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THRESHOLD – Legends Of The Shires

~ 2017 (Nuclear Blast) – Stil: Progressive Metal ~


Freud und Leid stehen oft dicht beieinander. Die Freude auf die Vollendung des anstehenden Doppel-Albums von THRESHOLD wurde durch die nicht gerade unbedeutende Ankündigung getrübt, dass Damian Wilson erneut die Band verlassen hat. Irgendwie schien Damian Wilson bereits die Lust an THRESHOLD verloren zu haben und benannte sogar eine mögliche Auswahl an Sängern für seine Nachfolge. Dennoch entschied sich die Band in der Kürze der Zeit für Glynn Morgan, den die Anhänger vom ´94er Werk ´Psychedelicatessen´ und dem nachfolgenden Live-Album ´Livedelica´ her kennen. Obwohl er eine dezent rauere Stimmfärbung hat, und somit womöglich der Bandvorstellung von einer aggressiveren Gesangsweise weit mehr entspricht, sang er die Wilson´schen Gesangslinien zur längst fertiggestellten Produktion ein.

Das Doppel-Album ´Legends Of The Shires´ beschert letztlich mit der Neubesetzung ein 83-minütiges Vergnügen, ein Konzeptwerk über die Selbstfindung einer ganze Nation, wie sie die Identitätskrise des Vereinigten Königreiches derzeit bereithält, oder die einer einzelnen Person.

Beide Silberlinge oder Vinylpressungen eröffnen mit einem ´The Shire´-Part, der akustisch, mit Gesang, Gitarre und Klavier, jeweils die Stimmung vorbereitet. Dann hält das erste Medium die, natürlich nur für gigantische THRESHOLD-Maßstäbe, gediegene Nummer ´Small Dark Lines´ parat. Das zwölfminütige ´The Man Who Saw Through Time´ wäre hernach eine Paradenummer für Damian Wilson geworden, Glynn Morgan kämpft sich hingegen insbesondere in den ruhigeren Abschnitten durch die Gesangslinien, die nicht optimal munden. Während ´Trust The Process´ ein Song mit bandtypischem Chorgesang innerhalb des Höhepunkts ist, kann sich Glynn Morgan im melodischen ´Stars And Satellites´ weit besser positionieren und erhellt auch das wunderbare ´On The Edge´.

Auf dem zweiten Medium Deiner Wahl ertönt nach ´The Shire´ das kräftige, gleichwohl erneut hinter den Erwartungen zurückbleibende ´Snowblind´. Der Schönklang ´Subliminal Freeways´ und ebenso ´Superior Machine´ gleichen dies jedoch aus. Aufhorchen lassen ferner der Melodic Rocker ´State Of Independence´ und die nicht allein von ihrer Länge her epische Nummer ´Lost In Translation´, die kleine David Gilmour-Verbeugungen bereithält. Abschließend zieht ´Swallowed´ den Schlussstrich unter ein Album, das einen unersetzbaren Damian Wilson nicht vergessen lässt. Dabei liegt es keineswegs an der Leistung seines Nachfolgers, dass ´Legends Of The Shires´ nicht an die Meisterwerke des Katalogs anknüpfen kann.

(7,5 Punkte)