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THRESHOLD – Dividing Lines

~ 2022 (Nuclear Blast) – Stil: Prog Metal ~


Muss man für eine der sowohl in der Breite (komplette Diskografie) wie Spitze (´Mission Profile´ ist immer noch und gerade heutzutage der beste Song der Musikgeschichte) überragendsten Metal Bands aller Zeiten noch eine Einleitung finden? Der erfolgreichen New Yorker Konkurrenz hat man nun schon seit Jahrzehnten qualitativ den Rang abgelaufen, natürlich auch wegen den immerzu grandiosen Darbietungen der Sänger.

Zum dritten Mal nach ´Psychedelicatessen´ und dem vielleicht in Gänze nicht ganz so überzeugenden Vorgängeralbum ´Legends Of The Shires´ (´Small Dark Lines´ war trotzdem ein Überhit) schwingt wieder Glynn Morgan das Mikro. Und, das ist vielleicht die wichtigste, für einige überraschende News, er liefert dabei eine unfassbar grandiose Top Performance ab. Man vermisst gesanglich gar nichts aus der Vergangenheit, das ist einfach nur mega beeindruckend wie er hier über das komplette Album hinweg mit den Gesangslinien spielt und variiert. Man konnte es beim 2019er Ready for Prog Festival in Toulouse auch schon live erahnen, dass sich Morgan in der Form seines Lebens befindet.

Eingebettet ist das ganze natürlich wieder in die herausragenden Fähigkeiten der Instrumentalisten und wie üblich erstklassiges Kompositionsmaterial auf grundsätzlich bekanntem Fundament, das neben acht kürzeren Tracks zwischen 4 und 6,5 Minuten auch zwei gut 10-minütige Longtracks beinhaltet. Schon die ersten drei Songs starten auf unermesslichen Niveau, einer stärker als der andere, bevor mit ´Silenced´ eine Schwelle überschritten wird bei der man gar Vergleiche zur (weiblich ausgeprägten) Majestät ziehen muss („The shouting of a dream…“).

Ein weiteres großes Highlight ist ´Complex´ bei dem hart gerifft werden darf. Die beiden absoluten Granaten haben sich THRESHOLD allerdings für das Finale aufgehoben. Das kurze ´Run´ ist von gewaltiger emotionaler Güte, Morgans Gesangslinien beim Refrain dürfen nur kniend, die Arme zum Himmel gestreckt in Empfang genommen werden. ´Defence Condition´ ist dagegen der beeindruckendere der beiden Longtracks. Hier stimmt alles, das Spielen mit variierenden Bridges und dem Jahrhundert-Refrain und die Atmosphäre erinnert in Teilen an das legendäre Debüt ´Wounded Land´, im Speziellen, im Schlussteil gar an den Übertrack ´Sanity’s End´.

Alles in allem wieder ein Meisterwerk, das sich nahtlos in die Gesamtdiskografie einbettet, besser ist als die letzten beiden LPs, vielleicht sogar als ´March Of Progress´, hier ist die Trennlinie für mich nicht ganz scharf. Ist ja auch egal: Kaufen! Genießen! In die Jahres-Bestenliste eintragen!

(8,75 Punkte)

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