Bands der StundeMeilensteine

SAGA: A beginner’s guide through Uncle Alberts eyes – CHAPTER VI

~ ´Back Where We Started´ – Ein grandioses Comeback ~

 

 

„This year my gift is Y2K“ (erinnert sich noch jemand an das Schlagwort?) – der Countdown geht weiter. Nachdem wir nun wissen, durch welch stürmische Gewässer das unvergleichliche kanadische Artrock-Flaggschiff von 2006 bis 2014 (hoffentlich nur vorerst) noch recht erfolgreich manövriert wurde, setzen wir Kurs auf das letzte Jahr des letzten Jahrtausends. Von vielen mal wieder abgeschrieben, starteten SAGA in der Zeit der weltweiten computertechnischen Chaosbefürchtungen in nahezu alter Stärke durch…der Kreis schloss sich.

1999 – Full Circle

 

 

Nahezu klassisch beginnt das erste „Comeback“-Album nach zu wenig ´Pleasure´ und weitaus zu viel ´Pain´ (siehe unser Chapter IV) alleine schon optisch durch die Rückkehr unseres legendären Uncle Albert auf das brillante Cover und dazu direkt im Opener ein Textzitat aus glorreichen Zeiten, welches sich sofort wie ein Brandzeichen ins Ohr setzte:

Do you remember when I said „Don’t be Late?“
How would you know then just how long I’d wait?

Klassisch auch das Comeback von Ur-Legende Steve Negus auf den Drum-Thron und damit die Reinkarnation der Besetzung, mit der man in den goldenen Zeiten Geschichte schrieb, also was sollte nun noch schiefgehen? Nichts, denn nicht nur die Rückbesinnung auf die Stärken, sondern auch Abwechslung und Innovation wurde großgeschrieben. ´The One´ nahm dich als fetter Rocker kompromisslos mit, ´Follow Me´ rief wieder beide Sänger Michael und Jim auf den Plan, überraschte mit Kinderchor und mit ´Uncle Albert’s Eyes (Chapter 13)´ wurden die legendären Kapitel der bandeigenen Sci-Fi-Story wieder aufgegriffen und das auch noch auf urtypischste musikalische Weise! FREUDE!

 

 

Wir waren also endlich wieder ´Home´ und bekamen mit diesem Song eine Hymne, die für SAGA in etwa so was war wie die von BARCLAY JAMES HARVEST oder ´Solsbury Hill´ von PETER GABRIEL. Das sehr atmosphärische ´Don’t Say Goodbye´ erinnerte – wie auch der gesamte, perfekte Sound des Albums – an Glanzstücke von ´Behaviour´, wogegen die in den Strophen von Jim Gilmour entspannt gesungene, dynamische ´Time Bomb´ auch auf der härter ausgerichteten ´Heads Or Tales´ hätte explodieren können, die ich zum Einstieg jedem Metaller ans Herz legen möchte, doch dazu mehr in Chapter III.

Jede große Story hat ihre traurigen, dramatischen Momente. Somit hatte man die wunderschöne Jim Gilmour-Ballade im Stile von AMERICAs ´The Last Unicorn´ oder ´The Turn Of A Friendly Card´ von The ALAN PARSONS PROJECT zu einem weiteren Kapitel gekrönt: ´Not This Way (Chapter 10)´. Da durfte auch ´A Night To Remember´ – erneut von beiden gesungen – so viele Einsätze hatte Jim noch nie zuvor – etwas abfallen und die Verabschiedung ´Goodbye´ erneut sentimental sein. ´Full Circle´ war eine Liebeserklärung der Band an die Fans, jeder war rundum glücklich und niemand konnte ahnen, dass dies noch bei Weitem nicht das Ende der Fahnenstange war. Das wussten wohl SAGA selbst nicht, wenn man die letzten Textzeilen des Albums las:

And I will always remember
The day that we finally said, goodbye

 

2001 – House Of Cards

 

 

Erfolgreich die Jahrtausendwende geschafft, legten unsere kanadischen Helden in der gleichen Kultbesetzung direkt nach und sogar noch einen drauf. Waren auf dem Vorgänger noch ein paar ruhigere Stücke, so zelebrierte ´House Of Cards´ von Anfang an mit ´God Knows´ und ´The Runaway´ – welches sich ab sofort für lange Zeit seinen Platz in der Live-Setlist verdiente – die ungezügelte, explosive Power der Anfangsjahre. Selbst der darauf folgende, versteckte Dank an die Fans („you were“) ´Always There´ hatte bei aller Entspanntheit einen marschierenden Drive, der einfach sofort mitriß.

