PlattenkritikenPressfrisch

THE FAR CRY – If Only …

~ 2021 (Paid Piper Productions/Just For Kicks Music) – Stil: Prog Rock ~


„Wenn nur das Wörtchen wenn nicht wär, wärst du vielleicht ein Millionär oder ein Prog Rock-Musiker, der auf der Straße singend steht.“

Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre, hätten Robert Hutchinson (Schlagzeug) und Jeff Brewer (Bass, Gitarre, Gesang) vielleicht bereits in den Siebzigerjahren eine große Karriere begonnen. Schließlich spielten sie seit 1976 zusammen ihre Lieblingsmusik, ehe sich ihre Wege erstmals trennten.

In den Achtzigerjahren standen beide zwischenzeitlich bei Connecticuts Prog-Band HOLDING PATTERN unter Vertrag. Doch erst 2013 trafen sie wieder aufeinander und beschlossen, eine gemeinsame Band aus der Taufe zu heben. THE FAR CRY ward geboren. Dabei wäre ´If Only …´ wohl viel früher erschienen, hätten sie nicht erst im Laufe der Jahre Chris Dabbo (Klavier, Keyboards, Gesang) sowie Bryan Collin (Gitarre) getroffen und für ihre Musik begeistern können.

Das Debüt erscheint immerhin 2021 und bietet klassischen Prog Rock der Siebzigerjahre und Neo Prog der Achtzigerjahre, gerne sinfonisch oder auch melodisch vorgetragen, zudem bisweilen sogar knackig frisch und hart wie Prog Metal. Als Reminiszenzen dienen demnach YES und GENESIS, aber auch MARILLION, IQ und ARENA sowie FLOWER KINGS, SPOCK’S BEARD und DREAM THEATER.

´If Only …´ ist kein klassisches Konzeptalbum geworden. Es verfolgt allerdings die Idee, reale Geschehnisse in fiktive Geschichten der Zukunft zu kleiden. ´The Mask Of Deception´ erzählt über elf Minuten wie sich eine Gesellschaft in der kommenden Zeit durch staatliche Kontrolle und eine unklare Politik totalitär wandeln kann. Jeff Brewer betont, kein Impfgegner zu sein, obwohl Parallelen zum Pandemie-Geschehen in den USA zu erkennen sind. Sätze wie „Take the shot or the bus to camp?“ sind dabei gar nicht mehr so fern, etwa in Australien. ´Programophone´ knüpft sich hingegen die für Musiker finanziell völlig unnützen Streaming-Portale vor. Melodic Rock und AOR lassen THE FAR CRY obendrein im dreizehnminütigen ´Simple Pleasures´ herein, mächtigen, sinfonischen Bombast in ´The Missing Floor´. Eindeutige Analogien zu YES sind im beinahe siebzehnminütigen Titelsong zu ziehen. Synthesizer und Mellotron, Bombast oder Zurückhaltung sowie in Rock gegossene Dynamik – alles vorhanden. Kleine Feinheiten sind ebenfalls in den Zwischenstücken ´Winterlude´ und ´Winterlude Warning´ mit Piano und Akustikgitarre auszumachen.

Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre, würden alle THE FAR CRY hören.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/thefarcry/