Bands der StundeMeilensteine

SAGA: A beginner’s guide through Uncle Alberts eyes – CHAPTER V

~ ´As I Am´ – Die Jahre der Selbstfindung, Erneuerung und eigenständigen Juwelen ~

 

 

Breaking the law! Wie auch SAGA teilweise mit ihrer Vergangenheit brachen, muss ich die strenge Chronologie meiner Albengruppen brechen und die sechs Alben der bewegten Zeiten der späten 80er und 90er in zwei Gruppen splitten: Experimentiert wurde viel und im Nachhinein muss man drei absolut wertvolle Unikate besonders hervorheben…als auch drei Ausreisser von Paradiesvögeln, die gemischte Gefühle verursachten und die ich im Chapter IV zerpflückt habe. Also überspringen wir 1987 direkt und setzten an in:

1989 – The Beginner’s Guide To Throwing Shapes

 

 

Mit der wohl an die zweifelnde Anhängerschar gestellten Frage ´How Do I Look´ gibt’s nach dem Pop-Ausflug ´Wildest Dreams´ erstmal Vollgas in Sachen Songwriting und instrumentalen Finessen, auch wenn mit neuen Sounds und zeitgemässen Synths gearbeitet wurde. Auch ´Starting All Over´ unterstreicht die neue Zuversicht, auch im „Hier und Jetzt“ an alte Erfolge anknüpfen zu können:

We’re on a road that we’ve never been before
Where in the world will it end?
Now I’m face to face with my point of no return
I’m starting all over again

Jim Gilmour war zwar immer noch nicht wieder zurück an den Keys, aber Curt Cress konnte sich an der Schießbude diesmal richtig austoben und seine Klasse erneut unter Beweis stellen. Leider wollte die Welt SAGA damals irgendwie gar nicht mehr. Das was die Grunge-Ära für den True Heavy Metal bedeutete, wurde ein Problem für SAGA: die immer beliebiger werdende Hitmaschinerie für den Nebenbeihörer zum Jahrzehntwechsel in die 90ern nach den superben, kreativen 80ern…

Nichtsdestotrotz trafen SAGA mit diesem Album genau meinen Nerv. Alte Stärken flammten wieder auf, eine aktuelle Identität „Up-To-Date“ war gefunden und das Händchen für Arrangements und Melodien ließen selbst kommerziellere Nummern wie ´Shape´ zu fantastischen Ohrwürmern mit progressiven Parts werden. Und das war das Problem: SAGA waren mal wieder zu anspruchsvoll für die Masse und zu eingängig für die „alten“ Fans, von denen sich – wie auch die ewig Gestrigen in jeder Szene – bereits viele abgewandt hatten und nur noch in Erinnerungen schwelgen wollten.

 

 

Doch SAGAs Fanboy Number One und auch einige andere, tapfere, Experimentierfreudige und Lernbereite waren noch da und so begeistert wie seit ´Behaviour´ nicht mehr. Mit ´Odd Man Out´ verzauberte man die Gefolgschaft mit einer wunderbaren Ballade, so dass man auch besänftigt war für das folgende, wohl flippigste, jedoch auch fett zeitgemäß produzierte Stück der Platte – ´The Nineties´, das den Slogan ein weiteres Mal bekräftigte:

No way I’m ready for 2001
Some things have got to change…
… And we don’t have to wait ´til 1999
So are you ready for some changes
And if we’re gonna do it, let’s be dangerous
So when the nineties come
We’ll do what must be done
And when the nineties come
We’ll sing a different song

Dazu kam noch die rockende ´Scarecrow´, die groovte und swingte und die man eigentlich schon als den Urvater der neuesten SAGA-Stilausrichtung (siehe Chapter VII) sehen kann.

Wie auch später mit ´It’s My Life´ (siehe Chapter VI) sollte ein Song eines meiner wichtigsten Lebensmottos werden. Man hatte die Pubertät mehr oder weniger erfolgreich gemeistert und einen individuellen Weg eingeschlagen, welcher einen als Menschen definiert und über dessen Finetuning die folgenden Jahre prägen sollten. Man machte Freunde für’s Leben, bekam mehrfach das Herz gebrochen, doch es war klar, dass die Wahrnehmung seiner Person durch andere nur ehrlich sein kann, wenn man weiß, wer man ist, sich nicht verbiegen lässt und die Welt um dich herum akzeptiert, wer du bist und dich auch so nimmt: ´As I Am´. Danke, SAGA für diese Selbsterkenntnis in schwierigen Zeiten.

