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LUNAR SHADOW – The Smokeless Fires

~ 2019 (Cruz del Sur Music) – Stil: Heavy Metal ~


LUNAR SHADOW unternehmen den nächsten Schritt, um ihren Stuhl an der Ahnentafel weiter nach vorne rücken zu dürfen. ´The Smokeless Fires´ ist das erhoffte Vier-Sterne-Menü, das nicht nur durchgehend hochwertige Kost bietet, sondern mit einigem glitzernden Sternenstaub aufwarten kann.

Das Quintett musste zuletzt einen Sängerwechsel verkraften, ebenso wie die seit dem Debüt ´Far From Light´ immens gesteigerte Erwartungshaltung. Robert Röttig heißt der Knabe, der hinter dem Mikrofon eine neue Ära einläuten soll. Musikalisch haben sich die Männer um Gitarrist/Mastermind Max „Savage“ Birbaum ebenfalls ins Zeug gelegt, außergewöhnliche Kompositionen zu kreieren.

 

 

Die ersten Sekunden lassen bereits den neuen und filigraneren Ansatz erkennen. Ein brennender Holzscheit und eine Klaviermelodie gaukeln eine heimelige Richard Clayderman-Atmosphäre vor, doch ´Catch The Fire´ entfacht wahrhaftig das eingefangene Feuer, rockig im Schritt, episch in der Tonfolge. Einerseits springt die klassische Power des Heavy Metal übers Ohr in die Gedärme, andererseits ertönen die gewohnten Doppel-Leadgitarren in alter DISSECTION- oder IN FLAMES-Darbietung. Vogelgezwitscher und ein Uhu kündigen ´Conajohara No More´ an, das in seiner Epic die schnellen Gitarrenläufe erst im heroischen Kehrreim, der überhaupt im Laufe des Albums niemals überstrapaziert wird, offen legt. An vergangene Bandtage erinnert ´Laurelindórenan´, weit teutonisch-melodischer und kräftiger in der Ausführung und als powervoller Metal klassifizierbar.

Orientalischer Frauengesang eröffnet das acht-minütige ´Red Nails (For The Pillar Of Death)´ und zeigt die wahre Power der Formation. Das Nonplusultra sind jedoch ´Roses´ und ´Hawk Of The Hills´. Erstgenannter ist bereits jetzt der neue Evergreen von LUNAR SHADOW, ein außergewöhnlicher und epischer Gesang lädt im Höhepunkt zum Verweilen oder Niederknien ein.

Plant you hopes, caress the gun
She said
Take my hand and run
Love is deciduous
Sepulchre of your dreams
You fight, you pray, you carry a light
You cry into the dead of night
Thorns set to be apart
And Roses bloom inside your heart

´Hawk Of The Hills´ ist dagegen eine einzige musikalische Feuersbrunst. Erneut fordern die Gitarrenläufe den Wahnsinn heraus und der Gesang setzt, ehe das Lied seinen Weg zum Ausklang nimmt, zu einigen hohen und spitzen Schreien an. Wer bereits kniet, darf ab der Mitte des Werkes in dieser Position weiter innehalten. Vollkommen sphärisch entrückt ertönt ´Pretend´ als schleier- und schattenhaftes Klavierstück, das sich aufsehenerregend in die nächste Playlist mit ´Lost Reflection´ schmuggeln wird, auch wenn es von seiner Gemütslage anders gestaltet ist.

(8,5 Punkte)


(VÖ: 14.6.2019)