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JOHN HOLDEN – Kintsugi

~ 2022 (John Holden Music/Just For Kicks Music) – Stil: Prog Rock ~


John Holden tritt mit seinem vierten Album an, die wahre Kunst des Progressive Rock in Ton und Wort zu kleiden. Bei der musikalischen Umsetzung haben John Holden (Gitarre, Bass, Keyboards, Orchestration) wieder zahlreiche Musiker unterstützt, wohingegen er die Lyrik nach gründlicher Recherche abermals mit seiner Frau Elizabeth Holden niederschrieb.

Auf der Seite der Sänger durfte er mit der Unterstützung durch Sally Minnear („Lord of the Dance“, CELESTIAL FIRE), Peter Jones (TIGER MOTH TALES, RED BAZAR, CAMEL), Joe Payne (THAT JOE PAYNE, ex-THE ENID) und Iain Hornal (10CC, Jeff Lynne’s ELO) rechnen, bei den Instrumentalisten vorrangig auf Vikram Shankar (Keyboards, Piano, REDEMPTION, SILENT SKIES), Henry Rogers (Schlagzeug, DEE EXPUS, TOUCHSTONE, Mark Kelly’s MARATHON), Michel St. Pere (Gitarre, MYSTERY) und Dave Bainbridge (Keyboards, CELESTIAL FIRE, IONA, LIFESIGNS) bauen.

Ohne Umschweife kommt John Holden mit dem Zehnminüter über den griechischen Krieger ´Achilles´ zur Sache. Erst umschreibt lautmalerisches Gejammer das Klagen der Mutter, ehe Achilles selber in das Geschehen eingreift. Diese Komposition ist schlicht ein großes Epos mit dem Gesang von Joe Payne im Auf und Ab der musikalischen Geschichte wie auch des Lebens.

Das Werk endet ebenso übergroß, indem über elf Minuten lang die Zerstörung der Kathedrale von Coventry nachgezeichnet wird, der Kampf um ihre Rettung im Zweiten Weltkrieg und ihre Auferstehung als Neubau an anderer Stelle. ´Building Heaven´ ist orchestral umgesetzt, ruft irgendwann mit Geigenstrichen Alarm und bietet Sally Minnear als Sängerin und Joe Payne, Peter Jones sowie Iain Hornal als Chorsänger auf.

In der Zwischenzeit lässt John Holden in dem kleinen, von der Akustikgitarre und dem Klavier geprägten sakralen Folksong ´Ringing The Changes´ Sally Minnear singen, einem Schauplatz für das traditionelle Glockenläuten in englischen Gemeinden. Ein fantastisch aufgelegter Peter Jones steht in ´Kintsugi´ am Mikrofon, derweil Frank Van Essen Geigenklänge beisteuert. Der Titelsong selbst behandelt die japanische Kunst, Keramik mit Gold zu restaurieren, um sie bruchsicherer wieder herzurichten. Im übertragenen Sinne bedeutet dies zweifellos, dass etwas erst zerbrechen muss, bevor es stärker als zuvor seine Wiederkehr feiert.

Dann heißt eine Durchsage den Hörer in der Wuppertaler Schwebebahn willkommen. Denn das instrumentale Stück ´Flying Train´ ist eine Ode auf diese Ingenieursleistung. Das federnde ´Xenos´ thematisiert hingegen mit dem Gesang von Iain Hornal die große griechische Gastfreundschaft und stellt dem die Intoleranz zu Fremden in den nördlichen Ländern gegenüber. Während ´Against The Tide´ nochmals seine Seele im allzu schwülen Soft Rock mit Peter Jones verliert, führt der Gesang von Sally Minnear im leichten Folk von ´Peggy’s Cove´ an die Saint Margarets Bay.

Himmlisch. Himmlischer. Holden.

(8,5 Punkte)

 

https://johnholden.bandcamp.com/album/kintsugi

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