How well do you still know me?
There’s more to me than meets the eye
You seem to look right through me
I know you’d like to change my mind
Your eyes surround
Within, without
Just take me as i am
Won’t you take me as i am?
You will break me as i am

 

 

Gestärkt durch diese Erkenntnis liebte man auch den textlich ähnlich getakteten Mutmacher ´Waiting In The Wings´ mit seinem großartigen, urtypischen Instrumentalpart und wurde am Ende belohnt von einem echten ´Giant´ von Finale. Mit einem LEVEL 42-artigen Bassdrive (welcher auch an anderen Stellen dieser Scheibe zu bemerken ist) und zappeligen Keyboards geht man noch einmal in die Vollen und zaubert einen Ohrwurm aus dem Hut, dessen Refrain zur Retrospektive aufruft, während er sich ins Gehör bohrt und man mit neuem Selbstvertrauen die Faust – nach alter Metalväter Sitte – in die Luft reckt:

As time goes by
There’s one thing I have come to realize
The time goes by
Never let yourself force to be compromised
As time goes by
The time goes by
As time goes by

 

1993 – The Security Of Illusion

 

 

Trotz einer für den Fan gefühlt unzumutbaren Durststrecke von vier Jahren flog Uncle Albert in hohen Sphären weiter. Das wiedererlangte Selbstbewusstsein überzeugte anscheinend auch die beiden Pausierenden, denn – HURRA! – sie waren wieder da: Tastenhexer Jim Crichton und Drumgott Steve Negus.

Eine rundum gelungene, perfekt produzierte Wohlfühlplatte mit geilem Sound, die damals auch die Hardrocker in meiner Umgebung begeistern konnte, begann nach kurzem Intro vom Jahrmarkt mit lachenden Menschen und Akkordeonklängen sleazend-rockig mit ´Mind Over Matter´. ´Once Is Never Enough´ konnte danach mit Atmosphäre und wunderschönen Gesangslinien von Michael Sadler verzaubern, während sich die wieder vereinte Mannschaft nach allen Regeln der Kunst austoben konnte.

Ein besonderes Händchen für gefühlvolle Balladen bewiesen SAGA mit ´Alone Again Tonight´ und dem überragenden, sphärischen Titelstück ´The Security Of Illusion´, das von nun an live lautstark mitgesungen werden sollte und zu so mancher heimlichen Träne der Rührung auch bei dem starken Geschlecht führte:

Oh you think you’ve seen it all
But I always save the best for last
Now just look into my eyes
I’ve found the way
Through the confusion
That’s why I’ve lived my life
Safe inside the security of illusion
The security of illusion

 

 

Songs wie ´I’ll Leave It in Your Hands´ oder das groovende ´Stand Up´, machten einfach Freude – auch wenn sie mehr zur Körperbewegung ermutigten, als das Ohr mit instrumentalen Kabinettstückchen zu verwöhnen. SAGA legten das Augenmerk auf spannendes, rhythmisches Songwriting mit starken Refrains, die speziell live das Zeug dazu hatten, den sonst so introvertiert-konzentrierten Artrock-/Progmob in Bewegung zu versetzen.

Fast schon neo-proggig im Stile von PENDRAGON oder IQ schwangen sich die von Jim Gilmour intonierten ´Days Like These´ ins Gehör. Schlechte Laune war 1993 Fehlanzeige, es seid denn ihr wart in den Jahren vorher in den FIELDS OF THE NEPHILIM spazieren und habt nicht wieder rausgefunden. Ein Drumgewitter läutete das hervorragende ´Without You´ ein, das erneut den Brückenschlag machte zwischen Drama, Kommerzialität und der gewohnten spielerischen Klasse und im Outro mit der Rückkehr auf den Jahrmarkt zu Akkordeon und lachenden Menschen ein rundum gelungenes Album beschloss.

 

 

Doch vorher führte bereits das kurze, geniale Pianozwischenspiel ´Voila!´ weiter ins flott-riffende ´No Man’s Land´, dessen harmonischer Refrain einen harten Kontrast zu der Geschichte des kleinen Sammy bot, der mit Daddy‘s Gun in einer gewalttätigen Welt um sich herum sein Lächeln verliert und möglicherweise bereits der Grundcharakter und die ausschlaggebende Idee für die größte Kraftanstrengung im Hause SAGA war: Generation 13…

 

1995 – Generation 13

 

 

Aus Gründen, die ihr in unserem „Chapter IV“ lesen könnt, überspringen wir das Jahr unter den „stählernen Regenschirmen“ und landen bei dem wohl ambitioniertesten Werk von SAGA neben der sich über die Jahre ziehenden, albenumfassenden Sci-Fi-Story in ihren eigenen „Chapters“. Ein Konzeptalbum sollte es diesmal sein…und es wurde ein Werk, welches auch von vielen als Meisterwerk angesehen wurde, die SAGA eher am Rande verfolgten.

Ähnlich wie MARILLIONs grandioses ´Brave´ begann das Album ruhig und reflektierend mit Michael Sadlers gefühlvollem Gesang und Piano. Die eingespielten Sprachfetzen und Sprecher aus dem Off als auch die Unterteilung der Stücke in viele kurze Episoden versprach schon ein ausgeklügeltes, sozialkritisches ROGER WATERS-Niveau und so sollte es auch sein. ´The Final Cut´ des SAGA’schen Gesamtwerkes, wenn ihr so wollt.

