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KÖMMAND – Stubborn Arsenal

~ 2021 (Metal On Metal) – Stil: Blackened Speed Metal ~


Ich mochte den Vorgänger sehr, daher krallte ich mir natürlich diesen Brocken hier für ein Review. Und ich werde nicht enttäuscht. Knatternder Speedmetal mit gar garstigem Gegrowle und Geschrei wird geboten, eingängig bis zum Anschlag, die Riffs schön gestört und morbide, alles wild und mit einer immensen Leidenschaft  gespielt.

Die eröffnende Bandhymne könnte sich im Blackthrash und Blackspeedmetal bald zu einer generellen Hitnummer hocharbeiten. Hieran stimmt einfach alles, was mit dem Genre stimmen muss. Energie, Wildheit, die packende Komposition an sich. Der Sound ist schön lebendig, hat Feuer und ist doch transparent genug, um jedem Instrument den ihm zustehenden Freiraum zu geben. Aber braucht es das? Speedmetal wie dieser, der mich an die Ursprünge des Genres denken lässt, mal abgesehen von gelegentlichen Hyperspeedtrommelparts und den grollenden Death Metal-Vocals (old School übrigens), braucht keinen sauberen Klang und braucht nicht nett und einschmeichelnd zu sein. So ist die Musik dann auch mit dem Charme von Schmirgelpapier in den Ohren gesegnet. Und die geilen Gitarrenakkordfolgen, ich mag es nicht Melodien nennen, weil das auf eine falsche Fährte führen könnte, atmen die Seele des einzig wahren Stahls.

KÖMMAND sind menschlich keine Doofis, ich kenne den Bandkopf und der hat mächtig was auf dem Kasten. Dennoch hat sich ihre Musik kompositorisch eine geniale Primitivität bewahrt, die man erstmal erschaffen können muss, ohne gleich in Belanglosigkeit zu versinken. Es sind Nuancen, welche ´Stubborn Arsenal´ oder den Vorgänger ´Savage Overkill´ zu kleinen Meisterwerken machen, die einem Fan ältester DESTRUCTION, EXCITER und METALLICA zugleich die Rübe abschrauben.

Neben dem Abschrauben der Rübe haben KÖMMAND schon noch andere Talente. Die Instrumente werden zwar mehr oder minder zerhackt, aber technisch versiert, wie man rasch feststellen wird. Ungleich ihren Vorbildern von 1984 sind sie reifer und erfahrener auf Gitarre, Bass und Schlagzeug, auch wenn sie die Kompositionen bewusst einfach gestrickt halten. Viele Passagenwechsel sind so geschmeidig, auch wenn der Song an sich rau ist, dass man als headbangender Zuhörer wunderbar im Fluss bleibt und nicht auf dumme Gedanken kommt. Diesen „Warum machen sie das bloß?“-Gedanken meine ich, den man bei sich überschlagenden Kapriolen mit Verunglückgarantie hat. KÖMMAND sind eben Blackspeedmetal und kein Ultrametal. Was ich übrigens auch begrüße, obschon ich die kolumbianischen Holzfällerschwadronen sehr wertschätze.

Dies ist Musik für in schwarze Jeans und Lederjacke gewandete Metal-Die-Hards, die Energie und entfesselte Leidenschaft über den Song an sich stellen, welcher ja im Falle KÖMMANDS durchaus das Zeug zum Evergreen haben könnte. Natürlich sind Innovationen nicht mehr en Vogue bei den Amis. Warum auch? Man kann diese Musik damit nur kaputtverbessern. Modern passt nicht, hier muss der ursprüngliche Geist des Genres vorherrschen. Spielerisch, das zeigen KÖMMAND, kann man sich auf ein gutes Level bringen, aber die Drums müssen wie eine wilde Jagd treiben, die Gitarren knattern und infernalisch wie ein endloser Strom viermotoriger B-17 Bomber am Himmel singen, die Vocals gehören räudig, obschon mehr eigene Seele, weniger Gekotze hier das ganze noch schöner gemacht hätte. Für mich eine der geilsten aktuellen Blackspeedmetalbands, die hoffentlich auch noch in ein paar Jahren und mit ein paar Alben mehr auf dem Buckel die Headbanger begeistert.

(8 Punkte)