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LONEY HUTCHINS – Appalachia

~ 1979/2022 (Appalachia) – Stil: Country ~


Loney Hutchins ist ein alter Weggefährte von „Everybody’s darling“ (inzwischen zumindest) Johnny Cash. Er hat für Johnny und seine Frau June ein paar Titel geschrieben, war auch selbst musikalisch aktiv und war auch Maler und Musiktherapeut für traumatisierte Menschen. 1979 hat er selbst ein Album aufgenommen, das jetzt nach langer Zeit seinen Weg in seiner ursprünglichen Form in die Geschäfte gefunden hat. 1983 wurde es schon einmal in kommerziell abgewandelter Zusammensetzung veröffentlicht, ohne wahrgenommen zu werden, weil es für die einen zu wenig Country und für die anderen zu wenig Rock war.

Ob es mit der Wahrnehmung dieses Mal besser wird, bleibt abzuwarten. Zumindest ist seine Country-Spielart glücklicherweise ähnlich gestrickt wie die von Johnny, kein purer US-Schlager. Erdig, nicht zu weich und wenig Gefiddel oder anderes, was normalerweise einem Country-Genuss von meiner Seite entgegensteht. Wobei der zweite Song ´I’ve Got The Feeling´ schon sehr klischeehaft daherkommt und bei ´When You Fall In Love´ die Mainstream-Kiste weit aufgeht, aber trotzdem erträglich bleibt. Und die elektrischen Gitarren werden glücklicherweise nicht ausgesperrt. ´Fall In Love´ könnte auch einer dieser Rossi/Frost-Titel sein, die den alten STATUS QUO-Fans den Appetit auf die Band irgendwann verdorben haben. ´Son Of A No Good Man´ wäre dann sogar ein guter QUO-Titel geworden – durch seine Elektrifizierung im Gitarrenbereich und den Boogie-Charakter. Das macht Spaß. Ich will jetzt aber keine QUO-Anhänger auf die falsche Fährte locken, denn damit sind die Berührungspunkte schon wieder vorbei.

Denn ´Wouldn’t Say It If It Wasn’t So´ sucht sein Heil dann wieder im Country-Mainstream. Kein Wunder, dass der Titel von Johnny Cashs acht Jahr jüngerem Bruder Tommy veröffentlicht wurde, der eher glücklos im selben musikalischen Metier wie sein Bruder tätig war. Weitere Titel, die eher im Mainstream zu finden sind, aber auch dank dem kraftvollen Harry Robinson an der E-Gitarre mehr im Rockbereich als im Country, folgen. ´Mountain Eyes´ und das Titelstück sind dann purer Country mit ein wenig Background-Chor. Die schöne herzerweichende Ballade ´You Still Have That Look In Your Eyes´ beendet ein unspektakuläres Album.

Insgesamt kann das Album allen, die für Country mit leichtem Rockeinschlag ein offenes Ohr haben, ans Herz gelegt werden. Anspieltipps sind das dynamische ´Son Of A No Good Man´ und die leichtfüßige Ballade zum Schluss.

(6,25 Punkte)