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SHORELINE – Growth

~ 2022 (End Hits Records) – Stil: Emo-Punk-Rock ~


Punk war früher Nihilismus und lancierte die Anarchie. Punker lehnten die herrschende Klasse entschieden ab. Heutzutage fühlen sie sich in den politischen Gegebenheiten scheinbar pudelwohl. Schließlich sitzen die Jungs und Mädels mit den Nasenringen und hochtoupierten Frisuren sowie ihren „No Future“-Schildern vierzig Jahre später immer noch auf der Straße, während die heutigen schlechtgeschminkten Punks ohne Berufsausbildung in die Politik einziehen.

Es existieren allerdings auch Musiker, die sich der Ängste ihrer Generation und der Zerwürfnisse der Gesellschaft annehmen. Ihnen ist es ein echtes Anliegen, auf die Missstände in unserem Leben aufmerksam zu machen. Hierzu gehören SHORELINE, die erstmals mit einer EP ´You Used To Be A Safe Place´ (2018) und ihrem Debütalbum ´Eat My Soul´ (2019) an das Licht der Öffentlichkeit traten. Sie waren auf hunderten Konzerten auch Support für BASEMENT, SPANISH LOVE SONGS, BOSTON MANOR sowie HOT WATER MUSIC und legen jetzt die mit Spannung erwartete Steigerung ´Growth´ vor.

 

 

SHORELINE können dabei einiges aus ihrem eigenen Leben in den lyrischen Kummerkasten werfen: Turbokapitalismus, Konsumüberfluss, Klimakrise (´Disconnected´), Veganismus (´Meat Free Youth´) und anti-asiatischen Rassismus (bei Sänger Hansol Seung) (´Konichiwa´). SHORELINE nehmen eindeutig Stellung hinsichtlich ihrer Wut und Ohnmacht und positionieren sich mit ihrer Meinung sowie ihren melodischen Punk-Indie-Rock-Hardcore-Songs unzweideutig in unserer Gesellschaft. Da die Hilfestellungen zu diesem Emo-Unterfangen, die Gastbeiträge von Philipp Müller (SMILE AND BURN), Em Foster (NERVUS), von KOJI und Brian McTernan (BE WELL) dem Zuhörer nicht unbedingt ins Gesicht springen, sollten sie zumindest ihre Erwähnung finden.

Viele Melodien für die Nachtruhe und ein frischer Jähzorn zu jedem Geschwindigkeitswechsel werden ganz gewiss jedermann und jederfrau kein Dorn im Auge sein. Denn SHORELINE haben sich mit ´Growth´ selbst übertroffen, ohne in Anarchismus zu verfallen.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/shorelinepunk


Pic: Kathi Sterl