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ROPES OF NIGHT – Impossible Space

~ 2021 (Golden Antenna Records/Broken Silence) – Stil: Post Punk/Dark Wave ~


Diverse Tonfolgen in Gemeinschaft spielen zu wollen geht regelmäßig mit einer Bandgründung einher. Spielen Musiker allerdings schon langfristig in allerlei Formationen und Formaten, ist es bei einer musikalischen Veränderung äußerst ratsam, dies mit einem neuen Bandnamen schwarz auf weiß zu besiegeln.

IN SOLITUDE führte die Muse 2013 und LUNAR SHADOW 2021 beispielsweise in musikalische Felder, die zuvor auch INTERPOL oder EDITORS aus ganz anderen Genres beschritten hatten. ROPES OF NIGHT sind in dieser Hinsicht konsequenter und gehen als Side-Projekt mit höheren Ambitionen ins Rennen.

Das Kölner Quartett wurde 2019 von Ralph Schmidt gegründet, der ansonsten den Black Metal bei ULTHA auslebt oder sludgigere Geschichten früher bei PLANKS. Gemeinsam mit ULTHA-Schlagzeuger Manuel Schaub (auch ATKA), Gitarrist Martin Stenger (MINUSMAN) sowie Sänger/Bassist Thomas Schindler (UNZUCHT, VEAGAS) lassen sie gleichsam den Metal hinter sich, wenden sich der eigenen Jugend zu und spielen Post Punk sowie Dark Wave der Achtzigerjahre.

Somit wandeln sie unter dem Banner ROPES OF NIGHT ebenfalls auf musikalischen Feldern, die in den letzten Jahren von INTERPOL und EDITORS sowie SOFT KILL und TEMPLE OF ANGELS beackert wurden. Gleichzeitig lieben sie die klassischen Gruppen wie THE MISSION, ECHO & THE BUNNYMEN, THE CHAMELEONS, JOY DIVISION und NEW MODEL ARMY. Selbst Anklänge an U2 und SIMPLE MINDS bleiben dabei nicht aus.

Das Debüt ´Impossible Space´ bastelten ROPES OF NIGHT innerhalb weniger Monate im Frühjahr und Sommer 2020 während der größten Pandemie, die die Welt jemals gesehen hat, zusammen. Aufgenommen, gemischt und gemastert wurde es kurzerhand von Andy Rosczyk (auch ULTHA), so dass den klassischen Kompositionen in dieser Hinsicht der Übertritt in die Gegenwart mühelos sowie metallisch dekoriert gelang.

 

 

Die kalten Hände zittern vor dem Gesicht, doch die Seele strahlt uns zwischen den Fingern hindurch an. Jeder kann es sehen. Niemand sollte das Strahlen übersehen. Es klopft. Die Augen öffnen sich. Der Rhythmus bittet um Einlass. Synthesizer schwirren, der Bass kommt hinzu. Die Gitarre steigt ein und führt den Hörer mit ´Another Closing Door´ wieder in das Jahr 1982: „We fall, we fail. Everything we do is made of doom. Just like humans do.“ Der Dark Wave wird zum Leben erweckt. ´The Whispers´ steigt rockend aus der lang vergessenen Gruft und hangelt sich in seinen Steigerungen in Richtung Licht: „In the depths of your eyes. There’s been heartache and pain.“ Da nach dem Verlust des ursprünglichen Sängers Thomas Schindler das Mikrofon übernahm, sollten vertraute Ohren insofern auch an VEAGAS erinnert werden.

Die Augen funkeln. ´Perfect Prison´ nimmt die Melancholie von Herzen an und tanzt durch die regnerische Nacht. Die Freude am Ausfallschritt greift ´Vanishing´ auf und stachelt alles Tänzelnde zum einprägsamen Band-Slogan an: „Life is a long time coming. You’ll never be happy again.“ Zur angeborenen Langsamkeit suhlt sich ´The Drowning Lesson´ in glückseliger Grämlichkeit, die ´What’s Done Is Done´ versucht, rockend und ´Lunacy By Which We Kneel´ wieder richtig flott klingen zu lassen. Hände vom Gesicht, Augen auf. Ein weiser Ratschlag von ´If Death Was A Color´ folgt auf den Weg: „Mama said son be aware when darkness calls you. Cause it always calls you before it kills. Mama said son of autumn when darkness calls you. When it calls you give up the ghost.“

(7,5 Punkte)

 

https://facebook.com/ropesofnightband


Pic: Daina Forys