HIGHWAYS – Texas Is Coming For You
~ 2021 (Stormspell Records) – Stil: US Metal ~
Da lacht das alte Roadwarrior-Herz vom verrückten Max schon beim Anblick des Covers. Texas kommt, um euch zu holen. Dies ist keine Drohung, sondern vielmehr ein Versprechen der HIGHWAYS aus… ach, lassen wir das – zu kompliziert gleich zu Beginn.
Preisfragen: Does Texas Metal belong to Texas? Welche Kriterien muss Texas Metal erfüllen? Wie klingt Texas Metal?
Ach, drauf geschissen, kommen wir zu lieber zu einer Frage, die ich euch klar und deutlich beantworten kann: Wer gibt etwas mehr Kitt als MALICE, bleibt jedoch im Gesamten weniger powerthrashig als METAL CHURCH (höre ´From Inside´ oder ´Jeopardy´) und verzichtet ganz un-transzendental auf die mystische Atmosphäre von CRIMSON GLORY (höre ´The Road´)?
Antwort: HIGHWAYS – ein taufrischer, internationaler Zusammenschluss von Musikern, der vier Kontinente umspannt: Die Aufnahmen der einzelnen Musiker Carlos Molina (Gesang & Gitarre), Oleh Andrievsky (Gitarre), Marvin Masok (Bass) und Vinay Ramakrishnan (Drums) fanden in Chile, der Ukraine, Nigeria und Indien über die Zeitdauer von fast einem ganzen Jahr seit Dezember 2020 statt. So viel zu Texas, hehe.
Zusammengeschweißt wurde dieser metallverarbeitende Betrieb von Sänger und Gitarrist Joe Coleman (COBRAS, ex-GALLOWS MAJESTY), der in Nebraska sämtliche Titel geschrieben, produziert, gemixt und letztendlich Tom T. Hall gewidmet hat und damit auch die sensationshungrige Metalgemeinde quick & dirty vereinen sollte – sparsame Albenlängen von 33 Minuten sind wir mittlerweile wieder mehr und mehr gewohnt. Acht scharfe Bangergeschosse wurden euch bereits schon Ende letzten Jahres um die Ohren feuert – beginnend mit dem zielsicheren ´Arrow One´.
Manchmal lohnt es sich einfach, am Ball zu bleiben. Hatte ich zunächst doch etwas Anlauf gebraucht, um mich an die messerscharfe Stimme von Carlos zu gewöhnen, so hat er sich mittlerweile als mein neuer, räudiger Lieblings-Bastard der Heroen weiter oben genannter Bands James Neal, David Wayne (R.I.P.) und Midnight (R.I.P.) etabliert, der mit dezent eingesetzten, aber äußerst gelungenen Screams auch ordentlich Salz und Pfeffer in die schmackhafte Suppe gibt.
Fehlte mir zunächst noch die songwriterische Finesse artverwandter Bands wie eben dieser Eingangs erwähnten Dreifaltigkeit bis hin zu HITTMAN (höre ´Grains Of Sand´) oder FIFTH ANGEL (höre ´Early Warning´), so entfaltet sich diese nach öfterem Hören vollends und ich bin hier und heute absolut überzeugt von der ehrlichen, direkten Streetcredibility der HIGHWAYS, die ohne überflüssiges Fett und Schnörkel ihren riffbasierten US Metal mit vereinzelter Powerthrashattitüde durchziehen. An der Instrumentalfront gibt es ebenfalls nur Erfreuliches zu Vermelden – eine tighte Rhythmusgruppe, genretypisch passende Soli und doppelläufige Gitarren sorgen durchgehend für Verzückung.
Es ist einfach diese straight-in-your-face Machart, wegen der ich ´Texas Is Coming For You´ vielen allzu perfekt ausgearbeiteten Hypescheiben vermeintlicher Sensationsbands vorziehe und euch diese feine, kleine Bombe dringendst empfehle. Und wenn das Titelstück selbst nicht das Zeug zum neuen, kultigen Undergroundhit auf einschlägigen Aftershowparties hat, bin ich ein verdammter Klon und war niemals wirklich selbst zur Zeit des geilsten Metal in den 80ern, noch hätte ich sie verstanden.
Definitiv ein spätes Highlight des Überseemetal letzten Jahres. Beware… Texas is still coming for you, too!