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MORAST – The Palingenesis (EP)

~ 2021 (Ván Records/Totenmusik) – Stil: Blackened Death/Doom ~


Zwei Songs im bandüblichen 5-6 Minuten-Umfang umfasst dieses wortwörtliche Lebenszeichen aus der pandemischen Leichenstille, und dient gleichzeitig der Einführung des neuen Sängers nach dem Weggang von F. im letzten Jahr. Das erste, was man von Z. (ENDSTILLE, GRAUPEL, ex-NAGELFAR – ihr wisst, um wen es geht…) hört, ist Wimmern und ein vorsichtig geflüstertes „Silence…“ bevor er sich selbst langsam lauter werdend vorstellt. Seine Vocals klingen fraglos deutlich mehr nach Black Metal als F.s Bellen, er hat seinen Ausdruck und Umfang jedoch dem MORAST‘ schen Stil, sprich: der absoluten existenziellen Düsternis, angepasst und die Stimmbänder nochmal abgründiger nach unten fallen lassen, und besticht durch eine sehr wandlungsfähige Vorstellung zwischen sakralem Klargesang, knurrenden Growls und furchterregenden Screams. Der exilierte Öcher Jong ist ganz klar ein Gewinn für die Rheinländer!

 

 

Und die haben vor allem Hunger aufs Spielen. L., der die EP auch aufgenommen hat, agiert geradezu entfesselt in ´Augmentation Of Time´, man spürt, wie er angestaute Emotionen herauslassen muss. Aber nicht nur er hat Bock, auch die Saitenfraktion schraubt sich nach anfänglichem, suchend-zögerlichen Ausloten innerer Tiefen in einen schwarzen, repetitiven Rausch, wie er typisch für MORAST ist: leidenschaftliche Kälte, hoffnungslose Sehnsucht – sie sind die Spezialisten paradoxer Seelenzustände am dunklen Ende der Gefühlsskala.

Und Andy Rosczyk verleiht den beiden Stücken nochmals einen abgrundtiefen und kalten Nihilismus – mit einer emotionalen Hintertür. Immer alles andere als eine Li-La-Laune-Band gewesen, verarbeiten sie die Zweischneidigkeit zwischen klaustrophober, bedrängender Einsamkeit (´In Gloam´), aber auch der Chancen der Isolation des Pandemiejahres (´Augmentation Of Time´) in einer gleichzeitig distanzierten wie auch intimen Weise. Gerade J.s Gitarre stellt subtil und trotzdem eindringlich immer wieder und wieder viele Fragen – wie geht’s weiter, kommen wir überhaupt je wieder heraus aus dem Ganzen? Und wenn ja, was hat sich und wie hat es uns verändert? Oder geht alles weiter seinen gewohnten Weg, ist alles, wie es der Plattentitel andeutet, nur ewige Wiederholung des karmischen Rades?

MORAST mögen alle Antworten kennen, und haben mit dieser EP die Spannung und Vorfreude auf den Nachfolger von ´Il Nostro Silenzio´, den wir weiterhin sehnend und süchtig erwarten, nochmals gesteigert.

(8 Punkte)

 

 

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