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MOTÖRHEAD – Louder Than Noise… Live in Berlin

~ 2021 (Silver Lining Music / Motörhead Music) – Stil: Motörhead ~


Ich höre mich derzeit durch alle möglichen Live-Konzerte, die auf den CD-Deluxe-Editions der MOTÖRHEAD-Veröffentlichungen von ´Overkill´ über ´Iron Fist´ und ´Another Perfect Day´ bis ´Rock’n’Roll´ vorhanden sind. Und es macht immer Spaß, weil MOTÖRHEAD live (bis auf wenige Ausnahmen, wo der Sound eine absolute Katastrophe war) immer ein großes Vergnügen bereitet. ´No Sleep Til Hammersmith´ wird der absolute Klassiker bleiben, aber auch ´Everything Louder Than Everything Else´ war nahe am perfekten Live-Album (und das Konzert auf der Tour damals in Mannheim nahe am perfekten MOTÖRHEAD-Konzert). Live-Alben von Lemmys Band gibt es ausreichend. Warum dann ein neues?

Nun, dieses 2012 in Berlin aufgenommene Live-Album spiegelt erst einmal eine ganz andere Lebensepisode von MOTÖRHEAD wider und auch eine nicht mehr so einfache Lebensphase von Lemmy. „Guten Abend“ und dann „We are MOTÖRHEAD“ und schon geht es los. Tausendmal gehört (nein, nicht gerade den Eröffnungstitel ´I Know How I Die´, aber die Band an sich), aber gleich fühlt man sich wie zuhause im MOTÖRHEAD-Kosmos. Lemmy hört man zwar schon die Kurzatmigkeit etwas an, er geht aber wie immer total ambitioniert und mit vollem Herz ans Werk. Da gab es aber auch keinerlei Zweifel.

 

 

Die Songauswahl berücksichtigt neben Songs um 2012 auch Klassiker wie ´Stay Clean´ oder ´Killed By Death´, ´Overkill´ und natürlich ´Ace Of Spades´ oder das völlig unterbewertete ´Metropolis´. Tausendmal gehört und tausendmal habe ich mich wohlgefühlt und bin (innerlich) mitgebangt. Aber auch nicht so oft Gehörtes wie der ´Overkill´-Klassiker ´Damage Case´ oder die 1979 veröffentlichte B-Seite der ´Bomber´-Single ´Over The Top´ erfreuen das Herz in Pik-As Form.

´Going To Brazil´ und das achtminütige dynamische ´The One To Sing The Blues´ von ´1916´ und ´You Better Run´ von ´March Or Die´ berücksichtigen auch die Zeit, als die Plattenfirma „Epic“ versuchte, aus MOTÖRHEAD eine „Hair Metal Band“ zu machen (nicht gleich zum Lynchen aufrufen, ich mag die beiden Alben sehr gerne und Lemmy war nie Steven Tyler, dafür sah Lemmy zu gut aus).

Phil Campbell ist in überzeugender Spiellaune (beim zweiminütigen ´String Theory´ darf er sich etwas austoben, nicht nur bei ´Over The Top´ ist er einfach „Fast Philly“). Mikkey Dee trommelt ambitioniert wie immer (bei ´Overkill´ kann man über seine präzise Powertrommelei einmal mehr staunen), auch das stand außer Frage. Der Sound ist powervoll, aber nicht zu „clean“. Nur manchmal klingt Lemmy etwas müde wie bei ´Doctor Rock´. Aber ansonsten: Wie kann man diese Band nicht total lieben und auch das gefühlt 89. Live-Album nicht voller Begeisterung goutieren? Und bei ´The Chase Is Better Than The Catch´ oder ´Killed By Death´ einfach sofort mitgrölen?

Long Live Lemmy! Ein weiteres schönes Zeitdokument mit bleibendem Wert.

(Ohne Wertung)


Pic: Pep Bonet / NOOR
(VÖ: 23.04.2021)