheibe, auf der alle „Chapters“ in der richtigen Reihenfolge gespielt werden, als Gesamtkunstwerk über 28 Jahre wohl ohne Gleichen in den Annalen der Musikgeschichte bleiben. Doch zurück zum Debüt.

Dass der Prophet im eigenen Land nicht erhört wird, haben schon einige Bands sämtlicher Größenordnungen in der Musikgeschichte erfahren müssen und der zeitgleiche PolyGram-Release vom Soundtrack zum damaligen Mainstreamhit ´Saturday Night Fever´ versaute SAGA zudem die breite Anerkennung zu Hause. Umso wichtiger war es, dass zu dieser Zeit höhere Stückzahlen von Plattendealern ohne großem Vertriebssystem im Hintergrund nach Europa importiert wurden, sodass gerade bei uns dieses Album per Mund-zu-Mund-Propaganda als Insidertipp erfolgreich wurde und den Weg bereitete für

1979 – Images At Twilight

 

 

Ohne übermäßigen Druck wie andere Topseller wurde das Album vom gleichen Produktionsteam relativ schnell eingetütet, da man sich für die erste Europa-Tournee mit STYX rüstete. Doch bereits vor den Aufnahmen musste die Tastenposition mit Greg Chadd neu besetzt werden, da Peter Rochon die Band verließ. In dieser Besetzung spielte man zu der Zeit in den USA Gigs als Doppel mit einer Band der noch überschaubaren kanadischen Szene, für einen Gig dieser zu erleben mancher heutzutage töten würde: TRIUMPH. Die erste Single ´It’s Time´ erreichte Platz 12 der kanadischen Charts.

 

 

Innovative Soundspielereien wie der Vocodereinsatz beim Refrain von ´See Them Smile´ oder die QUEEN-artigen Chöre bei ´Mouse In A Maze´ konnte man bereits von Anfang an bewundern. Doch hinter den Kulissen brodelte es gewaltig und die Trennung von Greg verlief im Gegensatz zu der seines Vorgängers alles andere als harmonisch, doch dies ist eine andere Geschichte und wie so oft üblen Ereignissen ein Licht am Horizont folgt, durften SAGA nun endlich ihr letztes fehlendes Puzzlestück und Familienmitglied begrüßen, mit dem wir zum nächsten Meilenstein kommen:

1980 – Silent Knight

 

 

Auch wenn Jim „Daryl“ Gilmour (selbst seine eigene Mutter soll den Spitznamen nach einem Hockey-Lookalike übernommen haben) gleich zu Beginn mit zwinkerndem Auge darüber informiert wurde, dass er eigentlich bereits auf bestem Wege sei, gleich wieder gefeuert zu werden, da man bei jedem Album den Keyboarder austausche (sinngemäßer O-Ton Sadler), sollte er sich doch bis auf eine kleine Auszeit als konstantes Herzstück der Band erweisen (siehe Chapter IV und Chapter V unserer kleinen Story). Letztendlich eine eingeschworene Gemeinschaft, entwickelte sich ´Silent Knight´ mit neuerem Studioequipment und Sounds zu einem wahren Wunschkind und gilt noch heute unter vielen Fans als der Höhepunkt unter vier aufeinanderfolgenden Klassikern, die den urtypischen Sound von SAGA definierten.

1980 in Kanada veröffentlicht, wurde es bereits 1982 vergoldet. Während in ihrer Heimat Anfang der 80er kaum jemand wusste, wer SAGA sind und wo sie touren, wurden bei uns bereits die kanadischen Flaggen für den mittlerweile heiß geliebten Headliner geschwenkt. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Management und Band ihre Homebase nach England verlegten, um dort auch den Produzenten zu finden, der selbst eher Künstler war und ihren Sound für den kommenden Magnum Opus auf ein überirdisches Niveau hieven sollte: Rupert Hine

1981 – Worlds Apart

 

 

Wem der Name Rupert Hine bis heute nicht geläufig sein sollte (nach dem Googeln werdet ihr möglicherweise eure Plattensammlung mit anderen Augen sehen – ich erwähne nur CAMEL, CHRIS DE BURGH, RUSH, STEVIE NICKS, THE FIXX, TINA TURNER), muss spätestens jetzt aktiv werden, besonders mit seinen vier Soloalben bzw. den weiteren dreien unter dem Fakenamen TIN MACHINE (es sollte einfach nur nach einer Band klingen) – doch das nur am Rande.

Fakt ist, dass er der ohnehin brillanten Musik einen nie dagewesenen Soundstempel aufdrückte, der nicht im geringsten die Identität SAGAs veränderte, sondern prägnant weiter aufpolierte. Jim und Michael waren schon vorher Fans seines Soloalbums ´Immunity´, das nie vorher gehörte Sounds offenbarte und da Rupert zu dieser Zeit eher mit frühen New Wave Bands statt progressiven Rockern zusammengearbeitet hatte, war auch er äußerst interessiert an dem, was aus dieser ungleichen Konstellation entstehen würde… und es ward reine, frische, knackige, innovative als auch kommerzielle Magie mit einen fetten Punch und eigenem Zazz – ohne den mittlerweile schlechten Beigeschmack des Wörtchens „kommerziell“.

 

Rupert Hine oben links

 

Entgegen aller gängigen Praktiken mit einer Überzahl an Songs, Fragmenten oder Ideen, die im Studio bei den Aufnahmen weiter reifen, konzentrierte man sich auf genau 9 Songs, die bis ins Detail ausgefeilt und dann im „The Farmyard Studio“ aufgenommen wurden. Nie zuvor war die Band so gut vorbereitet gewesen und hatte darüber hinaus von Rupert die Stärken herausgekehrt und die Schwächen ausgemerzt bekommen. Dazu wurde das von Fans lieb gewonnene, weitaus energischere Live-Feeling im Studio eingefangen, anstatt Instrument nach Instrument als Konstrukt zusammenzufügen.

