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TODD RUNDGREN – Space Force

~ 2022 (Cleopatra) – Stil: Rock/Electronic/Pop ~


Zu Todd Rundgren gibt es grundsätzlich zwei Meinungen: Erstens gibt es die Menschen, die den kreativen Musiker für ein Genie halten und auf Bands wie UTOPIA verweisen. Zweitens gibt es die Leute, die ihn kaum kennen. Ich gehöre jetzt nicht wirklich zu einer der beiden Gruppen. Ich kenne einige Sachen von ihm, würde mich aber sicherlich nicht als Fan seiner Musik bezeichnen. Und: Er hat sich ein Playboy-Model mit Steven Tyler geteilt. Schauspielerin Liv Tyler wurde als Kind zunächst Todd als Vater verkauft, weil der richtige Papi so viele Drogen nahm. Aber Tratsch und Quatsch brauchen wir hier ja nicht.

Todds neues Album ´Space Force´ startet sehr vielversprechend mit ´Puzzle´, unterstützt von Zappa- und KING CRIMSON-Musiker Adrian Belew. Da kann nicht viel schiefgehen und geht auch nicht. Solider Rocksong. ´Down With The Ship´, wie fast alle Songs mit Gästen unterstützt, klingt dann wie ein Karnevals-Song von KID CREOLE. Na ja, einfach nicht mein Fall. Neil Finn aus Neuseeland, genau der von SPLIT ENZ, unterstützt bei ´Artist In Residence´, einem netten und harmlosen elektronisch geprägten Popsong an die BEATLES und GODLEY & CREME erinnernd.

Rhythmischer und funkiger wird es wieder bei ´Goodiva Girl´. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, Todd will zeigen, wie viele musikalische Stile er beherrscht, aber vielleicht ist er – und darauf deutet ja auch seine Biografie hin – einfach vielseitig interessiert. Irgendwie fehlt der rote Faden. ´Your Fandango´ klingt nach THE SPARKS. Ist auch kein Wunder, denn die sind hier als Gäste dabei. Das ist ganz lustig, hat auch etwas Zappaeskes. Nett, die SPARKS wiederzuhören. ´Someday´ kommt als glänzender Pop-Rock-Song mit Davey Lane aus Australien, u. a. an THE WRIGHT beteiligt.

Die Gäste haben einigen Einfluss, aber im Hintergrund ist meist die Keyboards-Armada von Todd Rundgren, die die Songs doch irgendwie zusammenhält. Elektro-Lurchi spacig wird es dann mit Thomas Dolby auf ´I’m Not Your Dog´. Aber auch ein ganz guter Ohrwurm. ´Espionage´ ist ebenso fest im elektronischen Kontext verhaftet und es wird ordentlich gerappt. Anders ´STFU´ mit Rick Nielsen von CHEAP TRICK, da gibt es natürlich mehr Gitarre und richtigen lärmigen Hard Rock mit Elektro-Schlagwerk. ALFIE sind an ´Head In The Ocean´ beteiligt, da klingt es dann nach Indie Rock. Zum Schluss darf Steve Vai bei ´Eco Warrior Goddess´ gegen die anderen Instrumente loslegen, ganz nett.

Insgesamt eine durchaus interessante Zusammenstellung von Gästen und die meisten Songs sind gut aufgebaut. Insgesamt fehlt mir aber etwas der rote Faden, trotz der angesprochenen musikalischen Basisarbeit von Todd Rundgren, und vieles ist Dank der Gäste doch sehr vorhersehbar. Aber durchaus antestenswert. Auch gerade für die, die Todd (siehe oben) nicht wirklich kennen.

(7 Punkte)


(VÖ: 14.10.2022)