MeilensteineOnly Jazz Is RealPlattenkritikenPressfrisch

MANFRED SCHOOF QUINTET – Live In Bremen 1978

~ 2022 (MIG Music) – Stil: Jazz ~


Manfred Schoof gehört zu den großen Free Jazzern von Europa. Der gebürtige Magdeburger studierte in den Fünfzigerjahren zwei Jahre in Kassel und fünf in Köln. Nach seinen ersten Stationen bei Fritz Münzer und Gunter Hampel gründete Trompeter Manfred Schoof 1965 mit Pianist Alexander von Schlippenbach, Bassist Buschi Niebergall, Saxophoni­st Gerd Dudek und Schlagzeu­ger Jacky Liebezeit sein erstes Quintett. Diese zwei Jahre ihres Bestehens waren für den europäischen Free Jazz prägend.

Manfred Schoof spielte allerdings auch mit Albert Mangelsdorff, Klaus Doldinger, Wolfgang Dauner, Peter Brötzmann oder Eberhard Weber.

Sein zweites Quintett gründete er 1975, nachdem er zuvor mit den GERMAN ALL STARS oder seinem New Jazz Trio samt Streicherquintett aufgetreten ist. Zur Besetzung gehörten der Luxemburger Bassklarinettist Michel Pilz, der niederländische Keyboarder Jasper van’t Hof sowie Ralf Hübner am Schlagzeug und Günter Lenz am Bass, beide vom ALBERT-MANGELSDORFF-QUINTETT bekannt.

Die 1977 vom MANFRED SCHOOF QUINTET veröffentlichte Scheibe ´Scales´ wurde sogar mit dem Großen Deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet. Ein knappes Jahr später, am 2. Mai 1978, spielten sie in beinahe identischer Besetzung, für Jasper van’t Hof bediente Rainer Brüninghausen Piano und Synthesizer, im „Römer“ in Bremen. Da die unlängst entdeckten Rohaufnahmen dieses Konzertes von solcher Güte waren, werden sie jetzt nach einem Remastering der Weltöffentlichkeit präsentiert.

Neben drei Liedern vom 1978er Werk ´Light Lines´ spielte das MANFRED SCHOOF QUINTET beinahe das gesamte 1977er Meisterwerk ´Scales´. Dass dieser Klassiker des Avantgarde-Jazz bis heute nicht wiederveröffentlicht wurde, ist nicht zu glauben. Allein auf der 2009er Kompilation ´Resonance´ sind die Titel anzutreffen – und jetzt auf ´Live In Bremen 1978´.

Der lässige und luftige Avantgarde-Jazz lebte von Manfred Schoofs Trompete oder auch Flügelhorn sowie von den solistischen Einlagen von Michel Pilz auf der Bassklarinette. Für die musikalischen Farbtupfer in einem durchstrukturierten Avantgarde-Werk sorgte Rainer Brüninghausen an den Tasten. Die Rhythmusgruppe, Bassist Günter Lenz und Schlagzeuger Ralf Hübner, entfaltete erst live ihre mögliche Prägnanz und Wucht. Hier ein wilder Ritt durch die Komposition, dort ein präzise abgelaufener Parcours, Beifall auf offener Szene bei einem fantastischen Sound.

Manfred Schoof war der Pionier der jungen avantgardistischen Jazzszene von ganz Europa. ´Live In Bremen 1978´ präsentiert ihn und seine Mitspieler in ihren allerbesten Tagen.

Klassikerverdächtig.


(VÖ: 22.07.2022)