Dann fließen bei mir die Tränen der Freude und Rührung…zum Ersten. Was nie für möglich gehalten wurde oder gehofft werden durfte, wurde Wahrheit. A dream come true: Das elfte „Chapter“ ´Ashes To Ashes´ verblüffte mit dem Hitpotenzial der beiden Alltime-Fave-Übernummern ´Wind Him Up´ und ´On The Loose´ und schickte mich auf direktem Weg ins Paradies. Mein Sinn und Zweck auf diesem Planeten war erfüllt. Venedig sehen und weitermachen, um dieses Stück Tag für Tag zu erleben.

 

 

Als eine weitere Hymne zum Runterkommen erwies sich danach ´Once In A Lifetime´ und das wunderschöne ´Only Human´ eröffnet Seite zwei – wie man früher so sagte. Die Amis bekamen danach ´So Good So Far´, Europa durfte die Achterbahnfahrt weiter genießen mit dem energetischen, in den Strophen abermals von Jim Gilmour gesungenen ´That’s How We Like It´.

Das kurze, stimmungsvolle Klavierintermezzo ´Watching The Clock´ sollte dann auf den zweiten, neuen Jahrtausend-Ausnahmehit ´We’ll Meet Again (Chapter 15)´ vorbereiten, der vom anfänglichen Gitarrenlick schon zeigte, dass sein vorangegangener Zwilling ´Ashes To Ashes´ keine Eintagsfliege war und SAGA es immer noch (oder wieder) drauf haben, Stücke zu schreiben, die mühelos neben den alten Glanztaten bestehen können. Only „God Knows“ warum diese Überknaller nie ihren Weg in die Basic-Setlist fanden, diese Lieder sind das Beste, was SAGA in diesem Jahrtausend geschrieben haben und liegen auf einem Niveau mit den Klassikern des letzten Milleniums. Damit sollte ein Konzert einfach aufhören:

I can’t tell you how, where or when
But I can tell you we’ll meet again
I can’t tell you how, where or when
But we all know this won’t be the end

Statt dessen wird die Single natürlich das kommerzielle, aber perfekt inszenierte ´Money Talks´, doch die Männer müssten langsam wissen, dass das mit den Radio-Hits für die Masse nichts mehr wird – SAGA ist für Feinschmecker, nicht für Bauern. Fett groovend und sleazend endet mit dem swingenden Titelstück die vielleicht beste SAGA seit 1985 oder sogar 1981.

2003 – Marathon

 

 

Dem konstanten Zwei-Jahresrhythmus folgend brachten SAGA mit abermals unveränderter Mannschaft auch in diesem Jahr ein neues Album raus und überzeugten zu Beginn im Titelstück als Opener mit kraftvollem Hardrock. Nicht ganz so schwungvoll, aber mit allen Trademarks versehen, folgte ´How Are You?´ und ja, ich fühlte mich dabei recht gut. Doch Uncle Alberts Flug führte vom Licht in die Schatten, so war s’Ballädle – wie der Schwabe sagt – ´Breathing Lessons´ so lala und konnte mir nur vom Text her Mut machen:

 

 

Breath in, breath out
You don’t know how I need you right now

Ja, ich benötigte sie dringend, neue Hits, doch ´Hands Up´ war irgendwie mau und ´Streets Of Gold´ ging gerade so durch als „Chapter 14 “. Mmmpffh. Drei Durchschnittsnummern hintereinander (bitte immer im Hinterkopf behalten, dass diese noch weit über dem Durchschnitt vergleichbarer Bands liegen – uups, gibt ja nichts Vergleichbares…da sind wir schon beim Problem) und dann auch noch die zweite Schmusenummer ´Blind Side Of The Heart´ mit erneut eindeutigem Wink in Richtung Radio-Airplay bzw. die Charts. Begreift es doch endlich, das wird nimmer. Auch keine Gesangseinlage von Jim Gilmour – vielleicht hatte er einfach keinen Bock bei diesen halbgaren Stücken…

I’ve lost focus, there’s some thing wrong
I’ve no sense of direction

Die Lyrics eines der besseren Stücke drückten in etwa mein Gefühl bei der Sache zusammenfassend aus. Nicht innovativ und ohne Killerrefrain, aber endlich wieder etwas Drive boten ´Return To Forever´ & ´ Too Deep´ und das zwölfte Chapter ´You Know I Know´ überzeigte dann doch mit einem echt starken Refrain:

You know I know
You’re gonna give it one more try
I know you know
There’s more to this than meets the eye

Okay, Männer, damit habt ihr wohl recht. Also gehe ich mit der zuckersüß-loopenden Elektrobeatnummer ´Rise And Shine´ nicht so hart ins Gericht und erfreue mich an dem finalen Chapter 16, welches mit einer Reminiszenz an alte Zeiten beginnt und dazu noch den Kreis schließt mit dem wohl erfolgreichsten oder bekanntesten Album der Bandgeschichte: ´Worlds Apart´. Sehr gelungen, dieser Abschluss – aus der Pflicht die Kür gemacht.

