PlattenkritikenPressfrisch

THE BLUES BAND – So Long

~ 2022 (Repertoire) – Stil: Blues Rock ~


Der Titel suggeriert es, THE BLUES BAND verabschieden sich nach über 40 Jahren mit diesem Album. Mit dem ersten Album 1979 trafen sie eigentlich nicht den Zeitgeist. Das ´Official Blues Band Bootleg Album´ war trotzdem sehr erfolgreich. Der Post Punk war dabei, sich Richtung New Wave zu entwickeln, es wurde elektronisch. Anderseits stand die Metal-Welle aus Großbritannien vor der Tür. Die Dinosaurier der 70er Jahre waren noch vom Punk und von diversen Exzessen angeschlagen.

Trotzdem spielten die ex-Manfred Mann Musiker einfach ihre Interpretationen des Blues und waren da auch irgendwann ein Dorn im Auge mancher Blues-Puristen. Ich finde ihre finale Aufnahme sehr cool und relaxed. Songs wie ´Tough Times´ machen klar, da muss nichts mehr bewiesen werden. Die Musiker können sich zurücklehnen, ohne zahnlos zu wirken. In diesem Titel klingt die amerikanische Weite ausnahmsweise durch die Musik der Briten. Sonst sind sie ziemlich britisch.

Gäste wie Zoot Money oder Albert Lee hätte es da gar nicht unbedingt benötigt. Allerdings bringen diese andere musikalischen Noten wie auf ´Hoggin´ ein, wo es funkig und soulig wird, die Mundharmonika allerdings alles wieder Richtung Blues dreht und auch die coolen Gitarren- und Pianosoli immer wieder sicherstellen, dass dem Namen der Band musikalisch Genüge getan wird.

Die Musiker sind der Meinung, dass man aufhören soll, wenn’s am schönsten ist. Und das am besten, ehe man zur eigenen Parodie verkommt. Wie eine Parodie klingen sie nicht. Derzeit sind ja Dank Joe Bonamassa und anderen Protagonisten einige Blues-Platten auf dem Markt. Aber mit ihrem Blues, der auch schon Mal an Pub Rock anknüpft, sind THE BLUES BAND außer Konkurrenz. Manchen Blues-Enthusiasten sind sie vielleicht etwas zu „schrullig“ wie auf ´Them Ol‘ Crossroads Blues´, der aus dem Blues-Schema eher ausbricht und sie die „Crossroads“ zum Abbiegen nutzen.

´Don’t Ever Let Nobody Drag Your Spirit Down´ – besser kann man die Gelassenheit des Alters auch sprachlich kaum ausdrücken. Die Mannschaftsleistung zählt dabei eindeutig mehr als Soloeskapaden. Die Gitarre darf schon mal im geordneten Rahmen aktiv sein. Manchmal klingt’s dann schon etwas nach Hobby Coverband wie bei ´Midnight Bus´. Paul Jones, seines Zeichens Sänger und gerade 80 Jahre jung geworden, hat jederzeit alles unter Kontrolle. Auch ein paar Längen, die sich bei 16 Songs und 65 Minuten Spiellänge einschleichen.

Anderseits kann THE BLUES BAND auch einem alten Gassenhauer wie ´To Love Somebody´ sogar noch etwas Leben einhauchen. Oder ganz intensiv und intim mit gebrochener Stimme auf ´Bring On The Blues´ oder mit hartem Mundharmonika Einstieg im swingenden ´Come On Give Me Some Blues´, das schon fast Straßencharme á la DR. FEELGOOD verbreitet. Aber ´My Love Made You Wrong´ verabschiedet sich wieder schnell vom dreckigen Straßen-Blues Richtung Wohlklang mit feinem Gitarrensolo. Als Abschluss hätte ich mir vielleicht etwas Anderes als das Mitsingliedchen ´Tick Tock´ gewünscht. Letztendlich der einzige wirkliche Ausfall.

Ein Vermächtnis einer Band, die kein Musikgenre revolutioniert hat, aber immer Spaß an ihrem musikalischen Schaffen hatte und diese Freude auf einige Menschen übertragen konnte. Sicher auch mit diesem Abschiedsalbum. Good Bye!

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/OfficialBluesBand/