~ 2021 (Independent) – Stil: Hard Rock/Proto-Metal ~
Wer mit „dem Riff“ von LED ZEPPELINs ´Immigrant Song´ ganz unverfroren eröffnet und dieses Klassikerriff durch den ganzen Song schleppt, ist entweder frech, selbstverliebt oder einfach schamlos untalentiert, weil er/sie auf eines zurückgreifen muss, das Musikgeschichte geschrieben hat. Oder soll mit diesem Song gleich klargestellt werden, wo der musikalische Hammer oder die Roots der Truppe aus Oakland, Kalifornien, hängt? Der Fünfer, aus drei Frauen und zwei Männern bestehend, liefert nach einem großartigen Demo in 2018, nun seinen ersten Release auf Vinyl und Tape. CD wird aktuell gar nicht angeboten. Konsequent „Retro“ würde ich da mal behaupten, dafür kann man allerdings aber das Teil als „digitales Album“ downloaden. Was dann wiederum dem Zeitgeist geschuldet ist, um auch jüngere Fans anzusprechen.
Folgendes muss ich einfach mal von der Bandseite übersetzen und so im Raum stehen lassen:
„Stellen Sie sich eine alternative Realität vor, in der Stevie Nicks spontane Late-Night-Jam-Sessions mit THIN LIZZY abhielt. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der JUDAS PRIEST ´Satori Part I´ anstelle von ´Diamonds And Rust´ neu interpretiert. Wenn ein Superfan diese wilden Aufnahmen in die Hände bekommen und sie auf ein Bootleg-Mixtape gepackt hat, könnte Ihnen das eine Vorstellung davon geben, wie PSYCHIC HITs Debüt-Demo „Promo 2018“ klingt.
Obwohl der Sound von PSYCHIC HIT stark von 70er-Jahre-Größen beeinflusst ist, ist die Band alles andere als ein Anachronismus. Wie moderne Zeitgenossen wie KADAVAR, LUCIFER und HÄLLAS versucht PSYCHIC HIT, die Rockmusik nach ihrem eigenen Bild neu zu gestalten, anstatt einfach nur vergangene Epochen zu imitieren. In einer Zeit, in der die dunklen Mächte der Monotonie und Monokratie am Horizont auftauchen, appellieren PSYCHIC HIT an ihre Hörer, die regenerative, gemeinschaftliche Kraft des Rock n Roll anzunehmen.“
Diese “Beschreibungen” sagen schon viel über das Selbstverständnis der Band aus. Und ich muss gestehen, auch wenn ich mit leichter Skepsis den 6-Tracker aufgelegt habe, das Teil begeistert. Ob treibend Heavy, verspielt Seventies, wild Hard-rockig oder steil Proto-Metal, PSYCHIC HIT treffen ziemlich genau immer zwischen die Augen. Zudem kommt mit Ariana Jade eine Sängerin ins Spiel, die mal so richtig Power in der Röhre hat und auch „Höhe“ kann.
Während man sich mit dem Opener ´Livin´On´ vor erwähnten LED ZEPPELIN verneigt, haut man mit ´Constellation´ eine treibende Proto-Metal Nummer raus, die sich zwischen JUDAS PRIEST und LUCIFER`S FRIEND bewegt. Hammer Song. Dagegen wühlt man sich mit dem dritten Track ´Orocovis´ in atmosphärische HAWKWIND-Gefilde und räubert sich gegen Ende hin durch schnelle BLACK SABBATH-ähnliche Bangerriffs. Äußerst massiv geht es hier zu! Gesanglich kommen hier, und auch in den anderen Songs, immer mal wieder Parallelen zu TOWERs Sarabeth Linden auf! Geiler Mix.
Die gewaltigen stilistischen Schwankungen von Song zu Song sind verwirrend, aber auch extrem interessant. War man eben noch HAWKWIND/SABBATH-mäßig unterwegs hauen sie einem mit einem Vierkantholz namens ´Left For Dead´ das Esszimmer komplett raus. Rabiater, schneller Proto-Metal mit einer fast schon punkigen Note. Davon könnte es deutlich mehr in Zukunft geben! Sehr geil. Und der Gesang- Fucking Goosebumps!!
Dann mit ´Hand Of Fate´ eine harte Retronummer, die man locker auf eine Stufe mit den besten KADAVAR-Tracks stellen kann. Auch hier wieder die ausdrucksstarken Vocals, die zudem auch an eine junge Ann Wilson von HEART erinnern. Sehr geiler Rhythmus gegen Ende. Knackehart der Track. Der letzte Song der EP namens ´California Burnin`, erinnert mich an THE RUNAWAYS. Allerdings ist das Riffing massiv drückender und härter. Der Refrain erinnert aber unweigerlich an genannte Ladys.
´Solutio´ ist, wenn man es nicht gehört und nur darüber gelesen hat, musikalisch nichts Neues, aber dennoch haben alle sechs Songs eine große magische Ausstrahlung und leben von einer intensiven Gitarrenarbeit, einem ganz großen Gesang und einer Wildheit, die die meisten Retro-Truppen kaum noch drauf haben, weil man viel zu kalkuliert und seelenlos Songs nach vorgegebenen Mustern zockt. Sicher klauen PSYCHIC HIT auch alles, was nicht niet- und nagelfest ist, aber es kommt gewagter, wilder und intensiver rüber und das macht die Scheibe so hörenswert.
(extrafette 8,5 Punkte)
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