 

 

Why do we do what we do now and what will we do?
Would you like a new start?
World’s apart

Ja, ich will. Somit sollte der Nachfolger des überraschend stärksten Albums der Neuzeit doch sehr unter der hohen Messlatte leiden, die man sich selbst aufgelegt hatte, die Ideen schienen ausgeschöpft. Licht und Schatten hielten sich die Waage, da konnte auch nicht das herrliche Artwork für den Comicfan über die leichte Enttäuschung hinwegtrösten…

 

 

2004 – Network

 

 

Nur eineinhalb Jahre vergingen, dann stand schon der Nachfolger bereit und SAGA verkündeten mit Christian Simpson statt Steve Negus an den Drums voller Stolz und altem Verve: „We’re ´On The Air´ tonight“ und mahnten dabei in Anlehnung an klassische Glanztaten „don’t be late“. Nein, ich bin gleich da und lausche erneut gebannt dieser neuen Hymne und ihrem flotten Versprechen ´Keep It Reel´, das meine ungebrochene Leidenschaft für diese Band wohl am besten ausdrückt:

One look, you’re hooked for the rest of your life
Just one look, you’ll be hooked and you’ll never know why

´I’m Back´ ist ein klares Statement und nach diesem grandiosen Eröffnungsdreier war mal wieder Zeit für was Ruhiges – auch ein Doppel durfte es werden. ´If I Were You´ gestaltete sich dafür jedoch nicht als Lückenfüller, sondern ein fantastisch gefühlvolles Highlight, welches von Michael Sadlers herrlichen Gesangslinien und Ian Crichtons leidender Gitarre lebt. Ebenso das nicht minder großartig sentimentale, durch Synthesizer und Piano getragene ´Outside Looking In´.

 

 

Ohne Angst und mit „no regrets“ wandert der Blick weiter auf ´Don’t Look Now´, mehr SAGA wie ´Live At Five´ konnte sich der Fan nicht wünschen und die Abrechnung mit den manipulativen Medien wurde auch kritischer denn je zuvor:

We are working on it every day
To fill you full of doubt
The clock is tickin‘ & we won’t get paid
Unless we knock you out…
…If you need some good news
You’ll have to wait until we’re through
‚Cos this isn’t life, it’s live at five

When it gets ugly you can look away
That’s what we’re all about
You know to us it’s just another day
We’re gonna knock you out

Ins gleiche sozial-und medienkritische Horn durfte danach wieder Jim Gilmour mir ´Back Where We Started´ blasen, die Band war nicht nur zurück, sondern hatte auch noch was zu sagen. Der Glaube an meine Lieblingsband war – wie ihr auch gleich am Ende seht – somit wieder da und als Belohnung zauberten SAGA zum Schluss einen Knüller raus, der in der Tradition von Klassikern wie ´Careful Where You Step´ als weiterer Übersong der Bandhistorie gesehen werden kann und wahrlich eines Chapters würdig gewesen wäre: ´Don’t Make A Sound´!

 

 

SAGA hatten es geschafft, das Ruder herumzureißen und an die Qualität der ersten beiden Alben dieser Phase anzuknüpfen. Nach diesem High-End Marathon gehört die gleichnamige Verschnaufpause einfach dazu und wird einfach als Abschluss der Chapter akzeptiert und schöngehört…man wusste ja nicht, wie lange die Geschichte unseres kanadischen Space-Insektes noch weitererzählt werden sollte…

Ich war und bin erneut rundum glücklich, bereite mich auf den nächsten Teil meiner kleinen Schwärmerei vor und gebe euch gerade in diesen Zeiten die Worte der hoffnungsspendenden Jahrhundertballade ´Believe´ (nur SAVATAGE können bei dem Titel mithalten) mit auf den Weg:

Talk to me
Tell me how it feels to be misunderstood
Talk to me
Explain to me what life is like inside your world

But don’t worry, there’s no hurry
My impatience knows no fury
So don’t worry, there’s no hurry
Take your time, tell me if you’re ready

Come to me
I will give and receive
All I need is for you to believe

Talk to me
When it feels as though the walls are closing in
Talk to me
Day or night, I understand the shape you’re in

But don’t worry, there’s no hurry
My impatience knows no fury
So don’t worry, there’s no hurry
Take your time, tell me if you’re ready

Come to me I will give and receive
All I need is for you to believe
Come to me I can help you feel free
Take my hand & understand that I believe

 

 


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