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MEPHISTOFELES – Violent Theatre

~ 2022 (Helter Skelter Productions/ Regain Records) – Stil: Doom ~


„Ich bin der Geist der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles was entsteht Ist werth daß es zu Grunde geht“

„Regain Records“ sind so ein Label, da kommt wohl fast täglich eine Mail mit Ankündigung einer Veröffentlichung. Ganz viel extremes Zeug ist da dazwischen, Black und Death Metal, aber auch mit Doom in allen Variationen wird gedient. Mir sind da etwa SAHARA untergekommen. Vieles finde ich optisch schon wenig einladend, also findet es keine Beachtung. Bei MEPHISTOFELES ist mir vor allem der Name aufgefallen. Der Versucher aus Goethes Faust als Pate einer Band. Wie Theater ist ´Violent Theatre´ und woraus besteht des Pudels Kern?

MEPHISTOFELES sind ein aus Argentinien stammendes Trio. Von 2017 (´I’m Heroin´) und 2019 (´Satan Sex Ceremonies´) gibt es schon zwei Alben aus den Händen von Gabriel Ravera (Gitarre und Gesang), Magic Finger (Bass) und Iván Sacharczuk (Drums). Für mich sind die drei noch Unbekannte, ich lasse mich überraschen.

Der erste Song, das 8-minütige ´Buried In Worms´. Das erste Rätsel, warum sollte man sich gerade in Worms beerdigen lassen? Das zweite, wirklich ernst gemeinte, warum muss der Sound so dumpf und unterirdisch sein? Im Vordergrund dröhnen die Saiteninstrumente, angetrieben (wobei das bei Doom fast das falsche Wort ist) durch einen schleppenden Beat. Überraschend ist, je länger ich zuhöre, desto besser komme ich mit dem zähen Klangfluß zurecht, der hier aus der Gruft aufsteigt. Irgendwie klingt das Gemisch nach einer Kreuzung aus THE OBSESSED und, klar, BLACK SABBATH. Sänger Gabriel wirkt, wie aus einer Vermählung von Wino Weinrich und Ozzy hervorgegangen. Leider ist er oft ein wenig zu sehr in den Hintergrund gemischt.

Auf die Gretchenfrage, wie hältst du es mit dem Tempo, sprich, antworten die Argentinier mit ihrer ´Paranoid´-Variante, ´Frustrated´. Nicht ganz so rasend, nicht ganz so eingängig, aber eine psychotische Stimmung verbreitend. Insgesamt aber schleppen sich MEPHISTOFELES über die gut 51 Minuten. Zwischen all der Lava aber, immer wieder, finden sich auch kleine harmonische Momente, besonders prominent im Beginn des Opus Magnus ´Communion Of The Vile´. Dort aber auch das überflüssigste Drumsolo seit ´Moby Dick´. Das schmälert aber kaum das Vergnügen, sic diesen Klängen aus der Hölle hinzugeben.

„Ein Theil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ Das war Mephisto beim ollen Goethe. Und seine musikalischen Namensvetter? Sie klingen nicht glattgebügelt, nicht poliert, nicht massentauglich. Jedoch, „Was glänzt, ist für den Augenblick geboren.“ „Es muss auch solche Käuze geben.“ „Und wo ihr´s packt, da ist´s interessant.“

(8 Punkte)

Alle Zitate stammen, wie kaum anders zu erwarten, aus Goethes Faust.

PS: Mich überrascht nicht, dass ober erwähnte SAHARA mit dieser Truppe hier zu zwei Dritteln identisch ist.

Release dates: 3. Oct. 2022 (Digital) / 9. Dec. 2022 (CD & MC) /27. Jan. 2023 (Vinyl LP)

https://regainrecords.bandcamp.com/album/violent-theatre

https://www.facebook.com/mephistofelesmetal