Have you ever made a wish
And held your breath for days
And when you get that wish
You just can’t seem to wish it away
Well chances are, it might come true
Have you ever found yourself
In a place you don’t belong
And someone says, „Please Wait“
And you wanna say, „How Long?“
Chances are, it just might come true

Die ´Generation 13 (Theme #1)´ war eine Heavy Metal-Ouvertüre, die ständig überraschte – mit Orchestrationen von Richard Baker und den Panorama City Philharmonikern, die mehrere Parts des Werkes veredelten – man hatte sogar das Gefühl eines monumentalen Soundtracks à la „Dune – der Wüstenplanet“. Und doch war es einhundert Prozent SAGA, teilweise mit einer ungewohnt-heavy Note, die natürlich dem Konzept entsprechend die Dynamik zu den ruhigen Parts weiter ausbaute. Für diesen Effekt wurden viele Songs auch in zwei Teile untergliedert – sozusagen ein ruhiges, erzählerisches Vorspiel und dann das eigentliche Lied.

Where will you go, what will you do
Who will you meet, what will become of you?
Your mother won’t see you she’s far too afraid
And I don’t have the money to keep you today
Maybe someday our paths will cross
It’s better this way, good-bye and good luck

 

 

Um nur einige Highlights als Anspieltipps für den Freund abgeschlossener Songs zu nennen, muss man definitiv ´The Cross (Home #3)´, ´The 13th Generation´, ´The Learning Tree´, ´I’ll Never Be Like You (Once Again)´, ´ Screw’em´, ´ No Strings Attached´, ´ The Victim´ oder das von der Epik an die ersten beiden „Hellraiser“-Filme erinnernde ´One Small Step´ herauspicken – deren Themen teilweise als Reprisen im Verlauf der Scheibe abermals auftauchten – wenngleich es ein Sakrileg darstellt, sich die Zeit nicht zu nehmen, dieses Werk komplett am Stück zu erleben.

I don’t think that you understand
All I want is to find out who I am
Father, when will I get my cross?
When will I get my cross?

Die Band lief hier zur absoluten Höchstform auf und stellte ihr ganzes Können in den Dienst der aktuellen Geschichte, besonders Michael Sadler intonierte diese Geschichte äußerst emotional und auch Ian Crichton holte aus seiner Gitarre mehr an unterschiedlichster Stilistik und dramatischen Soli raus als je zuvor.

From now on, it’s not up to you
You might push a few of us out of reach
But we’re never gonna practice what you preach
All I know is this don’t feel right to me
And I’m never gonna be what you want me to be
„They’re not like us!“

 

Das lyrische Konzept zu entdecken und zu deuten über eine Wohlstandsgeneration am Scheidepunkt einer über 200-jährigen Geschichte der USA und ihre Wesensängste des zerbrechenden amerikanischen Traumes in einer sich schnell wandelnden, kapitalistischen Konsumwelt ist eine Aufgabe, die einer Doktorarbeit würdig wäre und für jeden interessant und essenziell genug ist, sich selbst damit auseinanderzusetzen. Wir sind alle die Generation 13. Als Denkanstoß soll hier der komplette Epilog dieses Meisterwerks dienen:

„We are raising a generation…without a future…“ (Bill Clinton)

Optimism, hope and a belief in constant Progress have been cornerstones of the American Dream for more than 200 years. To the extent that the 20th Century has been called the American century, this notion of Progress could well be seen as the greatest Icon of our Age. Yet as we approach the 21st Century there is a definite sourness, a Growing Anxiety that this icon, this great Locomotive is going off the rails. Are we really better off today than our grandparents generation? What lies ahead for our grandchildren? How will they view all of this so called Progress in fifty years time? What have we left for them?

What’s more the suspicion exists that the whole notion of Perpetual Progress may have been a ruse all along to keep us reaching into our back pockets, to keep us madly consuming in the present without any regard to the future consequences of our actions. Merchants of Myth have amassed fortunes selling us products we think we want. We are Over-Consuming to the point where there is a dangerous possibility that the Ecological Fallout may be irreversible. As if the enviromental pollution wasn’t bad enough it is even more frightening to contemplate the damage and degradation to our Collective Psyche. The purveryors of fantasy and popular culture have anesthesized us to Violence and Horror and created a culture of Information Anxiety where we are overwhelmed by gigabytes of Data. Like Magicians at work, they’ve had us all looking „over there“ while the real stuff’s been happening „over here“. The „over here“ is now on our doorsteps, in our backyards, in our broken families,in our violent schoolhouses…our collapsing planet.
But who are these Magicians? Are they predators perpetrating a great crime against an Innocent Prey? It’s so easy to play the blame game…to become a Victim…but surely it is Us. We are all accountable. It’s time to stop complaining and try to focus.

How are we going to restore sanity to this great Genetic Experiment?
How will you?

The 13th Generation is here…..

 

 


mehr von uns zu SAGA findet ihr hier

https://www.facebook.com/SAGAgeneration/