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MATT PIKE – Pike Vs The Automaton

~ 2022 (MNRK Heavy) – Stil: Stoner Rock/Doom/Psychedelic/D-Beat ~


Im Kanon von Metal, Stoner, Doom und jedem Riff-basierten Subgenre steht Matt Pike als einflussreicher Gitarrist zweifellos ganz weit oben in der Hierarchie. Der legendäre SLEEP- und HIGH ON FIRE-Mastermind zerschmettert mittlerweile seit mehr als drei Jahrzehnten unaufhörlich Schädel, mit seiner unerschöpflichen Quelle aus Tony Iommi-inspirierten Riffs, Lemmy-esken Sprengladungen und seinem einzigartigen Ton und Stil. Der Einfluss des in Michigan geborenen Künstlers ist seitdem in nahezu allen Formen harter Musik zu spüren, eine Ikone des Stoner & Doom, und seine bisherigen Bandprojekte kann man auch gerne als den Ground Zero für ein ganzes Genre bezeichnen.

Mit seiner Stammband HIGH ON FIRE entwickelte er den Sound und das Songwriting immer weiter voran, ohne dabei auch nur ein Jota der unerbittlichen, zermalmenden Kraft zu opfern, die aus seiner charakteristischen „Les Paul“-Gitarre hervorgegangen ist – ein ausgewachsener Shred-König, nein, schon beinahe sowas wie der „Mount Rushmore“ unter den Riff-Lords!

´Pike Vs The Automaton´ ist nun das erste Soloalbum des Stoner-Gotts, entstanden während des Lockdowns, und gemeinsam komponiert und eingespielt mit Jon Reid, dem ehemaligen Schlagzeuger von LORD DYING sowie zusätzlich versehen mit einigen Beiträgen von Gastmusikern. Pike im Kampf gegen Talos, eine seelenlose Maschine, und als „Der Automat“ der Wächter der Götter in der griechischen Mythologie.

 

 

Das Album bricht dann auch mit  ´Abusive´ und ´Throat Cobra´ als Doppel-Raser gleich aus dem Tor, versehen mit wütend-harten Gitarren und pulsierende Rhythmen unter Pikes unverwechselbarer, kiesgetränkter Stimme. Schnelle Riffs, Mid-Tempo-Parts und fesselnde Leads kennzeichnen die beiden Songs, während ´Throat Cobra´ mal wieder ein prügelndes, tobendes Beispiel für den D-Beat ist, und Pikes schwere MOTÖRHEAD-Anbetung schon sehr früh zu einem Höhepunkt bringt.

´Trapped In A Midcave´ wechselt schließlich den Gang und ist klanglich weitaus näher an SLEEP, wohingegen ´Land´ sogar ein entspanntes Blues-Stück mit Banjo geworden ist, bei dem der Meister gemeinsam mit seiner Ehefrau Alyssa jamt und Brent Hinds von MASTODON ein sengendes Solo im typischen Southern-Style hinzugefügt hat.

Die erste Single ´Alien Slut Mum´ ist ein wuchtiges, psychedelisches Klampfen-Monster mit Anleihen von Industrial, und ´Apollyon´ besticht vor allem durch seinen langsam brennenden Aufbau, der sich in ein schweres Riffing und charakteristische Pike-Leads öffnet. ´Acid Test Zone´ kehrt schließlich in den D-Beat-Ripper-Modus zurück – ein verrückter, verzerrter Hardcore-Punk-Song, der mit voller Lautstärke rausgeschleudert wird, komplett mit den bellenden Vocals.

Das Album schließt mit ´Leaving The Wars Of Woe´, einem rund zehnminütigen Epos mit schwerem psychedelischem Riffing und Dynamik, bei dem Jeff Matz von HIGH ON FIRE phasenweise sogar mit einer elektrischen Saz rockt.

Matt Pike fügt auf ´Pike Vs The Automaton´, wie zuletzt auch mit HIGH ON FIRE, ein paar neue Tricks hinzu, insbesondere durch eine verbesserte Fähigkeit, Tempi nach Belieben zu drücken und zu ziehen, und auch sein erstes Soloalbum überzeugt mit großartigen Hooks und riffverehrenden Hits, die das Genre auch weiterhin bedingungslos vorantreiben.

(8,5 Punkte)


(VÖ: 18.2.2022)
Pic: Juan Carlos Caceres