Ein weiteres Novum waren die damals revolutionären, in England von Simmons gefertigten elektronischen Drums, die wie für Steve Negus gemacht schienen, hatte er doch bereits 1977 wohl als erster die Moog Drum bei ´How Long´ vom ersten Album ins Rennen gebracht. Da er seitdem stets ein offenes Ohr für die stetige Entwicklung synthetischer Drumsounds hatte, jedoch nie wirklich zufrieden mit den ersten Vertretern dieser jungen Spezies war, ergab es sich, dass er bei der Weiterentwicklung der für ihn innovativ klingenden Simmons Electronic Drums behilflich war, was zur Folge hatte, dass er im Anschluss diese auf Rupert’s ´Waving Not Drowning´ als auch auf Chris De Burghs ´Getaway´ – selbstredend von Hine produziert – spielte.

 

 

Bei ´Help Me Out´ wurde für einen Klarinettensound verzweifelt an den Synthesizern geschraubt, bis Neuzugang Daryl nach den Aufnahmen beiläufig erwähnte, dass er echte Klarinette spielen kann, was fortan live unter Beweis gestellt werden durfte.

Worlds Apart wurde in Kanada und Europa 1981 veröffentlicht und entpuppte sich zu dem beispiellosen Donnerschlag, der SAGA endgültig auf den absoluten Zenit brachte. Es folgten „Rockpop In Concert“ vor über 15000 Besuchern in der Dortmunder Westfalenhalle mit MEAT LOAF und FOREIGNER, was von 27 Millionen Zuschauern am TV in Deutschland und seinen Nachbarländern verfolgt wurde, eine Auszeichnung wurde 1982 für außerordentliche Ticketverkäufe im Jahr zuvor verliehen, zwei weitere Goldene Schallplatten (jeweils 50.000 verkaufte Einheiten im Heimatland und Deutschland) plus der Juno Award als vielversprechendste Gruppe des Jahres 1981 sowie ein neuer Deal mit der Epic-Schwester Portrait Records für den Release in den USA, Japan, UK, Südamerika und Australien folgten… und Michael verabschiedete sich endgültig vom Walross-Antje-Schnurrbart.

 

 

Die Reise ging nach Touren mit JETHRO TULL, PAT BENATAR und BILLY SQUIER in den Staaten bis zum legendären Madison Square Guarden in New York. Das bedeutete 1983 Gold für 500.000 verkaufte ´Worlds Apart´ – Alben in den Vereinigten Staaten.

Das Album wurde darüber hinaus weltweit zehn mal so oft verkauft als der Vorgänger ´Silent Knight´ und toppte bei uns sogar RUSH. SAGA selbst waren damit in Europa eine Top Ten Band, die unsere Westfalenhalle in Dortmund ausverkaufen konnte, erhielt in den USA sogar Platin als Top 20 und die Single ´On The Loose´ schaffte es ebenfalls auf Platz 20 – beides hatte auch keine andere Produktion von Rupert bis dato geschafft.

 

 

Niemand hätte zu dieser Zeit damit gerechnet, dass der musikalisch ebenso starke Nachfolger ´Heads Or Tales´ in den Staaten nicht im Geringsten an diesen Erfolg anknüpfen konnte und die Entscheidung, sich auf Europa – im Besonderen Deutschland – zu konzentrieren statt als Opener das Interesse weiter live zu pushen, schlug für SAGA die gerade geöffnete Tür zum amerikanischen Markt endgültig zu. Doch dies, liebe Schwestern und Brüder, ist eine andere Geschichte… wie ihr in Chapter III bereits lesen konntet.

Wer nach diesen 7 kleinen Kapiteln unserer SAGA-Werkschau mehr über diese einzigartige Band, ihre Musik und das Auf- und Ab im Musikzirkus über die Jahrzehnte erfahren will, dem sei Edwin Ammerlaans wunderbare SAGA-Biografie wärmstens ans Herzen gelegt. Liest sich ultrageschmeidig und ohne diese hätte ich euch weitaus weniger Details liefern können.

 

So long – ich hoffe, ihr hattet etwas Vergnügen beim Lesen und ich konnte beim Ein oder Anderen einen Funken des SAGA-Fiebers entfachen, das mich Zeit meines Lebens verzehren wird.

Also: ´Don’t Be Late´ to ´See Them Smile´ when ´Someone Should´ know that ´It’s Time´ to ´Take It Or Leave It´ but ´Careful Where You Step´ because you’ve got ´Too Much To Lose´ and you are just a ´Mouse In A Maze´ listening to all these ´Images´ that will ´Wind you Up´ feeling ´Hot To Cold´ without any ´Compromise´ in this ´Tired World´ where only a ´Perfectionist´ will ´Help You Out´ before you’re ´On The Loose´. So ´What’s It Gonna Be´ – ´How Long´ will it take you to be ´No Stranger´ suffering from ´Amnesia´ anymore before your ´Time’s Up´ and you’ll end up ´Framed´ in ´Slow Motion´ having missed out on this ´Humble Stance´? Well, for me it’s ´Time To Go´ now with ´No Regrets´ wishing you some ´Ice Nice´ with my final advice: ´Give Em The Money´ and experience the whole magic. ´Will It Be You´?

 

 

mehr von uns zu SAGA findet ihr hier

www.facebook.com/SAGAgeneration

saga-germany.de